von Ralph Schneider
Marksteine
Erinnern Sie sich noch an Daten
wie den 7. Oktober 1949, den 17. Juni 1953, den 13. August 1961, den 9.
November 1989? Alles Marksteine zur Geschichte eines deutschen Staats,
der von 1949 bis 1990 existierte. Aus westlicher Sicht jener jenseits
des Eisernen Vorhangs, aus östlicher, offizieller Sicht der Arbeiter-
und Bauernstaat, der sich mit einem antiimperialistischen Schutzwall
sicherte. Mittlerweile ist es 17 Jahre her, dass die Mauer fiel.
Das Wappen der DDR – es war fast überall präsent (Foto: Ralph Schneider)
Kinder von heute kennen die DDR
nur noch aus dem Geschichtsbuch. Und doch hat die bis 1990 andauernde
deutsch-deutsche Teilung Spuren hinterlassen, die noch heute im
vereinigten Deutschland alltäglich wirken.
Spuren
Für den Einzelnen ist der
Solidaritätszuschlag auf dem Gehaltszettel ein Beispiel. Für die Nation,
dass Ostdeutschland noch immer ein Wirtschaftsgebiet mit zahlreichen
strukturellen Problemen ist, so Wolfgang Tiefensee, zuständiger
Bundesminister für den Aufbau Ost zum diesjährigen Jahrestag des Falls
der Mauer. Oder bei Festen: die Jugendweihe - zwischen Flensburg und den
Alpen eher unüblich, zwischen Rostock und dem Erzgebirge häufig
gefeiert.
Eine Sammlung zur Geschichte der
DDR in Pforzheim blickt zurück auf die Vergangenheit des östlichen Teil
Deutschlands und fordert mit dem Titel „Gegen das Vergessen“ auf,
Entwicklungen und Problemlagen von heute vor dem Hintergrund der
Geschichte des geteilten Lands zu hinterfragen.
Museum
Auch die Sammlung selbst stellt
eine Spur dar. Denn ihr Gründer, Klaus Knabe, flüchtete aus der DDR vier
Wochen vor Mauerbau im Juli 1961, baute sich eine neue Heimat im Westen
auf. Ein Lebensweg, der zwischen 1949 und dem Bau der Mauer von bis 2,8
Millionen Menschen geteilt wird. Mit ihnen über die Vergangenheit zu
sprechen wird manches ans Tageslicht befördern, was heute nicht mehr
vorstellbar ist. Manches in unserem Alltag wird erklärbar. „Eine
Aufforderung, nicht zu vergessen und den Wert der Freiheit sowie über
die Gesellschaft, in der wir leben, nachzudenken“, so Knabe.
Das Museum „Gegen das Vergessen“
bietet dafür zahlreiche Anknüpfungspunkte. Es gibt die Geschichte der
DDR wieder, erzählt vom Alltag, der mit „Plaste und Elaste“-Produkten
versehen war, aber auch von der Überwachung durch die Stasi.
Damaliger Alltag für Westdeutsche, die in die DDR wollten:
Antragsformular zur Einreise in die DDR für Bürger der BRD. (Foto: Ralph
Schneider)
Damaliger Alltag für Ostdeutsche: Mark der DDR. (Foto: Ralph
Schneider)
Ebenso können Teile der
Grenzanlage betrachtet werden. Oder wissen Sie, was Erziehung zur
sozialistischen Persönlichkeit bedeutete? Auch hierüber finden Sie
Materialien in der Sammlung, die jeden Sonntag von 11 bis 15 Uhr
geöffnet hat. Vorab können Sie sich auf der Website des Museums
informieren, was Sie dort erwartet. Wenn Sie sich darüber hinaus über
die deutsche Teilung im Internet informieren wollen, dann gibt es ein
besonderes Angebot.
Webangebot
Die Bundeszentrale für
politische Bildung (BpB) hält auf Ihrer Website ein Dossier unter dem
Titel „Deutsche Teilung – Deutsche Einheit“ für Sie bereit. In
„Deutschland heute“ finden Sie Bildergalerien genauso wie einen Aufsatz
zur Entwicklung der Lebensqualität in der Bundesrepublik. In „Geteilte
Wirklichkeit“ wiederum gibt es Materialien zur Geschichte der beiden
Staaten auf deutschem Boden und zur Politik. Auch eine Sammlung von
Texten zum soziokulturellen Wandel finden Sie im Angebot der BpB. In
„Die friedliche Revolution“ gibt es unter anderem ein eindrucksvolles
Protokoll von Reinhard Bernhof zur ersten Montagsdemonstration in
Leipzig: „[…] Staunen, gegenseitiges Anstaunen, dass jeder zu den vielen
gehörte. Wir sind das Volk, unkten manche. Das war der erste unerhörte
Eindruck. […]“. Interviews und Videoaufzeichnungen runden die Website
ab.
Erinnern und mitreden
Leben in der DDR: Idyll Datsche (Foto: photocase.com)
Wie haben Sie die deutsche
Teilung erlebt, wie den Alltag damals in den beiden Staaten? Wie die
Entwicklung zur deutschen Einheit? Lohnt es sich, sich an die
Vergangenheit zweier Staaten auf deutschem Boden zu erinnern? Oder
sollte der Blick ausschließlich nach vorne gerichtet sein? Welche
Argumente haben Sie pro und contra zu Erinnern und Vergessen, was die
jüngere Geschichte Deutschlands angeht? Und wenn Sie im Museum gewesen
sind: Was konnten Sie dort „Gegen das Vergessen“ für sich lernen? Bitte
schreiben Sie doch Ihre Meinung als „Lese-Briefe“ an das LernCafe. Und
last but not least: kennen Sie weitere Seiten im Internet, die zur
Weiterbeschäftigung mit dem Thema anregen und wertvolle Informationen
liefern?
Links und Hinweise
Website der Sammlung zur
Geschichte der DDR „Gegen das Vergessen“:
http://pforzheim.ddr.museum
Diese Website enthält auch eine Linksammlung zu Museen, Gedenkstätten
und Denkmälern an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Adresse der Sammlung zur
Geschichte der DDR: Hagenschießstraße 9, 75175 Pforzheim. Sie ist jeden
Sonntag zwischen 11 und 15 Uhr geöffnet. Termine außerhalb dieser Zeit
auf Anfrage: 07231/4243340
Dossier der Bundeszentrale für
politische Bildung:
http://www.bpb.de/themen/IKD9X1,0,0,Deutsche_Teilung
_Deutsche_Einheit.html
Informationen gibt es auch auf der Website des Beauftragten der
Bundesregierung für die neuen Länder (Bundesminister für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee):
http://www.bmvbs.de/beauftragter
Eine virtuelle Ausstellung „Ost- und westdeutsche Karikaturisten
kommentieren 50 Jahre deutsche Geschichte“ finden Sie auf den Seiten des
Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland:
http://www.hdg.de/karikatur/view/karikaturen.html
Lese-Briefe zu diesem Artikel schicken Sie bitte an
info@lerncafe.de.
Eierbecher. Made in
GDR. Heute sogar Kultstatus?
(Foto: photocase.com)
Drucken