Bürgerforum 3 in Ulm

Am 05. Mai fand das dritte Bürgerforum in Ulm zu dem Thema “Migration als Herausforderung/Minderheiten als Chance” statt. Das Bürgerforum, an dem 21 Personen, davon 3 mit Migrationshintergrund teilgenommen haben, wurde durch Einführung von Akad. Dir. Carmen Stadelhofer, Leiterin des ZAWiW und einem Referat von der Integrationsbeauftragten der Stadt Ulm, Frau Grunert eröffnet.
Grunert Praesentation

Danach wurden die folgenden Thesen in zwei Gruppen diskutiert:
Arbeitsthema 1: Gesellschaftliche Teilhabe – Welches sind die Rahmenbedingungen für gesellschaftliche Teilhabe (von Migrant/-innen) und was fördert sie?
Arbeitsthema 2: Wie sehen wir uns gegenseitig, wie wollen wir gesehen werden?

Zusammenfassung der Diskussionsbeiträge in den Gruppen

Die Statistik zeigt, dass Ulm längst eine multikulturelle Stadt ist. Ein Drittel der Erwachsenen und 50 % der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Es gibt viele öffentliche Plätze, Schulen, Geschäfte, usw., wo sichtbar wird, dass Menschen aus vielen unterschiedlichen kulturellen und nationalen Hintergründen in Ulm leben.

In Ulm leben heißt aber noch nicht automatisch, zusammenzuleben und zusammenzuwachsen. Es wurde festgestellt, dass je fremder die Kultur und die Lebensart von Menschen empfunden wird,, umso schwieriger ist die Akzeptanz. Menschen, die Deutsch sprechen und vertraut sind mit Standards, die hier gelten, werden kaum als fremd empfunden, während Menschen, die aufgrund z.B. ihres Bildungshintergrunds und ihrer kulturellen Gebräuche als “anders” empfunden werden, eher als fremd betrachtet werden.

Es wurde aber auch festgestellt, dass es auch eine Fremdheit zwischen Alt und Jung und zwischen Menschen aus verschiedenen sozialen Hintergründen gibt usw., so dass Fremdsein, Sich Fremdfühlen und Sich annähern ein generelles gesellschaftliches Thema ist.

Es ist offensichtlich nicht einfach, den eigenen Stereotypen zu entkommen, es ist aber auch nicht einfach, eine angemessene Form des Umgangs zu finden.

Immer wieder wurde die Frage der Identität, der gegenseitigen Erwartungen und ob eine multikulturelle Gesellschaft Chancen hat, angesprochen, ob eine Vielfalt als Vielfalt der Lösungen positiv genutzt werden kann.

Dies führte zu der zentralen Frage: Was müssen die anderen tun, was müssen wir selbst tun, um zu einem solchen gesellschaftliches Miteinander zu kommen?

Der Blick wurde auch auf historische Prozesse geworfen, wo Migrationsbewegungen stattfanden und heute vielen Menschen gar nicht mehr bewusst sind, z.B. die Einwanderung der Polen in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Von daher wurde auch überlegt, ob das Zusammenwachsen der Gesellschaft nicht lediglich eine Frage der Zeit ist und dass die junge Generation heute ganz natürlich als multikulturelle Gesellschaft aufwächst.

Gemeinsame  Diskussionsrunde : Wie  soll unsere Gesellschaft in 10 Jahren aussehen?

Zum Schluss wurde überlegt, wie unsere Stadt in 10 Jahren aussehen könnte unter dem Aspekt „internationales Zusammenleben“.

Ein Teilnehmer wünscht sich für die Zukunft eine Lebensform, wo in einem Stadtviertel, in einem Haus, Menschen verschiedenster Altersgruppen und verschiedenster nationaler Herkunft friedlich zusammenleben. Es folgte eine Diskussion, wie so etwas überhaupt verwirklicht werden könnte. Dabei wurde die Bedeutung einer gemeinsamen Sprache immer wieder betont, auch die Notwendigkeit und die Wichtigkeit, dass Menschen, die hier leben und hier eine Heimat finden wollen, die deutsche Sprache erlernen müssen, auch wenn sie ihre Muttersprache durchaus weiterbehalten und pflegen können/sollten.

Angeregt wurde auch, dass Multikulturalität wie Intergenerationalität Teile des Bildungssystems werden, und zwar vom Kindergarten bis zur Seniorenbildung, und von daher das Erlernen des Umgangs mit Menschen aus anderen Altersgruppen oder aus anderen Kulturen ein Teil des Alltagsleben wird, zu einer Alltagskultur, mit der man umzugehen darf.

Um dahin zu kommen wurde von mehreren Teilnehmenden geäußert, dass es absolut wichtig ist, dass man etwas gemeinsam tut – z.B. einen interkulturellen Garten anlegen, gemeinsam kochen, oder andere Anlässe nutzen, um Fremdheit zu verlieren und das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen.

Von jemandem wurde auch die Bedeutung von positiven Vorbildern hervorgehoben, damit man sich nicht immer an negativen Erfahrungen orientiert, sondern gelungene Beispiele von Integration und multikulturellem Zusammenleben in die Öffentlichkeit bringt.

 

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