Bewegung hält (auch) den
Geist fit
von Hildegard Neufeld
Wege zur Fitness
Dass körperliche Aktivitäten
das Wohlbefinden und die Gesundheit stärken, hat sich schon lange
herumgesprochen. Überall in Stadt und Land begegnet man Spaziergängern,
Wanderern und Radfahrern jeden Alters. In Seen und Flüssen tummeln sich
Schwimmer und solche, die es werden wollen, und besonders in den frühen
Tagesstunden sind Jogger und Freizeitsportler unterwegs. Sie folgen
nicht nur ihrem Lustmotiv, sondern vielmehr auch, um ihre
Leistungsfähigkeit zu verbessern oder sie zumindest zu erhalten. Im
Zeitalter der neuen Langlebigkeit ist dieses wichtiger den je.
Quelle: www.pixelio.de
Dass körperliches Training, dass Bewegung nicht nur der körperlichen,
sondern auch der geistigen Fitness gut tut, ja sogar notwendig ist, um
gesund und kompetent durchs Leben zu kommen, ist noch viel zu wenig
bekannt.
Die grauen Zellen
Etwa eine Billion Nervenzellen besitzt unser Gehirn. Jede Nervenzelle
kann von anderen Nervenzellen laufend Informationen empfangen und
Informationen weitergeben.
Die einwandfreie Funktion des Gehirns erfordert, dass die Nervenzellen
aktiv, d.h. in Bewegung gehalten werden. Werden die geistigen
Fähigkeiten nicht genügend gefordert und wird auch die erforderliche
körperliche Bewegung vernachlässigt, kommt es zu einer deutlichen
Abnahme der Vernetzung der Nervenzellen und damit zu einer
Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit.
Geistige Fitness
Geistig fit bleiben bedeutet, die kleinen grauen Zellen ständig in
Bewegung zu halten bzw. sie, wenn erforderlich, zu trainieren, z.B.
durch Spazierengehen, Wandern, Joggen, Schwimmen, Sport treiben, aber
auch durch Tanzen, Musizieren (insbes. Klavierspielen),
Quelle: www.pixelio.de
durch Auswendiglernen von Gedichten und ferner durch Schach,
Brettspiele u.dgl.mehr. Hilfreich sind z.B. auch das Mitschreiben und
Notieren im Unterricht, und selbst Kaubewegungen haben sich als
leistungsfördernd erwiesen (Kaugummi macht schlau!).
Bewegung steigert die Sauerstoffversorgung und führt zu einer
Verbesserung des Hirnstoffwechsels und der Hirndurchblutung. Nicht
vernachlässigt werden darf eine gesunde Ernährung und genügend
Flüssigkeit, also regelmäßiges ausreichendes Trinken.
Gehirn-Training
Geistiges Leistungstraining – auch als Gehirntraining, Gehirnjogging
oder Gedächtnistraining bekannt – ist eine wissenschaftlich fundierte
und inzwischen weit verbreitete Methode, um das Gehirn fit zu halten.
Durch regelmäßiges Training kann die geistige Leistungsfähigkeit in
jedem Lebensalter erhalten und auch gesteigert werden. Regelmäßiges
Training ist besonders dann angezeigt, wenn Personen geistig nicht
genügend gefordert sind, z.B. im wenig aktiven Ruhestand, aber auch bei
längerer Krankheit, die, wenn auch vorübergehend, die eigene Aktivität
einschränkt bzw. sie kaum oder auch gar nicht zulässt.
Mehr zum Gehirn- bzw. Gedächtnistraining in dem Beitrag
„Gedächtnistraining mit Bewegung“ in dieser Ausgabe.
Im Alter
Ein Abbau der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit wurde
einst vornehmlich als Folge des Alters gesehen. Inzwischen weiß man,
dass auch – und oft überwiegend – Bewegungsmangel hierfür verantwortlich
ist.
Angesichts der demografischen Entwicklung ist es heute wichtiger denn
je, für die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit Sorge zu tragen,
gilt es doch, die Lebensqualität für eine immer längere Lebenszeit zu
erhalten. Anders als im Berufsleben ist der Ruhestand in der Regel mit
weniger Anforderungen verbunden, die geeignet sind, Körper und Geist in
Bewegung zu halten. Bewegung aber ist in jedem Alter notwendig, um
selbstständig, aber auch selbst bestimmt, am aktiven und
gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.
Leichter Lernen
Auch Schüler sind leistungsfähiger, lernen leichter und können sich
besser konzentrieren, wenn sie sich ausreichend bewegen, und das
betrifft auch die Unterrichtsstunden, in denen einst „Stillsitzen“
oberstes Gebot war. Inzwischen ist erkannt und wissenschaftlich
nachgewiesen, dass die Lern- und Leistungsfähigkeit der Schüler
wesentlich unterstützt und gesteigert werden kann, wenn im Schulalltag
körperliche Bewegungseinheiten den Unterricht begleiten. Die Schüler
nehmen hierdurch konzentrierter am Unterricht teil und erzielen einen
größeren Lernerfolg.
„Kinder, die sich nicht bewegen, bleiben sitzen“, berichtete die
Taunus-Zeitung am 22.06.2007 und stellte das Projekt „Mehr Bewegung im
Kindergarten“ vor. ARTE berichtete am 27.06.2007 in der Sendung
„Bewegung – das Medikament der Zukunft“ mit dem Thema „Zum Stillsitzen
erzogen“ u.a. über die 'Bewegte Schule' in Bonn, die „Selbstbestimmte
Bewegung“, aber auch „Ringen und Raufen“ in den Stundenplan integriert
hat.
IQ auf Trab bringen
Regelmäßiges Training mit Bewegung fördert die Intelligenz. Selbst
kleinste Bewegungen können bereits erfolgreich sein, wie zum Beispiel
Schreiben, Stricken, Spazieren gehen, Kaugummi kauen.
„Bewegung erleichtert die Hirnarbeit und somit auch die
Konzentrationsfähigkeit“, berichtet das Institut für Sport und
Rehabilitation. Ein Experiment mit jüngeren und älteren Erwachsenen auf
Heimtrainern habe eine deutliche Verbesserung der geistigen
Leistungsfähigkeit gezeigt. Der Intelligenzquotient sei um erhebliche
Punkte gestiegen.
„Der Intelligenzquotient lässt sich auf jeden Fall steigern“, sagt u.a.
Dr. Siegfried Lehrl, Vorsitzender der Gesellschaft für Gehirntraining
e.V. Das hat sich z.B. bei der Therapie von Reha-Patienten gezeigt. Nach
gesundheitlich bedingter körperlicher und geistiger Unterforderung
konnten diese Patienten mittels Gehirnjogging ihre Intelligenz schon
nach kurzer Zeit wieder deutlich steigern.
Demenz vorbeugen
Bewegung fördert die Gesundheit und damit auch den
Gesundheitszustand des Gehirns. Körperliche, aber auch geistige
Aktivität sowie eine gesunde Ernährung sind als mögliche Schutzfaktoren
vor einer Demenzerkrankung erkannt worden. Wissenschaftliche
Untersuchungen bestätigen, dass körperlich und geistig rege Menschen
seltener an Demenz erkranken als weniger aktive.
Das Risiko von geistigen Leistungseinschränkungen älterer Menschen kann,
Berichten aus Fachkreisen zufolge, um bis zu 50 Prozent eingeschränkt
werden. Das Gehirn bleibt länger fit, wenn regelmäßige geistige
Aktivitäten, wie z.B. Gedächtnistraining, Lesen, Lernen und Musizieren,
die körperliche Bewegung begleiten.
Für die Fitness
Informationen, Tipps und Konzepte zur Förderung bzw. für den Erhalt der
geistigen Fitness gibt es inzwischen zuhauf, hat es sich doch weltweit
herumgesprochen, dass die geistige Leistungsfähigkeit für jeden von
entscheidender Bedeutung ist, vor allem
- für eine möglichst lange geistig aktive Lebensspanne,
- für eine hohe Lebensqualität,
- um den Rückgang der geistigen Leistungsfähigkeit zu vermeiden,
- um auch bei Gehirnerkrankungen die geistige Leistungsfähigkeit und
damit
Unabhängigkeit zu erhalten.
Der Altersforscher Prof. Dr. Andreas Kruse entwickelte 15 Regeln für ein
gesundes Älterwerden. Hier einige der wichtigen Regeln:
- Seien Sie in allen Lebensaltern körperlich, geistig und sozial aktiv!
- Nutzen Sie freie Zeit, um Neues zu lernen!
- Bleiben Sie aktiv und denken Sie positiv!
- Es ist nie zu spät, den eigenen Lebensstil positiv zu verändern!
Links
www.richtigfit-ab50.de
http://freiburg.sportalis.de/die-bedeutung-der-bewegung.html
www.gehirnsport.de
www.sport-rehabilitation.de
www.bagso.de/thema_gesundheit.html
www.bagso.de/fitness.html
Drucken