Erfahrungsberichte

Als Gast beim Fastenbrechen

Der Frankfurter Verband unterhält in mehreren Stadtteilen Einrichtungen für Senioren, darunter auch das Seniorenzentrum in Bockenheim. Das Zentrum ist für alle älteren Menschen offen, gleich welcher Nationalität sie angehören.. Neben den verschiedenen kulturellen Angeboten stehen auch unterschiedliche Gymnastikformen und verschiedene Arten von Tanz, z.B. Bauchtanz und Bilderausstellungen auf dem Programm. Ebenso gibt es die bekannten und beliebten Altennachmittage. So treffen sich dort jeden Montag türkische Frauen zum Tee. Gäste sind natürlich willkommen. Dieses Jahr lud die türkische Leiterin des Treffs zum Fastenbrechen (Iftar) ein. Erstaunlich viele Deutsche nahmen diese Einladung an.

Jeder Deutsche weiß inzwischen, dass Ramadan die Fastenzeit der Muslime ist. Während eines Mondmonats wird von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gefastet.
Auch wir Christen fasten. Nur ist unser Fasten ein ganz anderes. Wir beschränken uns in unserer Nahrungsaufnahme oder nehmen eine andere Einschränkung auf uns. Muslime aber dürfen im Ramadan während es hell ist, weder Speise noch Trank zu sich nehmen. Sie dürfen weder rauchen noch Geschlechtsverkehr haben. Es heißt, essen darf man nur dann, wenn man den schwarzen nicht vom weißen Faden unterscheiden kann.
Liegt die Fastenzeit im Winter, so ist die Zeit der Abstinenz verhältnismäßig kurz. Im Sommer aber kann es vorkommen, dass man 18 Stunden am Tag enthaltsam sein muss.
Mit dem Ezanruf, dem Ruf von den Minaretten: „Kommt herbei zum Gebet, kommt herbei zur Freude, das Gebet ist besser als der Schlaf“ werden in der Türkei und anderen muslimischen Ländern die Gläubigen vom Muezzin geweckt.

Das Fastenbrechen im Seniorenzentrum
Ungefähr eine halbe Stunde vor der Beendigung des Fastens trafen sich viele Senioren im Seniorentreff. Das Ende des täglichen Fastens, das Fastenbrechen, wird jeden Tag in jeder islamischen Zeitung angegeben, da Sonnenauf und –untergang je nach geographischer Lage unterschiedlich ist. Die Tische waren festlich gedeckt. Auf ihnen standen Flaschen voller Wasser und Teller mit Datteln bereit. Eine Theologin (Vaize) war gekommen. Nach einem Gebet erklärte sie den Sinn des Fastens: Fasten soll zu Solidarität mit den Armen erziehen, soll zum Almosen geben anregen und die Zeit sein, in der man sich Gott im Gebet besonders innig nähert. Bei vielem was sie sagte, meinten die deutschen Gäste: „Genau wie bei uns“.

Das Fastenessen
Es wird genau auf die Uhr geschaut. Als die Zeit gekommen ist, es geht dabei um Minuten, spricht die Vaize noch einmal ein Gebet, in dem sie Gott für die Speisen dankt. Dann servieren Mädchen die Suppe. Jedes Fastenessen wird mit einer Suppe eingeleitet und dann kommen Datteln dran. Wasser wird in Mengen getrunken.
Man soll nicht denken, dass die Fastenzeit nur eine Zeit der In-sich-Gekehrtheit ist. Im Gegenteil, im Ramadan geht man fast jeden Tag zu jemandem anderen zu Besuch oder empfängt Freunde und Verwandte, um in Gemeinschaft zu essen und zu erzählen. Man isst auch eigentlich nicht weniger und man gönnt sich in dieser Zeit sogar manch eine Köstlichkeit, die man sonst nicht kauft.
Auf den Ramadan folgt der Ramadan Bayrami, auch Seker Bayrami genannt, das Zuckerfest. An diesem Tage beschenken sich die Freunde mit Zuckerzeug, manchmal kiloweise und das nicht nur bei den Kindern. Diese bekommen in der Regel neue Kleider und von ihren Großeltern ein Taschentuch und Geld geschenkt.


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Dr. Erna Subklew
eingereicht von
Dr. Erna Subklew
Kategorie
Riten und Gebräuche
Datum
22.07.2009


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