Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks

Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks. Ein eindringliches Plädoyer gegen Diktatur und Folter.

Der diesjährige Nobelpreis für Literatur ging an den 74-jährigen peruanischen Schriftsteller Mario Vargas Llosa.
Aus diesem Anlass liest der Literaturkreis den Roman „Das Fest des Ziegenbocks“, ein eindringliches Plädoyer gegen Diktatur und Folter.

Inhalt
Als Urania Cabral nach langen New Yorker Exiljahren nach Santo Domingo zurückkehrt, auf die Insel, die sie nie wieder betreten wollte, findet sie ihren Vater stumm und im Rollstuhl vor. Der einstige Senatspräsident und Günstling des Diktators blickt sie auf ihre schweren Vorwürfe nur starr an, und Urania bleibt allein mit ihren Erinnerungen an die Zeit der Willkür – und an ein ungeheuerliches Geschehen.

Mit ihr kehren wir zurück ins Jahr 1961, als die dominikanische Hauptstadt noch Ciudad Trujillo heißt. Dort herrscht ein Mann, der nie schwitzt, mit absoluter Macht über drei Millionen Untertanen, nackte Gewalt ausübend, wo sie ihm nutzt, Charme und intellektuelle Überlegenheit ausspielend, wo er die Gebildeten und die Oberschicht ins Kalkül zieht. Uranias Vater ist da nur eine Schachfigur im perfiden Spiel des Diktators.
 Während der »Große Wohltäter«, der fast das ganze Land in seinen persönlichen Besitz gebracht hat, Militär, Kirche, amerikanische Botschaft im Schach zu halten vermeint, sind seine Attentäter längst unterwegs – ohne ihrerseits zu ahnen, dass in ihrem Rücken ein machiavellistischer Machtwechsel im Gange ist. 
Im eisigen Zentrum von Vargas Llosas Roman steht die nur allzu reale Gestalt des General Leónidas Trujillo, genannt »Der Ziegenbock«. Doch der Blick des Schriftstellers dringt unter die historische Haut, macht uns zu Zeitgenossen, zu Mitwissern. Den Verschwörern mit ihrer brennenden Begierde, ihren Demütiger zu beseitigen, den intelligenten Politschranzen und den Opfern gibt der Erzähler seine eindringliche Stimme. Und er schürzt den dramatischen Knoten so gekonnt, dass diese Psychographie der Macht und ihrer Verheerungen wie ein Thriller zu lesen ist.

Biografie
Mario Vargas Llosa wurde am 28. März 1936 in Arequipa im Süden Perus geboren. Er wuchs an verschiedenen Orten Südamerikas auf und besuchte in Lima die Kadettenanstalt Leoncio Prado.
Sein juristisches und geisteswissenschaftliches Studium schloss er 1958 in Madrid mit einer Promotion über Gabriel García Márquez ab. Mario Vargas Llosa zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der nueva novela. 


Bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen am 8. April 1990 kandidierte er für die oppositionelle "Frente Democrático" und erhielt die meisten Stimmen. Da er jedoch die absolute Mehrheit verfehlte, kam es am 10. Juni zu einer Stichwahl, in der Mario Vargas Llosa seinem Konkurrenten Alberto Fujimori unterlag.


Er lebt heute mit seiner Frau Patricia in Madrid und Lima.

Die Diskussion kann beginnen.

Bibliografie (Auswahl)
1959: Die Chefs
1962: Die Stadt und die Hunde
1966: Das grüne Haus
1969: Die andere Seite des Lebens
1973: Der Hauptmann und sein Frauenbataillon
1978: Tante Julia und der Lohnschreiber
1981: Der Krieg am Ende der Welt
1985: Maytas Geschichte
1988: Lob der Stiefmutter
1997: Die geheimen Aufzeichnungen des Don Rigoberto
2000: Das Fest des Ziegenbocks
2003: Das Paradies ist anderswo
2005: Victor Hugo und die Versuchung des Unmöglichen
2006: Das böse Mädchen
2009: Die Welt des Juan Carlos Onetti
geplant: Der Traum des Kelten


Roman, Suhrkamp Taschenbuch 3427, 2002
538 Seiten, 12,50 €
ISBN 978-3-518-399279

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