Christine de Pizan

Autorin: Erdmute Dietmann-Beckert

Christine de Pizan
Quelle:

WikiMedia

Licence:

gemeinfrei,
von Kelson at fr.wikipedia [Public domain], vom Wikimedia Commons

Heimat:
Frankreich

Geboren:
1365 in Venedig

Gestorben:
1430 in Poissy bei Paris

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Literatur, Widerstand
Jetzt fang an, Tochter: Laß uns, ohne noch mehr Zeit zu verlieren, hinausgehen aufs Feld der Literatur; dort soll die Stadt der Frauen auf einem fetten fruchtbaren Boden errichtet werden
Margarete Zimmermann. Christine de Pizan. S. 70. Hamburg 2002.

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Christine de Pizan kann nicht als Feministin bezeichnet werden, weil das Wort zu ihrer Zeit noch nicht existierte. Aber Christine verteidigt auf großartige Weise die Rechte der Frauen in einer Zeit, in der das weibliche Geschlecht wie folgt beschimpft werden konnte: „Ihr seid, werdet oder wart alle Huren, durch die Tat oder den bloßen Willen.“ Sie hat sich mit ihren Büchern, Gedichten und Briefen auf gleicher intellektueller Ebene mit den männlichen Vertretern der Literatur auseinander gesetzt. Sie hat als junge Witwe ihr Leben mutig selbst in die Hand genommen, auch unter Entbehrungen, wie sie bekennt. Sie ist das Beispiel einer selbstbewussten Frau, die sich nicht vor Auseinandersetzungen scheut. Deshalb gehört sie in die Reihe der hier vorgestellten lange vergessenen Frauen.

Biographie

Christines Vater, Tommaso di Benvenuto da Pizzano, ist ein bekannter Wissenschaftler für Astrologie. Karl V. ruft ihn 1365 an seinen Hof in Paris. Frau und Tochter lässt er später nachkommen. Christine beschreibt, wie der König sie im Schloss Louvre zu Paris empfangen hat: „Die Frau und das Kind des Meisters (…) wurden in allen Ehren aufgenommen“.

Über ihre Jugend ist wenig bekannt. Vermutlich ist Christine am Königshof intellektuell angeregt worden und der Vater hat die Neigung seiner Tochter zum Studium der Literatur nicht behindert. Das war zu dieser Zeit nicht selbstverständlich. Frauen sollten sich mit Handarbeiten beschäftigen. Christine hat das kritisiert, weil sie dadurch in der Kindheit keine „Fortschritte in den Wissenschaften“ machte.

Mit fünfzehn wird Christine de Pizan mit Etienne du Castel, einem Notar und königlichen Sekretär, verheiratet. Sie bringt eine Tochter und zwei Söhne zur Welt. Es ist, wie sie schreibt, "eine glückliche Ehe". Im September 1380 stirbt der König und damit verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation der Familie. Christine empfindet sich einem launischen Schicksal ausgeliefert, als ihr Vater seinen Einfluss verliert und stirbt. Wenig später erliegt Etienne, ihr Ehemann, einer Epidemie. Das Gefühl der Verlassenheit fasst sie in ein Gedicht:

„Ganz allein bin ich, (...) ganz allein ließ mich mein süßer Freund zurück“.

Um sich und ihre Familie zu ernähren, kopiert Christine zunächst fremde Werke. Schließlich beginnt sie selbst zu schreiben. Sie findet einen Kreis bedeutender adliger Gönner und kann auf diese Weise ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen. Wie schwer es dennoch für sie als Witwe war, beschreibt sie so: „Streitfälle und Prozesse, das tägliche Brot der Witwen, setzten mir von allen Seiten zu.“

In den Jahren 1418 bis 1429 wird es in Paris unsicher. Christine zieht vermutlich zu ihrer Tochter in das Dominikaner-Kloster in Poissy. Während dieser Zeit ruht ihre literarische Arbeit. Das letzte Werk, ein Gedicht auf die Jungfrau von Orléans, erscheint im Juli 1429. Wahrscheinlich stirbt Christine de Pizan 1430 in Poissy.

Das literarische Werk

Christine de Pizan beginnt mit Stimmungsbildern und Liebesgedichten. Sie schreibt: „Ich habe damit begonnen, anmutige Gebilde zu ersinnen, und diese waren in meinen Anfängen ohne allzu viel Tiefgang“. In den Jahren um 1400 entsteht die Gedichtsammlung Cent Ballades. Sie experimentiert mit der Sprache und findet poetische Miniaturen. Die frauenfeindliche Literatur ihrer Zeit veranlasst sie, dagegen zu schreiben. Im Rosenroman wird vor dem weiblichen Geschlecht gewarnt. Das provoziert Christines Widerspruch. Sie reagiert in langen Briefen mit scharfer Ablehnung und löst damit eine Debatte unter Intellektuellen aus.

Um 1402 ist sie eine anerkannte Autorin. Für die bildliche Ausstattung ihrer Handschriften beschäftigt sie ganze Künstlerwerkstätten. Le Livre de la Cité des Dames, Das Buch von der Stadt der Frauen, ist Christines Utopie von einem Frauenstaat. Die Allegorie der Vernunft steht für Frauen als vorbildliche Herrscherinnen. Sie fördern die Wissenschaften und die Künste. Die Allegorie der Rechtschaffenheit repräsentiert vorbildliche Frauen in Familie, Ehe, Gesellschaft. Die Allegorie der Gerechtigkeit vollendet die Errichtung der Stadt der Frauen. Eine solche Stadt, meint Christine, gelte es zu bewahren und zu verteidigen.

Margarete Zimmermann bezeichnet das Buch als den „Entwurf einer frühen Form von Frauengeschichte“, in der die Erinnerungen an die Frauen der Vergangenheit aufbewahrt sind.

Bibliographie

  • Pernoud, Régine. Christine de Pizan. Biographie. München 2003.
  • Pizan, Christine de. Das Buch von der Stadt der Frauen. Aus dem Mittelfranzösischen übersetzt, mit einem Kommentar und einer Einleitung versehen von Margarete Zimmermann. Berlin 1986.
  • The Selected Writings of Christine de Pizan. Translated by Renate Blumenfeld-Kosinski and Kevin Brownlee. New York. 1997.
  • Zimmermann, Margarete. Christine de Pizan.Hamburg 2002.

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