Ausgabe Nr. 38                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Wo es rauscht und klappert
Historische Mühlen,Technikdenkmäler mit Zukunft

                                                                    von Manfred Mätzke


Turmwindmühle; Quelle: www.pixelio.de

Begegnungen
Meine erste Begegnung mit einer Mühle fand im Märchen statt. Es hieß: „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Dort wurde ein Säugling in eine Schachtel gesperrt und in tiefes Wasser geworfen. Zum Glück blieb die Schachtel an einem Mühlenwehr hängen und wurde von einem  Mahlburschen herausgefischt. Und war es nicht der „gestiefelte Kater“, der einen Müllerburschen zum Prinzen machte? Auf den dazu gehörigen Bildern waren auch Mühlen abgebildet. Entweder vom Wind oder vom Wasser angetrieben. Später las ich in Eichendorffs Taugenichts von seines Vaters Mühle, die so recht lustig „brauste und rauschte“. Natürlich hörte ich auch davon, dass Gottes Mühlen langsam mahlen. Und so manches Mal dachte ich für mich: „Das ist Wasser auf meine Mühle.“ Mühlen sind also gut geeignet, Gefühle wachzurufen. Schon wenn man nur an sie denkt. Besonders aber, wenn man vor einer steht und ehrfürchtig auf das majestätische Drehen der Windmühlenflügel schaut oder etwas ängstlich auf das gurgelnde und brodelnde Wasser um eine Wassermühle.

Mühlentechnik
Mühlen sind aber nicht nur Märchenstoff, Sprichwortlieferant und Besinnungsort.  Sie waren in erster Linie Maschinen. Und dienten den Menschen in doppelter Hinsicht: Zum einen wurden die Naturkräfte Wind und Wasser für ihren Betrieb verwendet. Zum anderen bearbeiteten sie Naturprodukte. Längst wird ihre Arbeit von anderen Maschinen und Antrieben schneller und weniger aufwendig erledigt. Auch in jedem Fall ökonomischer? Umweltverträglicher? Jedenfalls gehören sie inzwischen zu den Sehenswürdigkeiten, die an eine vergangene Zeit erinnern. Vergangene Zeit? Wann entstanden denn die ersten Mühlen? Und wie funktionierte das Mahlen. Der Antrieb kam von außen, aber was passierte weiter. Damit zum Beispiel aus Getreide Schrot und Mehl wurde? Und ist die Zeit der historischen Mühlen unwiederbringlich vorbei?


Mühlenwissen
Wenn Sie neugierig geworden sind und mehr über Mühlen wissen wollen – ich habe etwas für Sie gefunden. Eine flotte Internetplattform, die hält was sie verspricht: „Fernsehen und Internet für Neugierige von Neugierigen: Wir reisen den Zugvögeln hinterher, steigen in die tiefsten Schluchten, erforschen die Geheimnisse des menschlichen Körpers.“ So stellt sich „Planet Wissen“ im World Wide Web vor.
„Alles was spannend, überraschend, interessant ist, kann Thema für Planet Wissen sein.“
Planet Wissen gibt es als Fernsehsendung und im Internet. Dort mit vertiefenden Informationen und zusätzlichen Aspekten zu den Fernsehsendungen. In Filmen, Gesprächen und Experimenten wird das Ungewöhnliche im Alltäglichen entdeckt und gezeigt.
Auch Mühlen waren einmal Thema von „Planet Wissen“ und so findet sich eine Fülle von Wissens- und Sehenswertem auf der Internetplattform.


Faszinierende Vielfalt

Wassermühle; Quelle: www.pixelio.de

Das Thema Mühlen ist auf der Plattform von Planet Wissen unter der Rubrik Kultur/Medien eingegliedert und dort unter dem Stichwort Denkmäler zu finden. Und das ist aus meiner Sicht genau richtig. Mühlen können nicht auf  ihre technische Seite begrenzt werden. Sie sind auch Kultur prägend gewesen und sind es wohl immer noch. Oder? Wer kennt nicht das böse Ende von Max und Moritz. Vollstreckt von einer Getreidemühle. Wem liefen keine Schauer über den Rücken als es hieß: „
Rickeracke! Rickeracke! Geht die Mühle mit Geknacke. Hier kann man sie noch erblicken, fein geschroten und in Stücken.“ Ich jedenfalls bin begeistert von dem Angebot auf den Internetseiten. Es gibt reichliche Informationen über Geschichte, Funktion, Mahlverfahren und Windmühlentypen. Außerdem ein Video über eine sanierte Wassermühle und die verständliche interaktive Darstellung eines Mahlwerks und seiner einzelnen Teile. Originell fand ich die Vorstellung von Flügelsignalen, eine regional codierte Form der Nachrichtenübermittlung durch die Flügelstellung von Windmühlen. Auch ein kleines Quiz zur unterhaltsamen Wissensprüfung findet sich.
Ich habe nicht nur gelernt wie Mühlen funktionieren – ich will nicht übertreiben – sie sind mir auch ans Herz gewachsen.


Mühlen sind wieder in

Hier wird noch produziert; Quelle: www.pixelio.de


Die Beschäftigung mit Mühlen weitet den Blick enorm. Mühlen sind Technikwunder, ohne Zweifel. Sie begleiten uns bereits über 2000 Jahre. Und wohl deshalb sind sie mehr als ein technisches Arbeitsgerät. Ihr Klappern an den Flussläufen zeugte von fleißiger Arbeit, die mächtigen Flügel im Wind vom Nutzbarmachen der Naturkraft. Dichter, Denker und Sänger sind von den Mühlen zu lebenslustigen, aber auch zu tiefen und besinnlichen Gedanken angeregt worden: Der Jesuit Naphta etwa zitiert
Bernhard von Clairvaux in Thomas Manns Zauberberg: „Die Mühle, das ist das Sinnbild des Weltlebens, - nicht schlecht gewählt.“  Ja, die Mühle, die so besinnlich am rauschenden Bach klappert, ist eine der ältesten und wichtigsten technischen Errungenschaften der Menschheit. Mitte des letzten Jahrhunderts aber wurden sie verdrängt von den rationelleren Industriemühlen. Nur noch in Literatur und Liedertexten lebten die historischen Mühlen weiter – und als Sehenswürdigkeiten und Denkmäler. Doch heutzutage erleben die historischen Mühlen ihre Renaissance: Viele von ihnen werden wieder saniert, betrieben und für das  interessierte Publikum geöffnet. Jedes Jahr, am Pfingstmontag veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. den „Mühlentag“.  In diesem Jahr hat Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie und gelernter Müller das Grußwort gesprochen.

Vor meiner Tür!

Wasserräder in Esslingen; Foto:
http://freenet-homepage.de/gise.b/zusatzseiten/esslingen2005.html


Kanal in Esslingen; Foto:
http://freenet-homepage.de/gise.b/zusatzseiten/esslingen2005.html

Bald sind es zwanzig Jahre, dass ich in Esslingen wohne. Esslingen wird von Wasserläufen durchzogen, die dem Neckar zu verdanken sind. An den Kanälen gibt es nicht nur Grünflächen und verwunschene Winkel, sondern auch Wassermühlen. Ab und zu habe ich in dieser Zeit beim Gang durch die Altstadt die Wasserräder in der Nähe vom Marktplatz gesehen. Auch beim Kommunalen Kino am Park gibt es so etwas, aber genau habe ich mir das nie angeschaut. Klar, dass ich, nachdem ich mein Herz für Mühlen (wieder)entdeckt habe, genauer auf die Esslinger Mühlenlandschaft geschaut habe. Sogar im Stadtarchiv war ich! Ich will jetzt nicht mein ganzes frisch erworbenes Wissen vor Ihnen ausbreiten. Aber eins hat mich schon beeindruckt: Die Wasserkraftanlage in Marktplatznähe steht vor ihrer Wiederinbetriebnahme. Nach einer abwechslungsreichen Geschichte in den vergangenen fünfhundert Jahren ist vorgesehen, dass der Wasserkraftveteran zur Stromgewinnung dienen und den Strombedarf von rund 850 Haushalten decken soll.


Links
www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,D999576EC43BC9BFE030DB95FBC33382,,,,,,,,,,,,,,,.html
www.muehlen-dgm-ev.de/
www.kleiekotzer.com/
http://siebenmuehlental.gwanner.dyndns.org/
www.denkmaltag-esslingen.de/die_kanaele.htm

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