Das Weltfinanzsystem – ein Kartenhaus?

Einführung in das Projekt

Horst Westphal

In diesem Projekt wollen wir uns beschäftigen mit dem Buch „Das Kartenhaus Weltfinanzsystem“ von Dirk Solte und Wolfgang Eichhorn.

Der Wirtschaftswissenschaftler Dirk Solte hielt auf unserem letzten Seminar in Bad Urach Ende April 2010, das unter dem Motto stand  "Zukunft unserer Gesellschaft 2030", einen Vortrag, der alle Teilnehmer tief beeindruckte und die ViLE-Mitglieder motivierte, auch das obengenannte Buch zum Gegenstand einer Diskussion in unserem  Forum zu machen.

Solte stellte in seinem Vortrag dar, mit welcher Geschwindigkeit sich die  Menschheit vermehrt. 1965 betrug ihre Zahl 3 Milliarden, 35 Jahre später schon 6 Milliarden und 2050 werden es 10 Milliarden sein.

Er plädierte dafür, dass nur so viele  Rohstoffe konsumiert werden, wie diese auch nachwachsen, um die Zukunft der Menschheit zu sichern. Doch schon heute konsumieren 20 Prozent der Menschen so viel, dass für nachwachsende Rohstoffe eine Fläche notwendig wäre, die 1,35 Planeten von der Größe der Erde beansprucht. So kann es also nicht weitergehen. Und das Problem des übermäßigen Verbrauchs von nachwachsenden Rohstoffen wird von Solte übertragen auf das  Finanzwesen.

Solte scheint einer der wenigen Menschen zu sein, die die Funktionen des ungebändigten globalen Finanzsystems durchschauen, das die Schwierigkeiten ausgelöst hat. Er hat in einem Buch schon zwei Jahre vor der Finanzkrise den Zusammenbruch des Weltfinanzsystems vorausgesagt.

Unseren Politikern, die den freien Markt in einer globalisierten Welt angebetet hatten, gibt Solte zu bedenken, dass eine Globalisierung ohne  Regeln für alle Beteiligten scheitern muss. Dem Kasino-Kapitalismus, gegen das unsere Politiker selbst nach rund zwei Jahren noch kein Mittel gefunden haben, setzt Solte ein Sieben-Punkte-Konzept entgegen.

Die Mitglieder der Gruppe ViLE-Lübeck möchten mit anderen den Inhalten dieses Buches nachgehen, die Aussagen analysieren und darüber mit ViLE-Mitgliedern und anderen Interessierten ins Gespräch kommen

Fachbegriffe: Verbriefte Sicherheiten

Der Begriff „verbriefte Sicherheit / debt securities“ wird in offiziellen Statistiken stellvertretend für prinzipiell jede Form von Schuldverschreibungen genutzt. Eine „Sicherheit“ (in Form eines materiellen oder immateriellen Wertes) muss dabei aber in Wirklichkeit nicht hinterlegt sein. Reale „Sachwerte“ als Pfand sind sogar eher die Ausnahme. In weitaus größerem Volumen sind „ungedeckte Schuldverschreibungen“ die Regel, also lediglich eine „good faith“-Deckung der Schuld. Selbst bei den so genannten „Asset Backed Securities“ müssen die „Assets“ (Aktiva) nicht reale Sachvermögenswerte sein. Es kann sich auch hier lediglich um Forderungen handeln (sogar im Extremfall bspw. um zukünftig zu erwartende, aber noch nicht sichere Einnahmen). Treffender ist insofern der Begriff „verbriefte Schuld“ oder „debt obligations“, der darauf abzielt zu verdeutlichen, dass damit im Prinzip jede Form eines handelbaren Rückzahlungsanspruchs eines gewährten Kredites gemeint ist.

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Fachbegriffe: Was sind Swaps?

Ein Swap ist ein spezielles Derivat. Mit Hilfe von Swaps werden im Wesentlichen Zahlungsströme in unterschiedlichen Währungen oder unterschiedlicher zeitlicher Abwicklung ausgetauscht. Swaps verweisen insofern auf zwei Basisinstrumente. Bei einem Währungsswap bekommt beispielsweise der Besitzer einer Dollarschuldverschreibung die Zinszahlungen einer  Euroschuldverschreibung, die ein anderer Besitzer hat und umgekehrt. Bei einem Zinsswap kann beispielsweise jemand, der aufgrund einer emittierten Schuldverschreibung eine monatliche Zahlungsverpflichtung hat, diese gegen eine jährliche Zahlungsverpflichtung swappen (und umgekehrt). Es können aber auch spezielle Zahlungsströme wechselseitig in einem Swap verbrieft werden. Bei einem „Credit Default Swap“ wird beispielsweise das Kreditausfallrisiko gegen eine Prämienzahlung geswapt. Man bildet hierüber gewissermaßen eine Versicherung ab, bei der ein Sicherungsgeber eine z. B. jährliche Prämienzahlung erhält, im Falle eines Kreditausfalls aber an den Sicherungsnehmer diesen Kreditbetrag zu zahlen hat.

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Fachbegriffe: Was sind Zertifikate?

Ein Zertifikat ist eine spezielle Form von Schuldverschreibung. Bei Zertifikaten wird allgemein ein Referenzobjekt festgelegt, auf das sich ein Zertifikat bezieht. Dies kann beispielsweise eine Aktie sein, aber auch ein Aktienindex und beliebiges anderes. Es gibt mittlerweile eine kaum überschaubare Fülle von ganz unterschiedlich ausgestatteten Zertifikaten. Der Wert des Zertifikats wird im Allgemeinen in irgendeiner Form an das jeweilige Referenzobjekt gebunden, d. h. entsprechend der Wertentwicklung des Referenzobjekts ändert sich auch der Wert des Zertifikats. Ein Zertifikat kann in sofern stellvertretend für das Referenzobjekt gehandelt werden, ohne dass dies Einfluss auf den Wert des Referenzobjektes selbst hat. Wichtig ist dabei allerdings, dass im Allgemeinen kein Recht auf die Herausgabe des Referenzobjektes für den Zertifikatsbesitzer verabredet ist (es beinhaltet also insbesondere keine Kaufoption). D. h. ein Zertifikat ist im Allgemeinen eine ungesicherte Schuldverschreibung. Man erwirbt damit nicht etwa ein Referenzobjekt, auch nicht den Anspruch auf ein Referenzobjekt.

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