Bob der Baumeister
                                    von Lore Wagener
Großeltern von Vorschulkindern kennen ihn, den virtuellen Alleskönner Bob the Builder mit seiner Latzhose, kariertem Hemd und gelbem Helm. Und die Kinder in fast allen Ländern der Welt lieben ihn und seine Abenteuer.

Die TV-Serie
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Baggi; Foto Premkudva CC

Bob ist wohl der bekannteste Handwerker der Welt. Der Held wird den Kleinen in kindgerechten Folgen von jeweils 10 Minuten nahe gebracht. Ort der Handlung ist ein Bauhof in Bobhausen. Dort erledigt Bob gemeinsam mit seiner Partnerin Wendy und einem Team von Fahrzeugen und Geräten alle handwerklichen Arbeiten, die in der kleinen Gemeinde anfallen. Und Bob kann einfach alles. Daher ist er auch nicht Maurer, Klempner oder Dachdecker, sondern schlicht Baumeister. Jede Folge erzählt eine kleine Geschichte, etwa vom Reparieren, Bauen, Baggern, Malern, Klempnern oder vom Gartenbau.

Das Team
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Rollo; Foto Premkudva CC

Dabei wirken Bobs sprechende Fahrzeuge und Geräte aktiv mit. Sie haben jeweils ihre besonderen Charaktere und können eindrucksvoll mit ihren Scheinwerfer-Augen rollen. Da sind zum Beispiel Baggi, der pfiffige kleine Schaufelbagger, Rollo, die stoische grüne Dampfwalze, oder Mixi, der quirlige Zementmischer. Alle Episoden enden natürlich erfolgreich für Bobs Team. Eine heile virtuelle Welt, die besonders die kleinen Jungs fasziniert und die man ihnen in diesem Alter getrost gönnen darf.

Didaktischer Ansatz
Ziel dieser Serie ist nicht die realistische Darstellung handwerklicher Tätigkeiten, wie etwa in der „Sendung mit der Maus“. Nach den Ideen der Autoren sollen vielmehr Konfliktauflösung, Teamarbeit oder soziales Verhalten im Vordergrund stehen. Die Vermittlung dieser Kompetenzen wird durch griffige Songs unterstützt. So stellt Bob in jeder Folge die Frage „Can we fix it?“ (Können wir das schaffen?) und sein Team antwortet im Chor mit einem zuversichtlichen „Yes we can!“ (Yo, wir schaffen das!). Eine Single „Can We Fix It?“ kam im Dezember 2000 auf den Markt und blieb lange in den Charts, Die deutsche Version „Yo, wir schaffen das“ wurde 2002 kreiert. Manche Kommentatoren vermuteten sogar, dass die Kinder des amerikanischen Präsidenten Barack Obama Bobs Abenteuer regelmäßig verfolgt haben müssten. „Yes we can“ war zwar der Slogan ihres Vaters im Wahlkampf. Aber dessen Vorbild war eher der gleichlautende Kampfruf, den 1972 die US-Gewerkschaft „United Farm Workers“ geprägt hatte.

Keith Chapman
Dabei ist die Serie ein Produkt der Briten. Erfunden wurde sie von dem Drehbuchautoren und Fernsehproduzenten Keith Chapman, der schon für den Schöpfer der „Muppets“ arbeitete. Chapman lebt im Londoner Stadtteil Wimbledon und ist Vater dreier Söhne. Er sagte in einem Zeitungsinterview, dass ihn ein Bagger zu der Serie inspiriert habe. Der habe das Pflaster aufgerissen, und fasziniert sei er stehen geblieben und habe ihn und die übrigen Baufahrzeuge gezeichnet. Irgendetwas habe dann noch gefehlt. „Die Baufahrzeuge sahen aus wie eine Gruppe vergnügter Kinder, die einen Vater brauchten. Also malte ich Bob.“ Chapman vermarktete seine Idee gekonnt. Bob the Builder wurde als TV-Serie in Stop-Motion-Technik von den englischen Hot Animation Studios in einer dreijährigen Phase entwickelt. Premiere der ersten Folge war im April 1999 auf BBC One. Die erste deutschsprachige Episode strahlte Super RTL im Jahre 2001 aus. Inzwischen begeistert die Serie die Kinder in fast allen Ländern der Welt.

Die Stop-Motion-Technik
Bei der für die Serie verwendeten Stop-Motion-Technik werden Objekte animiert, indem sie für jedes einzelne Bild des Filmes immer nur geringfügig verändert werden. So erzeugt man einen bewegten Eindruck. Diese Technik war schon Ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Ab etwa 1910 verwendete man sie für Zeichen- und Puppentrickfilme. Noch bis in die 1980er Jahre setzte man Stop-Motion-Sequenzen  in bekannten Filmen ein. Heute macht man das meist mit Computeranimationen. Mit digitalen Kameras und Computern ist es auch nicht schwer, Stop-Motion-Filme hobbymäßig zu erzeugen. Gerne machen das zum Beispiel Schulprojekte im Bereich Kunst oder Medien. Man kann die Technik auch in Fotokursen lernen. Sie funktioniert mit recht einfachen Mitteln. Ich persönlich fand sie aber ziemlich mühsam und verstehe jetzt, dass die Herstellung eines Films mit dieser Technik sehr zeitaufwändig ist.

Eine Erfolgsgeschichte
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CD-Cover

Das mühevolle Verfahren war durchaus lohnend, denn Bobs Abenteuer sind mittlerweile global präsent und in vielen Sprachen synchronisiert worden. Sie begeistern überall die Zielgruppe. Die sieht nicht nur die TV-Episoden. Den Kleinen kauft die Verwandtschaft auch Bobs Hör- und Bilderbücher oder Hemden, Bettwäsche und Geschirr mit dessen Logo. Bis jetzt hat Bob seinem Schöpfer und der BBC insgesamt über 2,5 Milliarden Pfund eingebracht: Eine hübsche Summe. Aber das soll noch mehr werden. Es gibt bald einen neuen Kinofilm. Die begeisterten Fans müssen also nicht auf Neues verzichten.
Aber Bob ist auch sozial „tätig“. Mit der Aktion „Bob hilft Kindergärten“ hat der TV-Sender RTL eine Aktion gestartet, mit der renovierungsbedürftige Kindergärten aufpoliert werden sollen.

Kritik
Bei solchem Erfolg bleibt Kritik natürlich nicht aus. Einige Kommentatoren bemängeln, dass Bob für seine Arbeit noch nie eine Rechnung ausgestellt habe. Das sei realitätsfern. Rezensenten meinen, „Bob ist eben nicht Wicki, Biene Maja oder Pippi Langstrumpf. Die Idole der Kinder aus den siebziger Jahren lösten ihre Probleme allein. Sie waren echte Helden. Heute dagegen, suggeriert Bob, brauchen sie einen, der sie an die Hand nimmt und ihnen aus der Patsche hilft“ (Zitat Antje Hildebrandt. Hannoversche Allgemeine).
Aber Teamwork ist momentan das beliebteste Erfolgsrezept, nicht nur bei amerikanischen Politikern, sondern auch bei deutschen Fußballtrainern oder im internationalen Business.

Links

RTL Bob hilft Kindergärten

Video Bob der Baumeister
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Bob der Baumeister „Yes he can“

Yes we can, Obama

So funktioniert Stop-Motion

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