Runder Tisch am 10. Oktober 09 in der Oase 65 in Ulm/Wiblingen

Brigitte Duong

Am Ulmer „Tag des Dialogs“ trafen sich gleichzeitig an diversen Orten in der Stadt Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, um sich über das Thema „Zusammenleben in Ulm“ auszutauschen. Ich moderierte die Dialoge an einem Tisch mit 10 Personen in meinem Stadtteil Wiblingen, ein Vorort, in dem Einheimische und Migrant/-innen verschiedenster Herkunft und in unterschiedlichsten Wohnformen zusammenleben.

In meiner Runde diskutierten drei Personen aus Eritrea, zwei ältere Damen aus Russland, ein Teilnehmer aus der Türkei, eine echte Ulmerin und zwei Damen aus der Pfalz. Einig waren sich zunächst alle, dass es sich in Wiblingen sehr gut leben lässt. Langsam kristallisierte sich aber heraus, dass es nicht leicht war, in der neuen Umgebung angenommen zu werden und schwer war, sich anzupassen.

Ein Herr aus Eritrea erzählte, dass er in der Anfangszeit sich abends immer mit Freunden aus seinem Land am Bahnhof getroffen hat, um wenigstens hier ein Gefühl der Gemeinsamkeit zu erleben und über die ferne Heimat zu reden. „Es dauerte lange bis ich mich eingewöhnt und akzeptiert fühlte“, berichtete der ehemalige Lehrer, der zunächst lange in Italien lebte, dort nicht richtig Fuß fassen konnte und schließlich zu einem Onkel nach Ulm kam.

Die beiden Damen aus Russland erinnerten sich an die gemütlichen Abende in ihrer früheren Heimat, wenn sich die Nachbarn und die Hausmitbewohner vor den Häusern auf den Bänken trafen und lange über das Tagesgeschehen plauderten. „Hier gibt es ja leider keine Bänke vor den Häusern“, bemängelten die Seniorinnen ein bisschen wehmütig. Trotzdem haben sie viele neue Freunde hier gefunden und betrachten, nach mehreren Umzügen, Wiblingen als den besten Stadtteil von Ulm.

Eine Pfälzerin hatte beim Einleben in Ulm große Probleme, sich an die schwäbischen Traditionen zu gewöhnen, die Kehrwoche, die uneinsehbaren und schwer zugänglichen Wohnungen und Häuser, die große Zurückhaltung der Menschen Fremden gegenüber, bis sie merkte, dass man auf die Nachbarn zugehen muss, um langsam ihr Vertrauen zu gewinnen. Die Türen gingen plötzlich von alleine auf.

Keine Probleme mit Fremden hatte ihrerseits die eingeborene Ulmerin. Ihre Neugierde auf andere Kulturen und neue Bekanntschaften treibt sie ständig um. Sie besucht alle Veranstaltungen, die ihr Blickfeld auf andere Länder erweitern. So ist sie auch zu uns gelangt.

Der türkische Teilnehmer lebt seit seiner Kindheit in Ulm und fühlt sich fast als Deutscher, seine türkischen Wurzeln möchte er aber keinesfalls verleugnen. Er ist dafür, dass Einwanderer unbedingt ihre Muttersprache und Traditionen weiter pflegen. Dem schlossen sich auch die eritreischen Tischgäste vollkommen an.

Schließlich entstand die großartige Idee, ein internationales Fest für den ganzen Stadtteil zu organisieren. Drei Personen waren gleich bereit, in einem Festausschuss mitzuwirken. Was könnte besser das Zusammenleben von so vielen Ethnien und Kulturen in einem Stadtteil stärken?

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