"Alle Mann an Deck!" |
von Horst Glameyer Da stiegen sie die schmale Gangway hinauf, innerlich hin- und hergerissen zwischen Abschiedsschmerz und Hoffnung auf ein besseres Leben in einem fremden Land, die Auswanderer: Einzelne, Paare und ganze Familien. Deutsches Auswandererhaus Der Besuch dieses Hauses in Bremerhaven bleibt unvergesslich. Auf dem weiten Rundgang lernt der Besucher nicht nur die unterschiedlichen Auswandererschicksale durch die Jahrhunderte hindurch kennen, sondern auch die Bedingungen fast mitzuerleben, unter denen Auswanderer auf den Schiffen des Norddeutschen Lloyds von Bremerhaven in eine Zukunft fern der Heimat fuhren. Einschiffung Bereits in der Wartehalle wurde der Auswanderer auf einem Schild in der damals üblichen Frakturschrift vor den vielfältigen Gefahren gewarnt, die ihm noch an Land drohten, bevor er an Bord gelangte. Dann endlich stand er mutterseelenallein, mit seiner Liebsten oder mit seiner Frau und seinen Kindern zwischen Koffern und Kisten in der Dunkelheit auf dem Kai. Vor ihnen ragte die schwarze Bordwand mit unzähligen Bullaugen in schwindelerregende Höhe. Nur über eine bedrohlich aussehende schmale, steile Gangway führte der Weg an Deck. Manch einer wird seinen ganzen Mut gebraucht haben, um dort hinauf zu steigen, ohne im letzten Augenblick wieder umzukehren und daheim zu bleiben. Überfahrt 1854 auf der "Bremen" Der Besucher des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven erfährt nicht anhand von Bildern und Schautafeln, wie es den Auswanderern an Bord der Schiffe während verschiedener Zeiten erging, nein, der Rundgang führt ihn in ihre Schlafräume und Kabinen. Zuerst kann er einen Blick unter Deck des Segelschiffes "Bremen" werfen, das noch vor der Gründung des Norddeutschen Lloyds am 2. Februar 1857 mit Auswanderern den Atlantik überquerte. Der Boden schwankt unter seinen Füßen. Er hört die nebeneinander liegenden Menschen in den niedrigen Kojen husten und schnarchen. Je nach Wetterlage mussten sie in drangvoller Enge fast zwei Monate ausharren, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Auf dem Schnelldampfer "Lahn", 1887 Neben den für ihn bestimmten Informationsständen sieht der Besucher eine Mutter mit ihren beiden Kindern in einer Kabine für Auswanderer im Zwischendeck sitzen, die im Vergleich zum Schlafraum auf der "Bremen" 33 Jahre früher nahezu luxuriös wirkt. Die 3. Klasse der "Columbus" Nach dem Umbau 1929 der "Columbus" des Norddeutschen Lloyds finden die weniger bemittelten Auswanderer in der 3. Klasse schon einen annehmbaren Speiseraum für sich. Hier und auf dem Gang entlang der Kabinen sieht der Besucher durch die Bullaugen das Meer wogen. Mit dem schwankenden Boden unter seinen Füßen, den simulierten Schiffsgeräuschen und den Rufen der Matrosen glaubt er fast, auf See zu sein. Ellis Island und das Forum Migration Auf dem weiteren Rundgang gelangt er in die Nachgestaltung der Einwanderungshalle auf Ellis Island vor New York und kann sich prüfen, ob er den Fragentest bestanden hätte, um in die USA einwandern zu können. Im Forum Migration besteht die Möglichkeit, mit Hilfe von Daten Nachforschungen über den Verbleib einstiger Auswanderer anzustellen. Speisekarte Im Restaurant des Deutschen Auswandererhauses kann der Gast im "Speisesaal-Kurier" u. a. auch nachlesen, wie groß der Verpflegungsunterschied um 1850 für die Kajütenpassagiere und die Auswanderer im Zwischendeck war. Links: Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven Deutsche Auswanderer-Datenbank: Startseite Auswandererhafen Bremerhaven Freundeskreis Deutsches Auswandererhaus
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