Ausgabe Nr. 39   Sept. 2007                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung
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Gesellschaft in Bewegung
Digitale Demenz

                                                                    von Horst Glameyer


Digitale Demenz
Am 1.06.2007 erschien ein Artikel von Florian Rötzer unter der Überschrift ‚Droht uns die „digitale Demenz“?‘, der in den Medien große Aufmerksamkeit erregte. Darin geht es um die Frage, ob infolge der verbreiteten elektronisch-digitalen Datenspeicherung vor allem bei jüngeren Menschen allmählich ein Gedächtnisschwund eintritt. Vieles, was man sich früher im Kopf einprägen musste, weil man es nicht vergessen durfte oder wollte, kann heute in technischen Geräten gespeichert und jederzeit beliebig oft abgerufen werden, sobald man es braucht.

Zunehmende Vergesslichkeit
Florian Rötzer bezieht sich in seinem Artikel auf die Aussagen koreanischer Medizinprofessoren, die vornehmlich bei ihren südkoreanischen Landsleuten zwischen 20 und 30 Jahren eine wachsende Vergesslichkeit feststellten. In Umfragen gaben etliche von ihnen an, das sei auf den ständigen Gebrauch von „Handys, PCs und anderen digitalen Geräten“ zurückzuführen. Die von Wissenschaftlern verwendeten Begriffe „digitaler Alzheimer“ oder „digitale Demenz“ bezeichnen aber keine Krankheit.


Gesellschaftlicher Wandel
Wie der Deutschlandfunk in seiner Sendung „Tag für Tag, aus Religion und Gesellschaft“ am 14.06.2007 meldete, übersteigt die Selbsttötungsrate in Südkorea von jährlich ca. 14000 neuerdings die japanische, die bisher in der Welt als höchste galt. Betroffen sind in Südkorea vor allem jüngere Menschen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren.
Vor dem Krieg war Korea ein bäuerlich geprägtes Land. Der rasche Wandel Südkoreas nach dem Krieg in ein Industrieland soll dazu geführt haben, dass viele Menschen sich den steigenden Erwartungen und Anforderungen nicht mehr gewachsen fühlen.


Flucht in virtuelle Welten
Die im konfuzianischen Sinne (hohe Verehrung der Eltern und Ahnen) sehr traditionsbewusste koreanische Gesellschaft ist in Bewegung geraten. Hergebrachte Standpunkte, die dem Einzelnen im großen Familienverband einen Halt gaben, geraten mehr und mehr in Vergessenheit und drohen verloren zu gehen. Dessen ungeachtet reisen am koreanischen Erntedankfest noch immer unzählige Koreaner/innen über weite Strecken quer durchs Land, um den Eltern und Ahnen ihre Ehrerbietung zu erweisen. Gleichzeitig aber üben die elektronischen Medien besonders auf die Jüngeren eine wachsende Anziehung aus und dienen ihnen dazu, der Alltagswelt mit ihren Problemen in bessere, virtuelle Scheinwelten zu entfliehen.


Link
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25483/1.html
www.swr.de/swr1/rp/tipps/gesund/-/i...

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