von Hauke Pfeiffer (Bilder)
und Ellen Salverius-Krökel
(Text)
Wenn man in der Redaktion die eingehenden Texte entgegennimmt und
den prüfenden Blick darüber gleiten lässt, dann wandern schon mal die
Gedanken und man kann auch eigene Erinnerungen damit verbinden. In
diesem Fall waren es die jüdischen Friedhöfe in meiner Heimat
Ostfriesland, die ich dem Projekt „Spurensuche – Jüdische Friedhöfe in
Deutschland“ gerne zur Seite stellen möchte. Vielleicht animiert das zur
Nachahmung, sich einmal in der eigenen Umgebung umzutun? Ich konnte das
nun natürlich nicht mal eben von der Schwäbischen Alb aus
bewerkstelligen, aber Bilder sollten natürlich schon für die LeserInnen
dabei sein. Woher nehmen und nicht stehlen? Ich z.B. habe meinen Neffen
gebeten für mich in seiner Heimatstadt Emden den jüdischen Friedhof
Bollwerkstrasse (früher Sandpfad) zu besuchen und ein paar Fotos für das
LernCafe zu machen.
Ein bisschen Geschichte
Der jüdische Friedhof in der Bollwerkstrasse hatte – bis zu einer
Gründung 1703 – einen Vorgänger. Er lag etwas außerhalb der Stadt, im
heutigen Stadtteil Tholenswehr am Treckfahrtstief, und wurde im 17.
Jahrhundert belegt. Auch die Juden aus Weener, Bunge, Jemgum und
Stapelmoor setzen ihre Toten auf diesem Friedhof bis 1670 bei. Da ihnen,
insbesondere im Winter die Überführung der Toten über die vereiste Ems
zu beschwerlich war, erbaten sie bei der Fürstin Charlotte um einen
eigenen Gottesacker in Jemgum. Erhalten geblieben sind von diesem alten
Friedhof jedoch keine Steine, sie sind im weichen Boden am Randes des
Kanals im Laufe der Zeit versackt. Selbst 1933 waren nur noch drei
Grabplatten erhalten.
Der neue Friedhof
Wie bereits erwähnt, wurde der neue Friedhof 1703 am früheren Sandpfad,
heute Bollwerkstrasse, angelegt. Da gab es jüdisches Leben bereits mehr
als 170 Jahre in der Stadt Emden. Ihr Leben und Leiden war hier nicht
anders als in anderen Städten und Gemeinden.
Bis in die Gegenwart wurden auf dem neuen Friedhof ca. 800 Bestattungen
vorgenommen. Und natürlich blieb auch dieser Friedhof während des
Nationalsozialismus nicht unberührt. 465 jüdische Bürger der Stadt Emden
fanden ihre letzte Ruhestätte nicht auf „ihrem“ Friedhof, sie wurden von
den Nazis ermordet. Nach dieser schlimmen Zeit wurde auch in Emden
verschiedentlich der jüdischen Mitbürger gedacht. Zuletzt 1990 wurde auf
diesem jüdischen Friedhof ein Denkmal für die von den
Nationalsozialisten ermordeten errichtet, ihre Namen kann man darauf
nachlesen.
Links
Weitere Informationen zu diesem Friedhof und seiner Geschichte
finden sich hier
http://www.emder-juden.org/Geschichte__de_/geschichte__de_.html
Die Bilderrechte liegen bei Hauke Pfeiffer, Emden.