Heloisa Abaelard (dt. auch Heloïse oder Heloise,fr. Héloïse, it. Eloisa)

Autorin: Barbara Heinze 2010

Heloisa Abaelard
Quelle:

WikiMeida

Licence:

gemeinfrei, weil ihre urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist
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Heimat:
Frankreich

Geboren:
1101 in Anjou

Gestorben:
16.05.1164 in Nogent sur Seine

Wirkungsbereiche:
Literatur, Religion
Mir war es immer der Inbegriff aller Süße, Deine Geliebte zu heißen, ja – bitte zürne nicht – Deine Schlafbuhle, Deine Dirne.
Heloisa, Brief 2

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Als Waise aufgewachsen ist das junge Mädchen Heloisa ein leichtes Verführungsopfer für den über 20 Jahre älteren, berühmten Theologie-Lehrer Peter Abaelard. Aber sie verzeiht ihm und entwickelt eine tiefe und beständige Liebe zu ihm. Nach ihrer heimlich geschlossenen Ehe überredet Abaelard die weiterhin von ihrem Erzieher/Onkel gedemütigte Heloise sozusagen zu Ihrem Schutz Nonne zu werden, damals der einzig mögliche Weg einer Frau ohne Ehemann/Beschützer, um ungestört und unabhängig zu leben. Auf Grund ihrer sehr guten Ausbildung gelingt es ihr eine gleichwertige geistige Beziehung zu ihrem Verführer/ Ehemann zu pflegen, was sich in ihrem berühmten Briefwechsel spiegelt. Heloisas innige und poetische Briefe haben die Erinnerung an sie wach gehalten, während die damals sehr heftig diskutierten theologisch/philosophischen Abhandlungen Abaelards heute nicht mehr interessieren. Sie zeugen vom Mut, sich zur Liebe zu bekennen und dafür gerade zu stehen, gegen alle Widerstände, und auch von der Ausdauer und Beständigkeit der Zuneigung, die dem nicht entgegensteht, ein eigenes selbstbestimmtes Leben zu führen.

Biographie

Heloisa ist zwischen 1095 und 1101 geboren - Zeit, Ort und Eltern sind nicht genau bekannt. Einiges spricht dafür, dass sie die außereheliche Tochter der adeligen Frau Hersendis von Champagne ist. Der Vater ist möglicherweise der Wanderprediger Robert von Arbrissel.
 Sie wird als Waise im Kloster Argenteuil erzogen, wo sie die Lateinschule besucht und auch Hebräisch und Griechisch lernt. Diese Ausbildung ist für die damalige Zeit außergewöhnlich und Heloisa wird als "ungewöhnlich gelehrsam" beschrieben. 
Ab 1117 lebt sie im Haus ihres Onkels und Vormundes, des Kanonikus Fulbert, in Paris. Sie erhält philosophische Unterweisung durch Peter Abaelard, dem damals bereits bekannten Lehrer für Theologie/Philosophie an der berühmten Pariser Domschule.

Bei gemeinsamen Studien der antiken Klassiker - Ovid, Seneca, Lucan - und der Kirchenväter wird Heloisa von Peter verführt. Er ist etwa 20 Jahre älter und wird ihr Geliebter. Onkel Fulbert entdeckt schließlich das Verhältnis und verweist wutentbrannt Peter aus dem Haus. Abaelard entführt die schwangere Heloisa 1118 in die Bretagne ins Haus seiner Schwester Dionysia nach Le Palais bei Nantes, wo 
der dort geborene Sohn Peter Astrolabius zunächst bleibt. 
Als die Ehe - wohl heimlich geschlossen im Interesse der Karriere von Abaelard - bekannt wird, bleibt Heloisa nur übrig, Nonne zu werden. Sie legt 1119 die Profess im Frauenkloster Argenteuil ab, wo sie als Waise aufgewachsen war. Peter Abaelard wird auf Fulberts Veranlassung hin kastriert und tritt als Mönch ins Kloster St. Denis ein, in unmittelbarer Nähe von Argenteuil. Etwa um 1125 wird Heloisa die Priorin des Klosters Argenteuil, jedoch vertreibt Abt Suger von Saint-Denis sie mit ihren Nonnen aus Argenteuil. Daraufhin lädt Abaelard Heloisa ein, sich mit ihren Nonnen im Kloster St. Paraclet bei Nogent-sur-Seine niederzulassen. Peter selbst übernimmt zunächst mit Elan die ökonomische und geistliche Betreuung. Aber bald wirft man ihm eine Wiederaufnahme der Liebesbeziehung zu seiner Frau vor. Verbittert verlässt er sein Kloster St. Gildas und schreibt seine Autobiographie. In diesen Jahren entsteht auch der berühmte Briefwechsel mit Heloisa.

In den Briefen wird nicht nur Heloisas außerordentliche Geistes- und Herzensbildung sichtbar. Die Feinsinnigkeit und Eleganz ihrer Formulierungen belegen, dass sie eine begabte Schriftstellerin ist. Zugleich entwickelt sie mit Abaelard eine Philosophie über die Vollendung der Liebe im Verzicht. Heloisas Einfluss auf Abaelards theologisch/philosophische Entwicklung ist erheblich durch die gemeinsame Verarbeitung ihrer Schicksale in Briefform. Sie überlebt Abaelard um mehr als 20 Jahre. Als Äbtissin ist sie wirtschaftlich erfolgreich. Nach Peters Tod 1142 wird Heloisas Wunsch stattgegeben und sein Leichnam ins Paraklet-Kloster überführt. Heloisa stirbt 1164 und wird neben Peter bestattet. Seit 1817 ruhen die sterblichen Überreste Heloisas und Peter Abaelards auf dem Friedhof Père La Chaise in Paris.

Bibliographie

  • Abaelard. Die Leidensgeschichte und der Briefwechsel mit Heloisa. DTV München,1987.

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