Erfahrungsberichte

Sprache als geistige Brücke nach Rumänien

Bezug: Ehrenamtliche Tätigkeit als Deutschlehrerin in Rumänien

Im Jahre 2003 bin ich, Gymnasiallehrerin für Latein, Religion und Deutsch, pensioniert worden. Schon vorher hatte ich eine Annonce entdeckt, die mich sofort interessierte: ehrenamtliche Deutschlehrer wurden für Rumänien gesucht. Da ich eine sinnvolle Beschäftigung haben und auch einmal aus meinen vier Wänden herauskommen wollte, habe ich mich beworben und wurde angenommen für Deutschunterricht in einem Projekt der Diözese Alba Julia. Mit Hilfe dieses Projekts sollten junge Leute von Bauernhöfen in einem dreimonatigen Crash-Kurs auf ein Praktikum in Deutschland vorbereitet werden.
Von Oktober bis Dezember 2003 verbrachte ich sechs Wochen, also die halbe Kurszeit, nicht an der Donau, sondern in Gheorgheni, einer Stadt mit ca. 22000 Einwohnern, am Ostrand von Siebenbürgen.

Wir waren sechs Kollegen, je drei männlich und weiblich, und hatten 56 Schüler und vier Schülerinnen in drei Gruppen zu unterrichten. Die Schüler hatten 34 – 40, wir Lehrer die Hälfte an Unterrichtstunden pro Woche.

Sprachkurs

Die deutsche Sprache war die Brücke zwischen den jungen Leuten und uns. Niemand von uns beherrschte die dort im Szeklerland gängige Sprache, nämlich Ungarisch, aber wir bemühten uns wenigstens, auch etwas von den Schülern anzunehmen. Ich hatte versucht, mit Hilfe meiner Lateinkenntnisse etwas Rumänisch zu lernen, was mir bei einigen Ausdrücken auch gelang, aber weniger bei den Wörtern, die nicht aus dem Lateinischen stammen.
Wir waren nicht nur mit den Schüler/innen während des Unterrichts zusammen, sondern nahmen die Mahlzeiten zusammen ein und trafen uns auch sonst zu Spaziergängen, Cafébesuchen oder Spielen. Wir wohnten im gleichen Haus wie die jungen Leute, nur hatten wir das Privileg von bescheidenen Einzelzimmern, während sich die Schüler/innen zu viert bis sechst ein Zimmer teilen mussten.
Wenn sich auch einige Schüler schwer taten mit der deutschen Sprache, so haben doch alle das Ziel des Projektes erreicht: Im folgenden Jahr verbrachten sie sechs Monate  - von Frühjahr bis Herbst – auf einem bayrischen Bauernhof und hatten zum Abschluss noch ein gemeinsames Seminar zur Auswertung ihrer Erfahrungen. Auch die Lehrer/innen konnten dort teilnehmen.

Uns Deutschen fehlte leider ein wenig die Sprache als Brücke bei unserem Aufenthalt. Trotzdem hatten wir die Gelegenheit, etwas vom Land kennenzulernen: Die Moldauklöster,

Brasov/Kronstadt, Sibiu/Hermannstadt, Sinaia, den Lacu Rosu in unserer Nähe, die Bicaz-Schlucht. Einige der Rumänen hatten auch in Deutschland die Möglichkeit, im Land ein wenig zu reisen.
Per E-mail waren wir noch eine Zeitlang in Kontakt – mit der deutschen Sprache als Brücke zwischen uns.


Wenn sie mit dem Autor/Autorin des Textes in Kontakt kommen möchten, wenden Sie sich bitte an leserbrief@europa-erleben.net



Dorothee Durka
eingereicht von
Dorothee Durka
Kategorie
Sprache als Vehikel
Datum
03.07.2009


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