Panel 3 – Zusammenfassung

Am 27. Mai 2011 fand das dritte Forum mit dem Titel
„Bewegte Leben –Mobilität und Migration“
in  Traun/Oberösterreich statt.

Nach Begrüßung durch Projektleiter Harald Kutzenberger sprach
Herr Bundesrat Efgani Dönmez über
„Perspektiven der Migrationspolitik“.
Die oftmals instrumentalisierte, emotionale Thematik sieht Dönmez als Chance für die Gesellschaft, wobei Strukturen für die Integration nötig sind. Nach einem kurzen Überblick über die Anfänge der Anwerbung von Gastarbeitern vor allem aus den Ländern Ex-Jugoslawiens und der Türkei und den Wandel der Anforderungen an Arbeitskräfte aus anderen Ländern, wandte sich Herr Dönmez den laufenden Änderungen des Fremdenrechts und dem Thema Integration zu. Hier sieht er als wesentlich die zwei Aspekte:

  • Angebote der Gesellschaft und das
  • Annehmen dieser Angebote

Wichtig ist hier die Koordination sowohl auf nationalstaatlicher als auch auf EU-Ebene.

Im Anschluss ging Dönmez auf die spezielle Situation der Stadt Traun mit dem höchsten Migrationsanteil Österreichs ein. Als Problem sieht er die teilweise starke Einflussnahme nationalistischer Gruppen und der Herkunftsländer auf die Migranten. Auch die Wohnungspolitik fördere Ghettobildung.

Für Dönmez bilden drei Säulen eine Chance für die Besserung der Situation:

  1. Rot-weiß-rot-Karte: Menschen, die gebraucht werden können ins Land. Hier sieht er Österreich als zu langsam, da besser qualifizierte bereits in anderen Ländern sind.
  2. Fördern und fordern: z. B. Mütter lernen deutsch
  3. Kürzung der Asylverfahren

Der zweite Vortrag von Frau Liljiana Gehrecke vom Europahaus Vukovar befasste sich mit dem Thema „Miteinander leben lernen“.
Sehr beeindruckend schilderte Frau Gehrecke ihre Arbeit zur Traumabewältigung und Versöhnung der Menschen aus Vukovar. Eingangs zeigte sie die Ursachen der Spaltung in der Bevölkerung Vukovars durch die Kriegsgeschehnisse auf. Vertreibungen, Morde und Verschleppung in Konzentrationslager haben das Vertrauen unter den ethnischen Gruppen sehr nachhaltig gestört und großteils zerstört. Seelische Traumen lassen die Menschen auch körperlich schon viele Jahre leiden. Feindbilder und schwarz-weiße Darstellung der Ereignisse verhindern eine Versöhnung der ethnischen Gruppen.
Für Frau Gehrecke gibt es jedoch keine Alternative zur Wiederherstellung der Gemeinschaft.
Im Europahaus Vukovar hat sie sich deshalb dieser Aufgabe gewidmet.

Diese Arbeit ruht auf drei Säulen:

  1. Arbeit mit einzelnen Bürgern
  2. Öffentlichkeitsarbeit
  3. Arbeit mit Jugendlichen

Zu 1) Bei der Arbeit mit einzelnen Menschen sind wichtige Punkte:

    • Einzelgespräche
    • Körperübungen
    • Massage von Akupressurpunkten
    • Entspannungsübungen
    • Mentalübungen / Meditation

Ärztlich Untersuchungen begleiten das Programm.
Bei Befragungen und Untersuchungen am Ende der jeweilig dreimonatigen Arbeit zeigen sich folgende Resultate:

  • Besserung der Gesundheit: 70 %
  • Besserung des Gemütszustandes: 80 %
  • Reduzierung des Medikamentenkonsums: 75%

Vor allem zeigt sich bei den Teilnehmern eine deutliche Erhöhung der Toleranzfähigkeit und des Selbsrvertrauens.

Zu 2) Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist die Überwindung von Feindbildern.
Hier sind folgende Punkte wichtig:

  • Tribüne des Europahauses Vukovar (Vorlesungen, Gespräche am Runden Tisch, lokale und internationale Konferenzen, Workshops im Rahmen der Konferenzen)
  • Zusammenarbeit mit den Religionsgemeinschaften (Persönliche Kontakte, Ökumenische Gebete, Gespräche am runden Tisch, gemeinsame Konzerte geistiger Musik)
  • Zusammenarbeit mit den Schulen

Zu 3) Ziel ist die Aufklärung der Jugendlichen
Hier sind folgende Punkte wichtig:
Grenzübergreifende Kontakte
Förderung der Selbstverantwortung
Förderung des Selbstvertrauens
Förderung gewaltfreier Kommunikation
Förderung der Kreativität

In einer Einzelarbeit zum Thema „Lebenslinien“ zeichneten die Teilnehmer des Forums auf großen Landkarten des Donauraums ihre Lebenslinien und die ihrer Vorfahren auf. Hier wurden teilweise große „Wanderungen“ sichtbar. Kaum jemand hatte nicht „Migrationshintergrund“.

Den Abschluss bildeten die Erzählungen des Musikers und Musiklehrers Mansur Bildik aus seinem erlebnisreichen Leben: „Ein europäisches Leben – als Musiklehrer von Anatolien nach Wien“. Er gab sehr persönliche Eindrücke eines Migranten mit humorvollen Anekdoten aus seinen Erfahrungen mit Fremdenpolizei und Grenzkontrollen. Als praktisches Beispiel für die Bereicherung durch Migration gab Mansur Bildik als Abschluss einen Einblick in seine Virtuosität beim Sazspiel.

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