Ausgabe Nr. 37                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
Thema > Webangebote >Falun Gong
 
>Sitemap >Impressum
 

Falun Gong
Religion, Sekte oder Kult?


                                                                    von Anne Pöttgen

Es ist wohl eher ungewöhnlich, bei der Besprechung einer Website mit der Vorstellung einer Schrift zu beginnen, die sich kritisch mit den Ideen auseinander setzt, die die Website (Falun-Dafa-Informationszentrum) vorstellt.
Aber der Titel einer Arbeit von Thomas Heberer  - veröffentlicht vom Institut für Ostasienwissenschaften der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg - zeigt die Bandbreite auf, in der sich Heilsversprechen der Gemeinschaft und strikte Ablehnung von außen bewegen. „Falungong – Religion, Sekte oder Kult? Eine Heilsgemeinschaft als Manifestation von Modernisierungsproblemen und sozialen Entfremdungsprozessen“. Einen Link dazu finden Sie im letzten Abschnitt.
Falun Gong gilt als traditionelle chinesische Meditationspraxis, die den Erwerb geistiger und moralischer Werte wie Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht anstrebt. So ist es auf diversen Websites im Internet zu lesen.
Verwirrend ist zunächst, dass wir einmal von Falun Gong und zum anderen von Falun Dafa lesen. Es handelt sich um dieselbe Lehre.


Falun Gong
Ob Religion, Sekte oder Kult – darüber müssen wir uns erst eine Meinung bilden. Die Gemeinschaft der Falun-Gong-Praktizierenden, so nennen sie sich selbst, gibt es erst seit 1992. Sie hat ihren Ursprung in China, zählt aber auch in der übrigen Welt schon nach Tausenden.
Der Name setzt sich zusammen aus Falun, d.h. Rad des Gesetzes und Gong von Qi Gong, den traditionellen chinesischen Übungen. Das Emblem der Gemeinschaft berührt ältere Mitbürger zunächst befremdlich, es zeigt das Hakenkreuz, die Swastika, umgeben von Yin- und Yang-Symbolen.
Beim Lesen der Texte auf der Website des Falun-Dafa-Informationszentrums (falungong.de) ergibt sich der Eindruck, dass buddhistische und – was nicht verwundert – taoistische Gedanken in die Lehre einflossen. Eine ausführliche Darstellung erfolgt nach dem Anklicken des Menüpunktes „Im Detail“.
Praktiziert werden fünf Qi-Gong-Übungen: Durch Bewegung, Atmung und Meditation sollen Körper und Geist in Einklang gebracht werden. Diese Übungen werden über Videos auf der Website unter dem Menüpunkt „Multimedia“ vermittelt.


Der Gründer Li Honghzi
Li Honghzi ist ein gebürtiger Chinese. Sein Auftreten in der Öffentlichkeit begann 1992 mit einer Vorlesung über Falun Gong. Er stellte klar, dass Qi Gong nur der physische Aspekt dessen ist, was er unter Falun Gong – oder auch Falun Dafa – versteht, nämlich „Kultivierung“. Der wichtigere, nämlich der geistige Aspekt der Kultivierung ist das Streben nach Vollkommenheit. Kultivierung ist eine traditionelle Praxis zur Veredelung von Körper und Geist, sie spielt in China seit Jahrtausenden eine bedeutende Rolle zum Erhalt der gesellschaftlichen Moral.
Li Honghzi, der Meister, wie ihn seine Anhänger nennen, hat seine Ideen in Büchern festgehalten, von denen „Zhuan Falun“ das wichtigste ist. Seine Bücher können von der Website Falundafa.de kostenlos herunter geladen werden. Link dazu im letzten Abschnitt.


screenshot

Im 5. Bericht der „Interministeriellen Arbeitsgruppe für Fragen sogenannter Sekten und Psychogruppen“ (Drucksache des Landtags von Baden-Württemberg 12/5841 15.12.2000) heißt es: Der „Falun Gong“-Begründer „Meister“ Li Honghzi lebt seit 1998 offensichtlich in den USA. Dort dürften auch außerhalb Chinas die meisten Gruppenmitglieder zu finden sein. „Falun Gong“ verfügt in mehreren Staaten Europas über internationale Verbindungsbüros.


Die Geschichte
Die Geschichte von Falun Gong ist auch die von Qi Gong. Es handelt sich dabei um eine alte Tradition, die unter der kommunistischen Herrschaft in den siebziger Jahren eine Wiederbelebung erfuhr. Die Übungen des Qi Gong trugen zu einer Verbesserung des Gesundheitszustandes der Massen bei und nach Streitereien innerhalb der kommunistischen Partei beschloss man 1982 weise:“nicht fördern, nicht bestreiten und nicht kritisieren.“
Falun Gong kam in die Öffentlichkeit, „als die chinesische Gesellschaft durch die schlimmste Zerstörung der Moral und Wertvorstellungen ging. Nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Juni 1989 verlor die Regierung jeglichen Anspruch auf Moral….Die Menschen hatten keine Wertvorstellungen, an denen sie sich orientieren konnten…“ (Zitat aus der Website)

 
Die Verfolgung
Den meisten Raum nimmt auf den Seiten des Falun-Dafa-Informationszentrums das Thema Verfolgung ein. Und das ist das, was uns zunächst zu Falun Gong einfällt: die Verfolgung der Menschen, die in China Falun Gong praktizieren. Was besonders dann verwundert, wenn man zum ersten Mal von den Zielen der Gemeinschaft hört: Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Bis zum Verbot von Falun Gong in China im Jahr 1999 war die Gemeinschaft nach Angaben auf den Seiten des Informationszentrums auf 100 Millionen angewachsen. So wurde sie zu einer mit der kommunistischen Lehre konkurrierenden weil von ihr abweichenden „heterodoxen Lehre“
Unter dem Menüpunkt „Übersichten“ gibt es Namenslisten der Hauptverantwortlichen für die Verfolgung von Falun Gong. Ebenso gibt es eine Namensliste der 3010 getöteten Falun-Gong-Praktizierenden. Weiterhin eine Übersicht aller Gerichtsverhandlungen und über die globale Ausdehnung der Verfolgung, Einschüchterung und Gewalt gegen Falun Gong.


Wer steckt hinter der Website?
Das sagen die Gestalter der Website selbst: „Wir sind ganz gewöhnliche Menschen, die in ihrer Freizeit Falun Gong praktizieren, und zusätzlich zu ihrem normalen Beruf, ehrenamtlich die Berichte über die Verfolgung sammeln und hier veröffentlichen.“
Die Navigation auf den Seiten bedarf einiger Geduld. Die Hauptmenüpunkte sind im Kopf der Seite zu finden, manche Menüpunkte werden durch eine weitere Menüleiste auf der linken Seite ergänzt.


Links
Wegen der Schwierigkeit, auf Grund der beiden größten Websites (Falungong.de und falundafa.de, die beide von den gleichen Leuten gestaltet werden) und einiger anderer Sites eine objektive Sicht zu erarbeiten, stelle ich mehrere Links zur Diskussion
http://www.falungong.de
Dort „Im Detail“ / Falun Gong / Hintergrund:
http://www.faluninfo.de/imdetail_buch/historie.html

Falundafa-Bücher hier:
http://www.falundafa.de

http://www.uni-duisburg.de/Institute/OAWISS/download/doc/paper36.pdf
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Falun_Gong.html
Extrem negativ:
 
http://www.agpf.de/Falun.htm
Aus dem Jahre 2001, sehr informativ:
http://www.netzeitung.de/ausland/137114.html

Drucken