Die fünfziger Jahre in der DDR
                                     von Liane Rohn
Es mangelte weniger an der kreativen Gestaltung von Bekleidung, es gab sogar in Berlin das Deutsche Modeinstitut, sondern an Rohmaterialien. Garne, Strick- und Webstoffe waren knapp. Dennoch wurde versucht, und es gelang auch, modische, ja sogar "Exquisite" Kleidung zu entwerfen und zu fertigen.

So, wie auf allen Laufstegen der Modewelt, steht und fällt eine Kollektion mit der Präsentation. Mannequins, heute Models genannt, haben in der ehemaligen DDR auch dem schlichten „Fähnchen" zum Verkaufserfolg verholfen.

Sozialistische Planwirtschaft
Damit sei beileibe nicht gemeint, es habe weder Chic noch Eleganz gegeben, vielmehr war die Frage, wie weit standen Mengen und Qualitäten zur Verfügung. Planwirtschaft war bei allen Bedarfsgütern der Hemmschuh, eigeninitiativ und innovativ werden zu können.
Schwerpunkt, also vorrangig, in der sozialistischen Wirtschaft war der industrielle Unterbau, sprich Schwerindustrie, und erst dann folgte der Überbau, die Leichtindustrie. Und in dieser Reihenfolge hatten der Handel und alle Bedarfsträger des täglichen Lebens zuweilen das Nachsehen. Von Lieferung zu Lieferung in geplanten Zeitabschnitten wurde auf Waren gewartet, die benötigt und gewünscht wurden.

Submissionen und Disponieren
Aus jahrelanger unmittelbarer Erfahrung im Ein- und Verkauf des Groß- und Einzelhandels auf Submissionen zu Messen (Leipzig) oder Disponieren direkt vor Ort der Herstellerbetriebe, überwiegend staatlich, halbstaatlich, weniger privat, immer streng nach Plan und Bedarfszuteilung (Kontingentierung), weiß ich, wie schwierig es war, Menge, Qualität, modische Ansprüche und staatlich politische Vorgaben unter einen Hut zu bringen.
Bestimmt war es diese „Branche", die noch einen geringen individuellen „Spielraum" zuließ, interessante, ansprechende Bekleidung zu entwerfen und zu produzieren, um sich im Alltag oder bei festlichen Anlässen wohl zu fühlen, selbstbewusst aufzutreten.

Das Interview
Illustration
Screenshot der Website Welt Online

Ein Gespräch von Tina Hüttl mit Dorothea Melis, ehemalige maßgebliche Redakteurin der einzigen Modezeitschrift „Sibylle" der DDR, gewährt authentische Einblicke in das Schaffen, Gestalten und Präsentieren ostdeutscher Bekleidung. Das Gespräch wird durch eine kleine Galerie von Kleidungsstücken ergänzt, überlässt dem geneigten Betrachter sein Urteil.

Informationen
http://www.welt.de/lifestyle/article1198543/Wie_schick_war_die_DDR_.html

Rohn, Liane: Zufälle : Lebensfragmente, Manuela-Kinzel-Verlag 2006
 
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