Falun Gong
Religion,
Sekte oder Kult?
von Anne Pöttgen
Es ist wohl eher ungewöhnlich,
bei der Besprechung einer Website mit der Vorstellung einer Schrift zu
beginnen, die sich kritisch mit den Ideen auseinander setzt, die die
Website (Falun-Dafa-Informationszentrum) vorstellt.
Aber der Titel einer Arbeit von Thomas Heberer - veröffentlicht vom
Institut für Ostasienwissenschaften der Gerhard-Mercator-Universität
Duisburg - zeigt die Bandbreite auf, in der sich
Heilsversprechen der Gemeinschaft und strikte Ablehnung von
außen bewegen. „Falungong – Religion, Sekte oder Kult? Eine
Heilsgemeinschaft als Manifestation von Modernisierungsproblemen und
sozialen Entfremdungsprozessen“. Einen Link dazu finden Sie im letzten
Abschnitt.
Falun Gong gilt als traditionelle chinesische Meditationspraxis, die den
Erwerb geistiger und moralischer Werte wie Wahrhaftigkeit,
Barmherzigkeit und Nachsicht anstrebt. So ist es auf diversen Websites
im Internet zu lesen.
Verwirrend ist zunächst, dass wir einmal von Falun Gong und zum anderen
von Falun Dafa lesen. Es handelt sich um dieselbe Lehre.
Falun Gong
Ob Religion, Sekte oder Kult – darüber müssen wir uns erst eine Meinung
bilden. Die Gemeinschaft der Falun-Gong-Praktizierenden, so nennen sie
sich selbst, gibt es erst seit 1992. Sie hat ihren Ursprung in
China, zählt aber auch in der übrigen Welt schon nach Tausenden.
Der Name setzt sich zusammen aus Falun, d.h. Rad des Gesetzes und Gong
von Qi Gong, den traditionellen chinesischen Übungen. Das Emblem der
Gemeinschaft berührt ältere Mitbürger zunächst befremdlich, es zeigt das
Hakenkreuz, die Swastika, umgeben von Yin- und Yang-Symbolen.
Beim Lesen der Texte auf der Website des Falun-Dafa-Informationszentrums
(falungong.de) ergibt sich der Eindruck, dass buddhistische und –
was nicht verwundert – taoistische Gedanken in die Lehre
einflossen. Eine ausführliche Darstellung erfolgt nach dem Anklicken des
Menüpunktes „Im Detail“.
Praktiziert werden fünf Qi-Gong-Übungen: Durch Bewegung, Atmung und
Meditation sollen Körper und Geist in Einklang gebracht werden.
Diese Übungen werden über Videos auf der Website unter dem Menüpunkt
„Multimedia“ vermittelt.
Der Gründer Li Honghzi
Li Honghzi ist ein gebürtiger Chinese. Sein Auftreten in der
Öffentlichkeit begann 1992 mit einer Vorlesung über Falun Gong. Er
stellte klar, dass Qi Gong nur der physische Aspekt dessen ist, was er
unter Falun Gong – oder auch Falun Dafa – versteht, nämlich
„Kultivierung“. Der wichtigere, nämlich der geistige Aspekt der
Kultivierung ist das Streben nach Vollkommenheit. Kultivierung
ist eine traditionelle Praxis zur Veredelung von Körper und Geist, sie
spielt in China seit Jahrtausenden eine bedeutende Rolle zum Erhalt der
gesellschaftlichen Moral.
Li Honghzi, der Meister, wie ihn seine Anhänger nennen, hat seine Ideen
in Büchern festgehalten, von denen „Zhuan Falun“ das wichtigste ist.
Seine Bücher können von der Website Falundafa.de kostenlos herunter
geladen werden. Link dazu im letzten Abschnitt.
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Im 5. Bericht der „Interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen
sogenannter Sekten und Psychogruppen“ (Drucksache des Landtags von
Baden-Württemberg 12/5841 15.12.2000) heißt es: Der „Falun
Gong“-Begründer „Meister“ Li Honghzi lebt seit 1998 offensichtlich in
den USA. Dort dürften auch außerhalb Chinas die meisten
Gruppenmitglieder zu finden sein. „Falun Gong“ verfügt in mehreren
Staaten Europas über internationale Verbindungsbüros.
Die Geschichte
Die Geschichte von Falun Gong ist auch die von Qi Gong. Es
handelt sich dabei um eine alte Tradition, die unter der kommunistischen
Herrschaft in den siebziger Jahren eine Wiederbelebung erfuhr.
Die Übungen des Qi Gong trugen zu einer Verbesserung des
Gesundheitszustandes der Massen bei und nach Streitereien innerhalb der
kommunistischen Partei beschloss man 1982 weise:“nicht fördern, nicht
bestreiten und nicht kritisieren.“
Falun Gong kam in die Öffentlichkeit, „als die chinesische Gesellschaft
durch die schlimmste Zerstörung der Moral und Wertvorstellungen ging.
Nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989
verlor die Regierung jeglichen Anspruch auf Moral….Die Menschen hatten
keine Wertvorstellungen, an denen sie sich orientieren konnten…“ (Zitat
aus der Website)
Die Verfolgung
Den meisten Raum nimmt auf den Seiten des
Falun-Dafa-Informationszentrums das Thema Verfolgung ein. Und das ist
das, was uns zunächst zu Falun Gong einfällt: die Verfolgung der
Menschen, die in China Falun Gong praktizieren. Was besonders dann
verwundert, wenn man zum ersten Mal von den Zielen der Gemeinschaft
hört: Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Bis zum Verbot
von Falun Gong in China im Jahr 1999 war die Gemeinschaft nach
Angaben auf den Seiten des Informationszentrums auf 100 Millionen
angewachsen. So wurde sie zu einer mit der kommunistischen Lehre
konkurrierenden weil von ihr abweichenden „heterodoxen Lehre“
Unter dem Menüpunkt „Übersichten“ gibt es Namenslisten der
Hauptverantwortlichen für die Verfolgung von Falun Gong. Ebenso gibt es
eine Namensliste der 3010 getöteten Falun-Gong-Praktizierenden.
Weiterhin eine Übersicht aller Gerichtsverhandlungen und über die
globale Ausdehnung der Verfolgung, Einschüchterung und Gewalt gegen
Falun Gong.
Wer steckt hinter der Website?
Das sagen die Gestalter der Website selbst: „Wir sind ganz
gewöhnliche Menschen, die in ihrer Freizeit Falun Gong praktizieren, und
zusätzlich zu ihrem normalen Beruf, ehrenamtlich die Berichte über die
Verfolgung sammeln und hier veröffentlichen.“
Die Navigation auf den Seiten bedarf einiger Geduld. Die Hauptmenüpunkte
sind im Kopf der Seite zu finden, manche Menüpunkte werden durch eine
weitere Menüleiste auf der linken Seite ergänzt.
Links
Wegen der Schwierigkeit, auf Grund der beiden größten Websites (Falungong.de
und falundafa.de, die beide von den gleichen Leuten gestaltet werden)
und einiger anderer Sites eine objektive Sicht zu erarbeiten, stelle ich
mehrere Links zur Diskussion
http://www.falungong.de
Dort „Im Detail“ / Falun Gong / Hintergrund:
http://www.faluninfo.de/imdetail_buch/historie.html
Falundafa-Bücher hier:
http://www.falundafa.de
http://www.uni-duisburg.de/Institute/OAWISS/download/doc/paper36.pdf
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Falun_Gong.html
Extrem negativ:
http://www.agpf.de/Falun.htm
Aus dem Jahre 2001, sehr informativ:
http://www.netzeitung.de/ausland/137114.html
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