gemeinfrei,
von Telrúnya 22:56, 8 April 2008 (UTC) [Public domain], via Wikimedia Commons
Helene Lange gelingt es, sich aus dem Wust der Vorurteile ihrer Zeit gegenüber Frauen zu befreien und hartnäckig ihr eigenes, kluges Lebenskonzept durchzusetzen und zu verwirklichen.
Helene Lange verlor ihre Mutter als sie sieben Jahre alt war, mit sechzehn ihren Vater, also war sie in verhältnismäßig jungen Jahren voll und ganz auf sich selbst angewiesen. Im Hause eines süddeutschen Pfarrers, in dessen Familie sie ein Jahr verbrachte, begegnete ihr in aller Klarheit, dass dort Frauen im Vergleich zu Männern als weniger gebildet galten, und sie dieserhalb zu gehorchen und zu schweigen hatten.
In Helene Lange erwachte der Widerstand gegen solche Handlungsweisen. Sie beschloss Lehrerin zu werden. Zuvor übernahm sie einen Lehrauftrag an einem französischen Internat und unterrichtete dort die deutsche Sprache. Nebenher bildete sie sich eigenständig aus in Philosophie, Geschichte, Literatur- und Religionsgeschichte und in den alten Sprachen. Nach ihrer Volljährigkeit konnte sie in Berlin das Lehrerinnenexamen ablegen. Mit 26 Jahren wurde sie an die Krahmesche Höhere Mädchenschule in Lichtenberg und zwei Jahre später an die Crainsche Höhere Mädchenschule in Berlin versetzt. Während ihrer 15jährigen Tätigkeit an dieser Schule baute sie ein Lehrerinnenseminar auf und versuchte eine grundlegende Änderung in der Ausbildung junger Mädchen zu erreichen.
1888 forderte Helene Lange mit anderen Frauen in einer Petition an das preußische Unterrichtsministerium unter anderem eine wissenschaftliche Lehrerinnenausbildung, die abgelehnt wurde. Bereits ein Jahr später richtete sie Realkurse für Frauen ein, in welchen die Bildungsgrundlagen für einen praktischen Beruf angeboten wurden. Außerdem erreichte sie, dass ihre Absolventinnen des Realkurses an Schweizer Universitäten zugelassen wurden. Von den ersten Abiturientinnen 1896 ging eine Signalwirkung aus, die weit über Berlin hinausreichte. Helene Lange war jetzt einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Sie gründete nacheinander den Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverband, wurde in den Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins gewählt und im Dachverband Bund Deutscher Frauenvereine hatte sie den Vorsitz inne bis 1930. Die bedeutende Zeitschrift der bürgerlichen Frauenbewegung hatte sie ins Leben gerufen unter dem Titel: Die Frau. Sie existierte bis 1944.
Schritt für Schritt zog sich Helene Lange aus der praktischen Unterrichtstätigkeit zurück. Sie beteiligte sich mehr und mehr in der Öffentlichkeitsarbeit, hielt Vorträge, arbeitete an nachhaltigen Werken, wie dem bekannten fünfbändigen Handbuch der Pädagogik mit, hielt zahlreiche Vorträge und beteiligte sich an etlichen pädagogischen Publikationen. 1908 trat sie der Deutschen Demokratischen Partei bei, der auch Theodor Heuss, Elly Heuss-Knapp, Mathilde Planck, Gertrud Bäumer und viele andere angehörten. 1919 wurde Helene Lange in die Hamburger Bürgerschaft gewählt . Sie wurde Ehrenbürgerin in ihrer Heimatstadt Oldenburg und erhielt ein Jahr später die Ehrendoktorenwürde der Universität Tübingen. Bis zu ihrem Hinscheiden am 30. Mai 1930 lebte sie im Verborgenen.