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Die Autorin:

Ulla-Lena Lundberg ist 1947 auf der Insel Kökar, die fernab der Schiffsrouten zwischen Finnland und Schweden liegt, geboren. Sie verließ ihre Heimatinsel nach dem Tode ihres Vaters, da ihre Mutter auf das Festland ziehen musste, um Arbeit zu finden. Sie schreib bereits als Jugendliche, meistens über biographische Ereignisse und die Besonderheiten der Schären-Inseln. Sie studierte und war Austauschschülerin in den USA und Japan. Nachdem sie 1985 ihr Studium beendet hatte, lebte und arbeitete sie in Afrika (Botswana, Sambia, Kenia und Tansania). Diese Erlebnisse schlugen sich in Sachbüchern und Romanen nieder.
Ulla-Lena Lundberg erhielt 1998 für den Roman „Regn“ den Runeberg-Preis und 2012 wurde sie mit dem Finlandia-Preis ausgezeichnet. Heute lebt sie in Poorvo.

Das Buch:
Finnland wird im Oktober 2014 Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse sein. Dies ist sicher Grund genug, das Buch „EIS“ zu lesen.
Ich kenne es selbst noch nicht, bin aber auf Grund einiger Rezensionen ganz hoffnungsvoll, dass es uns alle bereichern und gut und lang unterhalten wird, denn von der Seitenzahl her ist es eher ein Epos als eine kurze Form
Es handelt von der Ankunft eines jungen Pfarrers mit seiner Familie auf einer sehr einsamen Schären-Insel, die die Autorin Örar nennt. Auf Kökar, einer der Inseln zwischen Schweden und Finnland ist Ulla-Lena Lundberg geboren. Sie hat den Namen in Orar umbenannt, weil der Inhalt des Buches keine Biografie, sondern ein Roman mit biographischem Hintergrund ist.

Das junge Ehepaar Kummel bringt neuen Wind in die etwas festgefahrenen Strukturen der Pfarrgemeinde auf der einsamen Insel. Wie das bei sehr kleinen Gemeinden so ist, die wenig Neuzugang haben und sich ungestört entfalten können, so bilden sich Eigenheiten, festgefahrene Rituale, Empfindlichkeiten und auch Eifersüchteleien zwischen einzelnen Gruppen heraus. Im allgemeinen ist es schwer, in so einem kleinen, langsam gewachsenen Universum als Fremder Fuß zu fassen.
Der Pfarrersfamilie, die aus Petter, dem Pfarrer, Mona, seiner Frau und der kleinen Tochter  Sanna besteht, gelingt dies jedoch recht bald, vor allem durch die zupackende, praktische und anpassungsfähige Art von Mona. Auch der der Pastor findet nach und nach guten Zugang zu den nicht mehr als 250 Seelen seiner Kirchengemeinde, wird Ihnen ein hilfreicher Zuhörer , Berater und Freund.

Wie in den Rezensionen besonders erwähnt wird, beschreibt Ulla-Lena Lundberg in einer ruhigen, feinfühligen Sprache die Besonderheiten der Schären-Bewohner, die auf Grund der Abgeschiedenheit ihres Wohnortes sowie der rauen Natur der Inselwelt ihre Eigenarten haben. Sie müssen sich der Unbill vieler dramatischer Wetterkapriolen anpassen und das jedes Jahr von neuem. Der Frühling ist kurz, der Sommer nicht viel länger, der Herbst kommt früh. Aber das eigentliche Inselleben fängt erst an, wenn im harten Winter das Meer zwischen den vielen kleinen „Sprengeln“ zugefroren ist und es dann leichter wird, mit Tret-Schlitten von einem Ortsteil oder Hof zum anderen zu kommen. Dies fördert die Kommunikation, wenn die Arbeit ruht, die Fischer nicht  auf das Meer können, kaum noch Leute vom Festland in Örar zu sehen sind. Dann entfaltet sich das Dorfleben mit allen positiven und negativen Seiten. Alte Geschichten machen die Runde, Gerüchte ebenfalls, der Postbote verbreitet seine Ahnungen, die schon eher Visionen oder geheimnisvolle „Gesichte“ sind.
Der Pfarrer und seine Familie werden schnell Teil des Geschehens. Er hört zu, seine Frau packt zu, sorgt für das Vieh, sät und erntet, beugt sich den Erfordernissen der wechselnden Jahreszeiten. Ein zweites Kind, ein Junge wird auf Örar geboren. Probleme tauchen nur kurz auf und werden gelöst, das Familienleben erfüllt den Pfarrer und seine Frau, sie sind zufrieden. Das Leben ist schön ...
Das Eis, das alles für einige Monate erstarren lässt, legt sich klirrend über diese Idylle und nichts ist mehr wie vorher. Darüber schreibt Ulla-Lena Lundberg nach Meinung der Kritiker  
in epischer Breite in einer schönen Sprache, die jeden einzelnen Charakter der Bewohner vor den Augen des Lesers äußerst lebendig werden lässt.
Ein spannendes Lesevergnügen erwartet uns, wie es scheint. Der Übersetzer, Karl-Ludwig Wetzig, hat dazu beigetragen, dass das Buch im Deutschen ganz besonders lesenswert ist.
Nur eine Kritikerin fand das Buch „langatmig und ermattend“. Unsere Lesegruppe wird sich ein eigenes Urteil bilden und sieht dem Roman „EIS“ mit Vorfreude entgegen.

EIS, von Ulla-Lena Lundberg
Ins Deutsche übersetzt von Karl-Ludwig Wetzig
Mareverlag, 2014, 528 Seiten
ISBN-13: 9783866482067
24,00 €

Eigenes Foto
Weitere Informationen gibt es im Internet, z.B.:
Ulla-Lena Lundberg – Wikipedia
mare online - Eis (Mit Leseprobe)
Erklärung Schäre

Eleonore Zorn

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