von Elisabeth Grupp
In gewissen Zeitabschnitten
versucht man sein Leben zu bilanzieren und so geschah es auch am Ende der
Erziehungszeit unserer fünf Kinder. Was könnte ich mit meinen erlernten Berufen
am letzten Abschnitt einer beruflichen Zeit anfangen?
Zunächst die
Haus- und Nachbarschaftshilfe
Da drei Kinder noch in der Familie lebten, fiel meine Wahl auf die „ Haus- und
Nachbarschaftshilfe". Die Arbeitszeiten fand ich flexibel, passend zum
häuslichen Ablauf des Tages und vor allem nicht vertraglich bindend.
Die Haus- und Nachbarschaftshilfe bestand aus einer Gruppe von 20-25
Hausfrauen, organisiert durch eine Fachfrau und Krankenschwester. Bei regelmäßigen
Zusammenkünften, oft begleitet mit Fachvorträgen, wurden wir für unsere Aufgabe
geschult. Jedes Jahr konnten wir im Wechsel ein Pflegeseminar besuchen, das
meistens eine Woche dauerte. Die Gemeinschaft war bereichernd.
Die Arbeitsvergütung war sehr gering, man konnte es betrachteten als „Gottes
Lohn". Nach dem Tod meiner zu pflegenden Personen und wegen der immer mehr frei
werdenden Zeit als Mutter, begann ich dann im örtlich gelegenen Altersheim mit
einer festen Anstellung in der Pflege zu arbeiten.
Nach einigen Jahren bezahlter Tätigkeit
in diesem Alten- und Pflegeheim kam der Tag, an dem ich meinen Spind räumte und
in die Rente entlassen wurde. Einige der Kolleginnen waren mir zuvor gekommen,
während andere mir folgten. Eines Tages lud ich sie ein, um ihnen den Vorschlag
eines Rentner-Treffs zu unterbreiten.
Es war Begeisterung vom ersten Moment an. Wir suchten uns ein Lokal unserer
Wahl und zum Glück konnten wir so lange wechseln, bis wir den uns genehmen
Standort mit guter Betreuung fanden. Mit der Zeit fanden wir einen Winter- und
einen Sommerstandort. Der Kaffee und der Kuchen mussten gut sein, dazu ein
gemütliches Ambiente vorherrschen. Damit unsere Anwesenheit nicht alltäglich
wird, wechseln wir immer wieder, um die spätere Wiedersehensfreude beim
Gastwirt zu erhöhen.
Aus früheren Zeiten
Anfangs hatten wir eine Schriftführerin, die Berichte und Einladungen zum
Treffen schrieb. Wir versuchten gemeinsam, verschiedene Wege auszuarbeiten und
Wünsche aufzuspüren.
Was wollen wir Frauen?
Wir wollen einige Stunden gemeinsam verbringen, ohne Sorgen, in Fröhlichkeit,
Gelassenheit,
persönlichen Austausch pflegen, diskutieren und Informationen sammeln.
Wir waren die ersten Rentnerinnen seit der Gründung des Altersheims und gaben
uns den Namen „Die flüggen Rentner".
In der Zwischenzeit sind wir um die 25 Frauen aus allen Bereichen des Hauses,
die sich über viele Jahre in persönlichen und betrieblichen Belangen kennen
gelernt hatten. Besonders während der Nachtwachen erzählt man sich gerne auch
Persönliches, um den aufkommenden Schlaf
zu vertreiben.
Wir nehmen Anteil aneinander in Freud und Leid, bei Geburtstagen, Hochzeiten,
Geburten und Erlebnissen der Enkelkinder, aber auch bei Leid, wenn unsere
Kolleginnen oder deren Männer abgerufen werden. Wir stehen ihnen und der
Familie in ihrer Trauer bei.
Doch nicht nur beim Feiern sind wir groß
sondern auch bei ehrenamtlichen Aktivitäten sind wir schlagkräftig.
So arbeiten einige ehrenamtlich im Alten- und Pflegeheim und zwar im
„Sonnenstüble". Dies ist ein eigens für demente Bewohner eingerichteter Raum
mit überaus liebevoller Betreuung. Andere haben das Cafe im Haus übernommen und
bewirten drei Mal in der Woche Hausbewohner und Gäste von außerhalb mit Kaffee
und Kuchen. Selbstverständlich backen sie alles selber.
Auch Cari-satt das neu eröffnet wurde, wird von unseren Frauen geführt. Hier
können Harz 4 Empfänger oder sozial schwache Leute einkaufen.
Einmal monatlich wird im Gemeindehaus ein Essen zu günstigen Preisen angeboten.
Im Durchschnitt sind es 60 bis 70 Personen, die dieses Angebot annehmen. Die
Frauen planen, kaufen die Zutaten ein und kochen zusammen ein köstliches Menü.
Unsere Tätigkeiten werden anerkannt
Für alle diese Tätigkeiten braucht es viel Kraft, großes Planungs- und
Übersichtsvermögen, Ausdauer und auch Verständnis des Partners.
Von Zeit zu Zeit berichten unsere Frauen über ihre Arbeit bei unseren Treffen,
oder wir lesen Lobenswertes von ihren Tätigkeiten im Gemeindeblatt. Für uns
alle ist es dann bereichernd und es befruchtet die gegenseitige Arbeit.
Was wäre die Gemeinde ohne unsere ehrenamtlichen Frauen!!!
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