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_ _ Berches - Festtagsbrot der Juden
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_ Brot in Russland
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_ _ Brot und seine Bestandteile
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_ _ Brot in der Türkei
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_ _ Slowenien - Über das geliebte Brot
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_ _ Bratislava - Brot und Esskultur
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Brot in Russland

Stand:


Natascha Anikina

Projekt Brot in Russland. Einige Skizzen zum Brot

Was ist Brot in Russland ?- Alles.
Brot ist das wichtigste Lebensmittel, Brot ist ein Begriff der Gastfreundlichkeit, Brot ist Leben. Das russische Sprichwort lautet: Brot ist für alles ein Haupt. In den russischen Familien ist Brot den ganzen Tag auf dem Tisch. Ohne Brot gibt es kein Frühstück, kein Mittagessen, kein Abendessen: zum Frühstück und Abendessen isst man gern Weißbrot, zum Mittagessen Roggenbrot. Mit Brot isst man bei uns Salat und Suppe, Kartoffeln und Fleisch, Pelmeni und Brei oder auch Makkaroni.

'Chleb da Soll', d.h. 'Brot und Salz', so begrüßt man schon seit Jahrhunderten in Russland die Leute, die am Tisch sitzen. 'Brot und Salz' bedeutet im Russischen 'Bewirtung' und 'Gastfreundlichkeit'. Es gibt auch ein zusammengesetztes Wort 'chlebosolstwo', das aus den Wörtern Brot und Salz besteht und Gastfreundlichkeit heißt.

Mit Brot und Salz sind in Russland viele Sitten und Bräuche verbunden.

z.B. Mit Brot und Salz empfängt man einen gern gesehenen Gast. Dazu wird ein besonderes, feiertägliches Brot gebacken, groß, hoch und schön geschmückt. Oben in der Mitte des Laibes ist ein Salzfass. Den Laib legt man auf ein langes, schön besticktes oder bemaltes Handtuch / 'Ruschnick' genannt/ und ein junges Mädchen, mit der russischen Tracht bekleidet, reicht dem lieben Gast mit tiefer Verbeugung das Brot. Das heißt alles 'Herzlich willkommen' Der Gast nimmt es mit Dank, bricht ein kleines Stück ab, taucht es in Salz ein und isst auf. Auf diese Weise äußert er den Gastgebern seine Achtung.

Ebenso mit Brot und Salz auf dem Handtuch empfangen die Brauteltern nach der Trauung vor dem Haus ein junges Paar. Oft werden die Vermählten auch noch mit Weizenkörnern bestreut.

Jede gute Hausfrau sorgt vor allem dafür, das es zu Hause Brot gibt. Früher konnten viele Frauen Brot selbst backen, z.B. während des Krieges.

Als der Krieg ausbrach, war ich noch ganz klein. Mein Vater wurde einberufen und meine Mutter fuhr mit mir zu ihren Eltern, die in einer kleinen Stadt an der Wolga lebten. Bis zum Ende des Krieges wohnten im Hause der Großeltern noch 3Tanten mit ihren Kindern, insgesamt 12 Menschen: 6 Erwachsene und 6 Kinder. Ich kann mich kaum daran erinnern, wie wir damals gelebt und was wir gegessen haben. Meine Mutter erzählte mir später, dass man für ihr Monatsgehalt auf dem Markt ein Kilo Brot kaufen konnte. Aber eine Szene ist in meinem Kopf deutlich haften geblieben. Wir Kinder sitzen in der Küche und warten mit Ungeduld auf unser Abendessen. Die Großmutter kommt mit dem Milcheimer, gießt jedem von uns eine Tasse Milch und gibt ein Stück Brot. Es schmeckt wunderbar! Es konnte nichts besser schmecken.

Nach vielen Jahren bat ich einmal meine Mutter, Brot nach dem Rezept der Großmutter zu backen. Sie war erstaunt und erklärte, dass das damalige Brot mehr aus Kleie, Spreu und Kartoffeln als aus Mehl bestand. Bestimmt ist der Hunger nicht nur der beste Koch sondern auch der beste Bäcker.

Heute kann man in Russland verschiedene Lebensmittel kaufen, die Auswahl ist groß, aber das wichtigste Lebensmittel war und bleibt Brot: ohne Brot schmeckt nichts!