Louize Labé (La Belle Cordière)

Autorin: Erdmute Dietmann-Beckert

Louize Labé
Quelle:

Wikimedia

Licence:

gemeinfrei

Heimat:
Frankreich

Geboren:
um 1524 in Lyon

Gestorben:
25.04.1566 in Parcieux-en-Dombes bei Lyon

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Literatur
Ach, meine Liebe werft sie mir nicht vor, ihr Damen: dass mich tausend Brände brannten und tausend Schmerzen mich ihr eigen nannten und dass ich weinend meine Zeit verlor.
24. Sonett in der Übertragung von Rainer Maria Rilke

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Louize Labé hatte das Glück, in eine Familie hinein geboren zu sein, die ihr, entgegen dem Zeitgeist, eine großartige Erziehung mitgab. Auch in ihrer Ehe wurde sie nicht daran gehindert, sich mit der Literatur ihrer Zeit über die Landesgrenzen hinweg zu befassen. Sie hat sich nicht gescheut, auf die untergeordnete Situation der Frauen hinzuweisen, wie sie in der Dichtung und in ihrer Gegenwart dargestellt wurden. Sie hat es in Kauf genommen, beschimpft zu werden und damit ihre geistige und reale Unabhängigkeit bewiesen. Sie ist mit Recht eine Vorläuferin der Frauenemanzipation.

Biographie

Louize ist die Tochter des Seilfabrikanten Pierre Charly, genannt Labé. Als ihre Mutter stirbt, ist sie noch ein Kind. Sie erhält eine umfassende Erziehung und Bildung. Sie lernt mehrere Sprachen und sie spielt die Laute. In einer ihrer Elegien schreibt sie, dass sie sticken, reiten und sogar fechten lernte. Letzteres ist für eine Tochter aus bürgerlichem Haus nicht selbstverständlich. Um 1544 wird sie mit einem älteren Seilfabrikanten, Ermanuel Perrin, verheiratet. Damit erhält sie den Beinamen La Belle cordière.

Sie unterhält einen Salon, in dem Dichter und Literaten aus Lyon verkehren. Die Werke der italienischen Dichter, die Lyrik Petrarcas und anderer Poeten der Renaissance werden diskutiert und kommentiert. Auch die Stellung der Frau in der Literatur und in der Gesellschaft ist ein Thema. Ihr Salon wird bis nach Italien bekannt. In Lyon ist Louize bekannt als emanzipierte Frau, avant la lettre, das ist ihr Künstlername. Im Calvinistischen Genf wird sie plebeia meretrix, ordinäre Hure, genannt, weil ihr Lebenswandel für eine Frau als „nicht schicklich“ angesehen wird. Der Ehemann stirbt 1556 und Louize zieht sich auf ihr Landgut Parcieux-en-Dombes zurück. 1564 bricht in Lyon die Pest aus. Zwei Jahre später stirbt Louize Labé, die Dichterin der Renaissance.

Das dichterische Werk

Nach ihrer Verwitwung veröffentlicht Louize Labé eine Sammlung ihrer Gedichte und Elegien. Die Vierundzwanzig Sonette der Louize Labé sind eine Sammlung von Liebesgedichten. Hier der Beginn des 18. Sonetts in der Übertragung von Rainer Maria Rilke:

                                                           Küß mich noch einmal, küß mich wieder, küsse

                                                            Mich ohne Ende. Diesen will ich schmecken,

                                                            In dem will ich an deiner Glut erschrecken,

                                                            Und vier für einen will ich, Überflüsse

                                                            Will ich dir wiedergeben. Warte zehn

                                                            Noch glühendere, bist du nun zufrieden?

                                                            O daß wir also kaum mehr unterschieden,

                                                            Glückströmend ineinander übergehn.

Zu ihren Lebzeiten werden die Gedichte mehrfach gedruckt und gelesen. Doch schon bald nach ihrem Tod geraten sie in Vergessenheit. Erst hundert Jahre nach ihrem Tod wird Louize Labé und ihr Werk wieder entdeckt. Und es gibt eine Neuauflage. Auch in unserer Zeit vor allem in Frankreich ist Louize Labé als Dichterin der schönsten Lyrik der Renaissance wieder bekannt geworden. Sie steht in der Nachfolge von Christine de Pisan und Marguerite de Navarre.

Bibliographie

  • Louize Labé. Die vierundzwanzig Sonette der Louize Labé Lyoneserin 1555, übertragen von Rainer Maria Rilke. Wiesbaden 1954.

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