Erfahrungsberichte

Mit Städtepartnerschaften ein neues Europa entdecken

Bad Homburg v.d.H., ein Kurbad mit internationaler Tradition, war bereits wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bemüht, gemeinsam mit anderen Städten ein „Europa von unten“ zu bauen. Nachdem die Kurstadt 1953 in den „Rat der Gemeinden Europas“ eingetreten war, gründete sie 1956 mit weiteren Städten den Partnerschaftsring. Am 4.Oktober 1956 wurde der formale Akt auf dem 3. Europäischen Gemeindetag in Bad Homburg vollzogen.
Bevor aber die Bürger der Kommunen zusammen kamen, mussten erst einmal die Stadtväter geeignete Wege finden. Alljährlich trafen sich deshalb die Rathauschefs zu Arbeitstreffen, wobei Bad Homburg die Schlüsselrolle übernahm. 1965 erhielt die Stadt Bad Homburg für ihr Engagement vom Europarat die Europafahne.
Die Bürgermeistertreffen der Partnerstädte entwickelten sich zu Partnerschaftstreffen, in  die mehr und mehr die Bürger mit einbezogen wurden. Diese Verbindung solle, so formulierte damals der Bad Homburger Bürgermeister, über einst unüberbrückbar scheinende Grenzen hinweg, ein Tor öffnen, um auf diesem Wege über die Begegnung mit Nachbarn, ja mit Freunden, ein neues Europa zu entdecken.
Bei einem Treffen des Partnerschaftsringes 1962 in Bad Homburg äußerte der hessische  
Regierungspräsident die Hoffnung, dass der Tag kommen möge, an dem ein solches Band auch die Städte und Menschen in jenem Teil der Welt mit umschließen wird, von dem wir durch Mauern und Stacheldraht getrennt sind. - Es sollte allerdings noch nahezu drei Jahrzehnte dauern, bis das thüringische Greiz und das tschechische Marienbad in die Städtepartnerschaft mit Bad Homburg Einzug halten konnten. Das kroatische Dubrownik und das russische Peterhof folgten.
Bad Homburgs Partnerstädte heute sind: Bad Mondorf (Luxemburg), Cabourg (Frankreich), Chur (Schweiz), Exeter (Großbritanien), Marienbad (Tschechien), Mayrhofen (Österreich), Peterhof (Russland), Terracina (Italien), Dubrovnik (Kroatien).
Am Europakreisel in Bad Homburg, einem Verkehrsknotenpunk im Stadtbereich, wehen  Tag für Tag die Fahnen  der neun Partnerstädte Bad Homburgs, und mitten unter ihnen die Europafahne, die sie zusammen geführt hat.
Von Anfang an bemühte man sich, die Bürger der Partnerstädte mit einzubeziehen, z.B. durch Jugendaustausch, durch Begegnung der Schulen und Familien. Internationale Jugendtreffen fanden statt, Vereine, wie der Deutsche Frauenring, Tischtennisspieler und Fanfarenbläser besuchten einander, und es wurde ein kultureller Austausch gepflegt. In Bad Homburg wurden Besucher aus den Partnerstädten gern in Familien untergebracht, um das hiesige Leben besser kennenlernen zu können. Im Bad Homburger Frauenring hat diese Praxis bereits seit Jahrzehnten Tradition.

Der Deutsche Frauenring in Bad Homburg (eine überparteiliche und überkonfessionelle Interessenvertretung der Frauen, Mitglied der Internationalen Council of Women) wurde am 17.September 1947 gegründet. Soziale Aktivitäten sowie Bildung, Anregung zu politischer Mitwirkung und kulturelle Angebote bilden den weiten Rahmen dieser Vereinigung. In den sechziger Jahren wurden internationale Kontakte aufgebaut und weiter entwickelt, auch in Zusammenhang mit den Bad Homburger Städtepartnerschaften.
Hier haben vor allem die regelmäßigen Treffen und Veranstaltungen mit den Exeter-Ladies und den Terracina-Damen bereits eine jahrzehntelange Tradition. Einige Initiativen und Ereignisse, wie z.B. die Fluthilfe für Terracina, mögen dazu beigetragen haben.
So wurde das 25jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Bad Homburg und Exeter im Jahre 1990 auf beiden Seiten mit Festtagen gewürdigt: im Mai mit der „Englischen Woche“ in unserer Kurstadt und einem „Bad Homburg Way“ in Exeter.
Vor einigen Wochen, im Juli dieses Jahres, trafen neun Exeter-Ladies zu einem  siebentägigen Besuch in Bad Homburg ein. Hier erwarteten sie die Gastgeber-Familien des Frauenrings und nahmen sie unverzüglich mit nach Hause. Viele kannten sich bereits, denn Besuche und Gegenbesuche zwischen den Frauen der Partnerstädte wechseln sich in einem bestimmten Rhythmus ab.
Der Frauenring Bad Homburg hielt ein vielseitiges Programm für den Besuch der „Exel-Ladies“  bereit, das durch die Gastgeberinnen tatkräftig unterstützt und bereichert wurde.  Ein Empfang im Gotischen Haus in Bad Homburg mit einer gemeinsamen Besichtigung einer Waldenser-Ausstellung  und einem Tagesausflug nach Erbach im Odenwald, wo  Gastgeber und Gäste zusammen mit weiteren Mitgliedern des Frauenrings das Deutsche Elfenbeinmuseum sowie die Ausstellung „Echnaton und Nofretete“ des Ägyptischen Museums Berlin besuchten, standen im Mittelpunkt des Besuchsprogramms, das im übrigen weitgehend von den Gastgebern bestritten wurde. Natürlich gehörten dazu auch eine Willkommens- und eine Abschiedsparty, die von den Gastgeberinnen in ihren Häusern und Gärten veranstaltet wurde. Als sich die englischen Gäste zur Heimreise versammelten, stand auch der Teamvorstand des Frauenrings bereit, um die Gäste mit einem Dankeschön für ihren Besuch und zugleich mit einem „Auf Wiedersehen“  zu verabschieden.
Im Jahr zuvor haben sechs Damen aus der Partnerstadt Terracina den Deutschen Frauenring Bad Homburg besucht. Bei einer Willkommensparty im Garten einer der Gastgeberinnen wurden sie auf das reichhaltige Besuchsprogramm eingestimmt. In den folgenden Tagen unternahmen die italienischen Gäste mit ihren Gastgeberinnen und weiteren Mitgliedern des Frauenrings Ausflüge zum nahen Hessenpark, zur Besichtigung der Saalburg und einen Tagesausflug nach Idar-Oberstein ins Edelstein-Museum. Ein Besuch der Felsenkirche schloss sich an.
Eine Stadtführung und Kurparkführung in Bad Homburg  sowie ein Empfang im Gotischen Haus rundeten das Programm des Partnerschaftbesuchs ab, und die Terracina-Damen verabschiedeten sich bis zum nächsten Treffen, das voraussichtlich in Terracina sein wird.


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Hildegard Neufeld
eingereicht von
Hildegard Neufeld
Kategorie
Europa (gemeinsam) erkunden
Datum
16.09.2009


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