Ausgabe Nr. 36                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Gegen das Vergessen
Eine Sammlung zur Geschichte der DDR

                                                                        von Ralph Schneider

Marksteine
Erinnern Sie sich noch an Daten wie den 7. Oktober 1949, den 17. Juni 1953, den 13. August 1961, den 9. November 1989? Alles Marksteine zur Geschichte eines deutschen Staats, der von 1949 bis 1990 existierte. Aus westlicher Sicht jener jenseits des Eisernen Vorhangs, aus östlicher, offizieller Sicht der Arbeiter- und Bauernstaat, der sich mit einem antiimperialistischen Schutzwall sicherte. Mittlerweile ist es 17 Jahre her, dass die Mauer fiel.


Das Wappen der DDR – es war fast überall präsent (Foto: Ralph Schneider)

Kinder von heute kennen die DDR nur noch aus dem Geschichtsbuch. Und doch hat die bis 1990 andauernde deutsch-deutsche Teilung Spuren hinterlassen, die noch heute im vereinigten Deutschland alltäglich wirken.

Spuren

Für den Einzelnen ist der Solidaritätszuschlag auf dem Gehaltszettel ein Beispiel. Für die Nation, dass Ostdeutschland noch immer ein Wirtschaftsgebiet mit zahlreichen strukturellen Problemen ist, so Wolfgang Tiefensee, zuständiger Bundesminister für den Aufbau Ost zum diesjährigen Jahrestag des Falls der Mauer. Oder bei Festen: die Jugendweihe - zwischen Flensburg und den Alpen eher unüblich, zwischen Rostock und dem Erzgebirge häufig gefeiert.
Eine Sammlung zur Geschichte der DDR in Pforzheim blickt zurück auf die Vergangenheit des östlichen Teil Deutschlands und fordert mit dem Titel „Gegen das Vergessen“ auf, Entwicklungen und Problemlagen von heute vor dem Hintergrund der Geschichte des geteilten Lands zu hinterfragen.

Museum
Auch die Sammlung selbst stellt eine Spur dar. Denn ihr Gründer, Klaus Knabe, flüchtete aus der DDR vier Wochen vor Mauerbau im Juli 1961, baute sich eine neue Heimat im Westen auf. Ein Lebensweg, der zwischen 1949 und dem Bau der Mauer von bis 2,8 Millionen Menschen geteilt wird. Mit ihnen über die Vergangenheit zu sprechen wird manches ans Tageslicht befördern, was heute nicht mehr vorstellbar ist. Manches in unserem Alltag wird erklärbar. „Eine Aufforderung, nicht zu vergessen und den Wert der Freiheit sowie über die Gesellschaft, in der wir leben, nachzudenken“, so Knabe.
Das Museum „Gegen das Vergessen“ bietet dafür zahlreiche Anknüpfungspunkte. Es gibt die Geschichte der DDR wieder, erzählt vom Alltag, der mit „Plaste und Elaste“-Produkten versehen war, aber auch von der Überwachung durch die Stasi.

Damaliger Alltag für Westdeutsche, die in die DDR wollten: Antragsformular zur Einreise in die DDR für Bürger der BRD. (Foto: Ralph Schneider)

Damaliger Alltag für Ostdeutsche: Mark der DDR. (Foto: Ralph Schneider)

Ebenso können Teile der Grenzanlage betrachtet werden. Oder wissen Sie, was Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit bedeutete? Auch hierüber finden Sie Materialien in der Sammlung, die jeden Sonntag von 11 bis 15 Uhr geöffnet hat. Vorab können Sie sich auf der Website des Museums informieren, was Sie dort erwartet. Wenn Sie sich darüber hinaus über die deutsche Teilung im Internet informieren wollen, dann gibt es ein besonderes Angebot.

Webangebot
Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) hält auf Ihrer Website ein Dossier unter dem Titel „Deutsche Teilung – Deutsche Einheit“ für Sie bereit. In „Deutschland heute“ finden Sie Bildergalerien genauso wie einen Aufsatz zur Entwicklung der Lebensqualität in der Bundesrepublik. In „Geteilte Wirklichkeit“ wiederum gibt es Materialien zur Geschichte der beiden Staaten auf deutschem Boden und zur Politik. Auch eine Sammlung von Texten zum soziokulturellen Wandel finden Sie im Angebot der BpB. In „Die friedliche Revolution“ gibt es unter anderem ein eindrucksvolles Protokoll von Reinhard Bernhof zur ersten Montagsdemonstration in Leipzig: „[…] Staunen, gegenseitiges Anstaunen, dass jeder zu den vielen gehörte. Wir sind das Volk, unkten manche. Das war der erste unerhörte Eindruck. […]“. Interviews und Videoaufzeichnungen runden die Website ab.

Erinnern und mitreden

Leben in der DDR: Idyll Datsche (Foto: photocase.com)

Wie haben Sie die deutsche Teilung erlebt, wie den Alltag damals in den beiden Staaten? Wie die Entwicklung zur deutschen Einheit? Lohnt es sich, sich an die Vergangenheit zweier Staaten auf deutschem Boden zu erinnern? Oder sollte der Blick ausschließlich nach vorne gerichtet sein? Welche Argumente haben Sie pro und contra zu Erinnern und Vergessen, was die jüngere Geschichte Deutschlands angeht? Und wenn Sie im Museum gewesen sind: Was konnten Sie dort „Gegen das Vergessen“ für sich lernen? Bitte schreiben Sie doch Ihre Meinung als „Lese-Briefe“ an das LernCafe. Und last but not least: kennen Sie weitere Seiten im Internet, die zur Weiterbeschäftigung mit dem Thema anregen und wertvolle Informationen liefern?

Links und Hinweise
Website der Sammlung zur Geschichte der DDR „Gegen das Vergessen“:
http://pforzheim.ddr.museum
Diese Website enthält auch eine Linksammlung zu Museen, Gedenkstätten und Denkmälern an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.


Adresse der Sammlung zur Geschichte der DDR: Hagenschießstraße 9, 75175 Pforzheim. Sie ist jeden Sonntag zwischen 11 und 15 Uhr geöffnet. Termine außerhalb dieser Zeit auf Anfrage: 07231/4243340
Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung:
http://www.bpb.de/themen/IKD9X1,0,0,Deutsche_Teilung
_Deutsche_Einheit.html


Informationen gibt es auch auf der Website des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder (Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee):
http://www.bmvbs.de/beauftragter


Eine virtuelle Ausstellung „Ost- und westdeutsche Karikaturisten kommentieren 50 Jahre deutsche Geschichte“ finden Sie auf den Seiten des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland:
http://www.hdg.de/karikatur/view/karikaturen.html


Lese-Briefe zu diesem Artikel schicken Sie bitte an info@lerncafe.de.


Eierbecher.
Made in GDR. Heute sogar Kultstatus? (Foto: photocase.com)

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