Wo es rauscht und klappert
Historische Mühlen,Technikdenkmäler
mit Zukunft
von Manfred Mätzke
Turmwindmühle; Quelle: www.pixelio.de
Begegnungen
Meine erste Begegnung mit
einer Mühle fand im Märchen statt. Es hieß: „Der Teufel mit den drei
goldenen Haaren“. Dort wurde ein Säugling in eine Schachtel gesperrt und
in tiefes Wasser geworfen. Zum Glück blieb die Schachtel an einem
Mühlenwehr hängen und wurde von einem Mahlburschen herausgefischt. Und
war es nicht der „gestiefelte Kater“, der einen Müllerburschen zum
Prinzen machte? Auf den dazu gehörigen Bildern waren auch Mühlen
abgebildet. Entweder vom Wind oder vom Wasser angetrieben. Später las
ich in Eichendorffs Taugenichts von seines Vaters Mühle, die so recht
lustig „brauste und rauschte“. Natürlich hörte ich auch davon, dass
Gottes Mühlen langsam mahlen. Und so manches Mal dachte ich für mich:
„Das ist Wasser auf meine Mühle.“ Mühlen sind also gut geeignet, Gefühle
wachzurufen. Schon wenn man nur an sie denkt. Besonders aber, wenn man
vor einer steht und ehrfürchtig auf das majestätische Drehen der
Windmühlenflügel schaut oder etwas ängstlich auf das gurgelnde und
brodelnde Wasser um eine Wassermühle.
Mühlentechnik
Mühlen sind aber nicht nur Märchenstoff, Sprichwortlieferant und
Besinnungsort. Sie waren in erster Linie Maschinen. Und
dienten den Menschen in doppelter Hinsicht: Zum einen wurden die
Naturkräfte Wind und Wasser für ihren Betrieb verwendet. Zum anderen
bearbeiteten sie Naturprodukte. Längst wird ihre Arbeit von anderen
Maschinen und Antrieben schneller und weniger aufwendig erledigt. Auch
in jedem Fall ökonomischer? Umweltverträglicher? Jedenfalls gehören sie
inzwischen zu den Sehenswürdigkeiten, die an eine vergangene Zeit
erinnern. Vergangene Zeit? Wann entstanden denn die ersten Mühlen? Und
wie funktionierte das Mahlen. Der Antrieb kam von außen, aber was
passierte weiter. Damit zum Beispiel aus Getreide Schrot und Mehl wurde?
Und ist die Zeit der historischen Mühlen unwiederbringlich vorbei?
Mühlenwissen
Wenn Sie neugierig geworden sind und mehr über Mühlen wissen wollen
– ich habe etwas für Sie gefunden. Eine flotte Internetplattform, die
hält was sie verspricht: „Fernsehen und Internet für
Neugierige von Neugierigen: Wir reisen den Zugvögeln hinterher, steigen
in die tiefsten Schluchten, erforschen die Geheimnisse des menschlichen
Körpers.“ So stellt sich „Planet Wissen“ im World Wide Web vor.
„Alles was spannend, überraschend, interessant ist, kann Thema für
Planet Wissen sein.“
Planet Wissen gibt es als Fernsehsendung und im Internet. Dort mit
vertiefenden Informationen und zusätzlichen Aspekten zu den
Fernsehsendungen. In Filmen, Gesprächen und Experimenten wird das
Ungewöhnliche im Alltäglichen entdeckt und gezeigt.
Auch Mühlen waren einmal Thema von „Planet Wissen“ und so findet sich
eine Fülle von Wissens- und Sehenswertem auf der Internetplattform.
Faszinierende Vielfalt
Wassermühle; Quelle: www.pixelio.de
Das Thema Mühlen ist auf der
Plattform von Planet Wissen unter der Rubrik Kultur/Medien eingegliedert
und dort unter dem Stichwort Denkmäler zu finden. Und das ist aus meiner
Sicht genau richtig. Mühlen können nicht auf ihre technische Seite
begrenzt werden. Sie sind auch Kultur prägend gewesen und sind es wohl
immer noch. Oder? Wer kennt nicht das böse Ende von Max und Moritz.
Vollstreckt von einer Getreidemühle. Wem liefen keine Schauer über den
Rücken als es hieß: „Rickeracke!
Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke. Hier kann man sie noch
erblicken, fein geschroten und in Stücken.“ Ich
jedenfalls bin begeistert von dem Angebot auf den Internetseiten.
Es gibt reichliche Informationen über
Geschichte, Funktion, Mahlverfahren und Windmühlentypen. Außerdem ein
Video über eine sanierte Wassermühle und die verständliche interaktive
Darstellung eines Mahlwerks und seiner einzelnen Teile. Originell fand
ich die Vorstellung von Flügelsignalen, eine regional codierte Form der
Nachrichtenübermittlung durch die Flügelstellung von Windmühlen. Auch
ein kleines Quiz zur unterhaltsamen Wissensprüfung findet
sich.
Ich habe nicht nur gelernt
wie Mühlen funktionieren – ich will nicht übertreiben – sie sind
mir auch ans Herz gewachsen.
Mühlen sind wieder in
Hier wird noch produziert; Quelle: www.pixelio.de
Die Beschäftigung mit Mühlen
weitet den Blick enorm. Mühlen sind Technikwunder, ohne Zweifel. Sie
begleiten uns bereits über 2000 Jahre. Und wohl deshalb sind sie mehr
als ein technisches Arbeitsgerät. Ihr Klappern an den Flussläufen zeugte
von fleißiger Arbeit, die mächtigen Flügel im Wind vom Nutzbarmachen der
Naturkraft. Dichter, Denker und Sänger sind von den Mühlen zu
lebenslustigen, aber auch zu tiefen und besinnlichen Gedanken angeregt
worden: Der Jesuit Naphta etwa zitiert
Bernhard von Clairvaux
in Thomas Manns Zauberberg: „Die Mühle, das
ist das Sinnbild des Weltlebens, - nicht schlecht gewählt.“ Ja,
die Mühle, die so besinnlich am rauschenden Bach
klappert, ist eine der ältesten und wichtigsten technischen
Errungenschaften der Menschheit. Mitte des letzten Jahrhunderts aber
wurden sie verdrängt von den rationelleren Industriemühlen. Nur noch in
Literatur und Liedertexten lebten die historischen Mühlen weiter – und
als Sehenswürdigkeiten und Denkmäler. Doch heutzutage erleben die
historischen Mühlen ihre Renaissance: Viele von ihnen werden wieder
saniert, betrieben und für das interessierte Publikum geöffnet. Jedes
Jahr, am Pfingstmontag veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für
Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. den
„Mühlentag“. In diesem Jahr hat Michael Glos, Bundesminister für
Wirtschaft und Technologie und gelernter Müller das
Grußwort gesprochen.
Vor meiner Tür!
Wasserräder in Esslingen; Foto:
http://freenet-homepage.de/gise.b/zusatzseiten/esslingen2005.html
Kanal in Esslingen; Foto:
http://freenet-homepage.de/gise.b/zusatzseiten/esslingen2005.html
Bald sind es zwanzig Jahre, dass
ich in Esslingen wohne. Esslingen wird von Wasserläufen durchzogen, die
dem Neckar zu verdanken sind. An den Kanälen gibt es nicht nur
Grünflächen und verwunschene Winkel, sondern auch Wassermühlen. Ab und
zu habe ich in dieser Zeit beim Gang durch die Altstadt die Wasserräder
in der Nähe vom Marktplatz gesehen. Auch beim Kommunalen Kino am Park
gibt es so etwas, aber genau habe ich mir das nie angeschaut. Klar, dass
ich, nachdem ich mein Herz für Mühlen (wieder)entdeckt habe, genauer auf
die Esslinger Mühlenlandschaft geschaut habe. Sogar im Stadtarchiv war
ich! Ich will jetzt nicht mein ganzes frisch erworbenes Wissen vor Ihnen
ausbreiten. Aber eins hat mich schon beeindruckt: Die Wasserkraftanlage
in Marktplatznähe steht vor ihrer Wiederinbetriebnahme. Nach einer
abwechslungsreichen Geschichte in den vergangenen fünfhundert Jahren ist
vorgesehen, dass der Wasserkraftveteran zur Stromgewinnung dienen und
den Strombedarf von rund 850 Haushalten decken soll.
Links
www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,D999576EC43BC9BFE030DB95FBC33382,,,,,,,,,,,,,,,.html
www.muehlen-dgm-ev.de/
www.kleiekotzer.com/
http://siebenmuehlental.gwanner.dyndns.org/
www.denkmaltag-esslingen.de/die_kanaele.htm
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