Film und Mode
                                     von Ursula Fritzle
 Wenn Kleider Leute machen, dann machen Kostüme Schauspieler." Eine gewagte Aussage von Audrey Hepburn. Unbestritten ist, dass Filme Modetrends auslösen oder verstärken. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele.

Kleider machen Stars
Im Katalog* einer Ausstellung im Frankfurter Filmmuseum schreibt Audrey Hepburn in ihrem Beitrag „Kostüme machen Schauspieler. Ein persönliches Bekenntnis" über ihre Erfahrungen mit der Kostümbildnerin Edith Head, den Couturiers Hubert de Givenchy und Cecil Beaton, und über ihre Filme „Sabrina" und „My fair lady". Sie meint, einmal in ein wunderbares Ascot-Kostüm gesteckt, musste sie als Fair Lady nur noch die  Worte von Shaw und Lerner sprechen, um in der Rolle gut zu sein. Eine kühne Behauptung. Glaubhaft ist es, wenn sie sagt, ein Kleid von Givenchy gibt einem mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit, und deshalb wird man eine Rolle besser spielen.

Kostümdesign
In den frühen Filmzeiten mussten Schauspieler ihre Kostüme oft selbst mitbringen.
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Screenshot aus der Website lilliangish.com

So soll 1915 die Mutter von Lillian Gish deren Garderobe zu Hause geschneidert haben. Aber bereits um 1930 fertigten Kostümbildner in den großen Hollywoodstudios prächtig ausgestattete Kleider an. Dass neben Schauspielkunst und Dramaturgie die Kostüme Vorstellungen und Illusionen der Zuschauer beeinflussten, hatte die Filmindustrie endlich erkannt. Starkult wurde groß geschrieben. Äußere Mängel der Schauspieler versuchte man durch Kleidung zu kaschieren. Frisuren, Hüte und Handschuhe waren wichtige Beigaben zur Mode. Allerdings hat die Akademie erst 1948 den ersten Oscar für die Sparte Kostümdesign verliehen. Bekannte Kostümbildnerinnen wie Edith Head und Helen Rose arbeiteten jahrzehntelang für die großen Studios. Head war so erfolgreich, dass sie 8 Oscars bekam bei 35 Nominierungen.

Diven prägen Trends
Wer erinnert sich nicht an die Glamour-Roben von Rita Hayworth in „Gilda", an Greta Garbo und Marlene Dietrich im Traumkleid oder in Hosen, an die eleganten Filmstars Myrna Loy, Joan Crawford oder Katherine Hepburn. Etwas schriller kam oft Shirley McLaine daher, hausfraulich proper Doris Day, britisch unterkühlt und elegant Deborah Kerr. Brigitte Bardot fiel auf durch ihre blonde Mähne, eng anliegende Pullover und voluminöse Röcke. Romy Schneider begeisterte in ihren Sissi-Roben oder als moderne Frau im französischen Film. Sophia Loren und Gina Lollobrigida geizten nicht mit großzügigen Dekolletés. Elizabeth Taylor und Marilyn Monroe haben gezeigt, was Sex Appeal ist. Grace Kelly könnte der Beweis dafür sein, dass der Mensch das werden kann, was er anhat. Ihre Traumkleider waren bereits in ihrer Filmkarriere fürstlich und glichen oft Chiffonwolken.

„Ich schau Dir in die Augen, Kleines"
Wir denken gern an diese Worte von Humphrey Bogart, die er als Rick in „Casablanca" 1943 an Ingrid Bergman richtete - auch wenn Filmfreaks behaupten, dieser Satz sei so nie gesagt worden. Bogarts Trenchcoat sieht man noch vor sich. Die weißen T-Shirts, Blue Jeans und Lederjacken von James Dean und Marlon Brando beeinflussten die Mode der Halbstarken. Natürlich waren auch elegante Filmschauspieler Vorbild: Cary Grant, Rex Harrison, David Niven, Clark Gable, der jungenhafte Anthony Perkins, der in „Lieben Sie Brahms?" sogar das Herz von Ingrid Bergman gewann, wenn auch nur vorübergehend. Die Herren sahen toll aus im Frack, im englischen Tweed, im Nadelstreifenanzug oder im Tennisdress.

Literatur - Filme - Modetrends
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Der Film „Jenseits von Afrika", 1986 gedreht nach dem Buch von Tania Blixen, inspirierte zum Modetrend Safari-Look. Unvergessen ist Meryl Streep als emanzipierte Baronin Blixen in Jodhpurs und Stiefeln. Das „Kleine Schwarze" von Coco Chanel stammt aus den Dreißigern. Seinen Weg in den Film „Frühstück bei Tiffany" hat es aber der gleichnamigen Erzählung von Truman Capote zu verdanken, die 1958 veröffentlich wurde. Er hat seine Hauptfigur Holly Golightly in ein schlichtes schwarzes Kleid mit einer halsengen Perlenkette gesteckt. Bis heute hat man Audrey Hepburn vor Augen: überschlank im schmalen Schwarzen, lange Handschuhe, hochgetürmte Frisur, Sonnenbrille, Perlen und Zigarettenspitze. Mode gelangt also auch über Literatur in den Film. Film zeigt oft den zeitgeschichtlichen Aspekt von Mode oder er kann Mode wiederaufleben lassen.

Wim Wenders und Yamamoto
Für Cineasten sei noch ein Schmankerl der Filmgeschichte erwähnt. Es verrät etwas über die Macher von Filmen und Kleidern. Diesmal scheinen Kleider und Mode den Film zu beeinflussen. Der Regisseur Wim Wenders hat 1989 einen Dokumentarfilm über den japanischen Mode-Avantgardisten Yamamoto gedreht. Der Film heißt „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten". Er hat die Kunst des Kleidens zum Thema und porträtiert gleichzeitig die Städte Paris und Tokio.

Kino und Modetrends heute
Die Mode im Film kann Zeitgeschichte dokumentieren oder Trends neu anstoßen. Für jeden wird etwas geboten, für Sportliche, Vornehme, Bescheidene, Exotische, Mütterliche oder Väterliche, Playboys und Sexbomben, Junge und Alte. Heutzutage kann es aber auch passieren, dass Filmschauspieler sich wenig von den Zeitgenossen unterscheiden. Wenn man aus dem Kino kommt, weiß man oft nicht mehr so genau, was die Darsteller anhatten. Sie sehen fast so aus wie wir.

*Ausstellungskatalog
Film und Mode, Mode im Film. Anlässlich der Ausstellung im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt 1990. Hrsg. von Regine und Peter W. Engelmeier. 3.Aufl. München: Prestel 1997. 252 S.: überw. Ill.
Darin u.a. Audrey Hepburn: Kostüme machen Schauspieler. Ein persönliches Bekenntnis.

Links
Das „Kleine Schwarze"
http://www.arte.tv/de/wissen-entdeckung/
Kleider-machen-Leute/Unerhoert-schwarz/1447694.html

Kostümbildner/in
http://www.aim-mia.de/article.php?sid=338
Film von Wim Wenders
http://www.arte.tv/de/film/DVD-News/DVD-News-April-2006/1185032,CmC=1185052.html
Lillian Gish
http://www.lilliangish.com/index.php
 
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