Ausgabe Nr. 37                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Warum Menschen glauben

                                                                    von Dr. Erna Subklew

2005 erschien in der Zeitung „Die Zeit“ ein Artikel unter der Überschrift „Warum Menschen glauben“. Ulrich Schnabel beschreibt darin Forschungen von Wissenschaftlern an unterschiedlichen Universitäten, um das Phänomen des Glaubens zu klären.

Das Experiment
Mitte der sechziger Jahre  versuchte der Forscher Walter Pahnke an der Harvard University zu beweisen, dass Psilocybin die spirituelle Erfahrung während eines Gottesdienstes verstärkt. Seine Probanden nahmen unter der Droge an einer Messe teil. Pahnke hat das Psilocybin nach dem doppelten Blindverfahren verteilt und einer Kontrollgruppe harmlose Pillen verabreicht. Bei acht von zehn Probanden, die Psilocybin erhalten hatten, führte dies zu signifikant stärkeren Gefühlen von Transzendenzerlebnissen als bei den anderen. Später stellte sich allerdings heraus, dass die Probanden während des Gottesdienstes miteinander gesprochen hatten. Sie konnten also feststellen, wer die Droge bekommen hatte und wer nicht und machten damit das Experiment hinfällig. Es war nun nicht mehr zu unterscheiden, ob das Psilocybin oder die Erwartungshaltung die Bewusstseinsänderung hervorgerufen hatte.

Weitere Forschungen
Die durchgeführten Forschungen können trotzdem Einblicke in das Wirken religiöser Systeme geben. Schon lange weiß die Religionspsychologie, wie man große Wirkungen erzielt. Veranstaltungen, die auf Gefühle  und stimmungsvolle Musik setzen, beeindrucken mehr als abstrakte Vorträge. Vor Jahren durchgeführte Untersuchungen, die besagten, dass bei meditierenden Mönchen und Nonnen bestimmte Veränderungen im Hirn stattfinden, waren aber wenig aussagekräftig.
Der Molekularbiologe Dean Hamer behauptet in seinem Buch „Das Gottes-Gen“, dass anlässlich einer Studie, bei der nur einige Probanden Fragen nach der Transzendenz beantworten mussten, er herausgefunden habe, dass eine Variante des Gens VMAT2 die gleiche Punktzahl erzielt habe, wie die der Gen-Träger bei einem Spiritualitätstest. Bei den Probanden, die die Frage nicht in ihrem Test hatten, war die Punktzahl niedriger. Schnabel bemerkt dazu, dass diese Aussagen so wenig miteinander zu tun hätten, wie die Geburtenrate mit der Zahl der Störche. Das „Gottes-Gen“ sei daher ebenso unwahrscheinlich wie das „Schwulen-Gen“. Die Zwillingsforschung habe allerdings ergeben, dass Erbanlagen das grundsätzliche Interesse an spirituellen Fragen bestimmten.

Glaube bietet einen evolutionären Vorteil 
Anthropologen und Evolutionspsychologen weisen auf die Tatsache hin, dass in der ganzen menschlichen Entwicklungsgeschichte die Gemeinschaften religiöse Strukturen hatten. Der Glaube an eine höhere Macht muss also Vorteile bringen, sonst gäbe es ihn nicht mehr.
Auch heute noch nehmen religiöse Strömungen zu, so dass man annehmen muss, dass der Glaube ein wichtiger Faktor beim Überleben spielt. Die Anthropologie sagt dazu, dass angesichts des Fakts, dass alle sterben müssen, der Glaube individuellen Trost spendet. Die Durchsetzung ethischer Standards sichert den Zusammenhalt der Gesellschaft, und mit religiösen Argumenten lässt sich Macht durchsetzen. Aufgrund der Verbreitung charismatischer Bewegungen und des erstarkten Islams wären Studien zur Wirkung religiöser Gemeinschaften wichtig. Leider gibt es keinen Lehrstuhl für Religionspsychologie in Deutschland.
Seit 2002 forscht ein Gruppe an der Universität Trier mit 1,2 Millionen Euro von der VW-Stiftung gefördert, zum ersten Mal über Religionspsychologie.

Forschung in den USA
In den USA forscht mit einem Etat von 40 Millionen Dollar die Templeton Foundation-Stiftung, wie Wissenschaft und Religion miteinander in Einklang zu bringen sind. Gefördert werden Projekte, die einen positiven Nutzen der Religion auf das Leben nachzuweisen versuchen. Die Universität  Frankfurt bekam 400.000 Dollar von der Stiftung für ein Projekt, das sich damit beschäftigen soll, ob es eine biologische Basis des Glaubens gibt.
Die Förderung hat eine Flut von Beiträgen zur Spiritualität erzeugt, die ihre gesundheitsfördernde Wirkung belegen sollen. Leider haben die bisherigen Studien noch keine aussagekräftigen Ergebnisse gebracht.  Viele Studien sagen mehr über den Glauben der Beteiligten, als über die objektive Wirkung des Glaubens aus.
Seit einiger Zeit bemüht sich eine Arbeitsgruppe um Sebastian Murken in Bad Kreuznach, die Wirkung des Glaubens bei der Bewältigung von Krebs zu erforschen. Der Entschluss, den Willen und das Leben der Sorge Gottes anzuvertrauen, hat sich positiv auf den Heilungsprozess ausgewirkt.
Da wir die Grundfragen des Lebens - Woher wir kommen, wohin wir gehen, wofür ist etwas gut - nicht beantworten können, werden wir dafür weiterhin religiöse Glaubensgebäude brauchen.
Wenn Sie mehr über diese Frage wissen wollen, gehen Sie zu dem Link
http://www.zeit.de/2005/20/Glauben_?page=2

Ein Interview mit dem Berliner Bischof Huber zum Thema Glauben finden Sie unter
http://zeus.zeit.de/text/2005/20/Glauben-Huber

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