27 Apr 2010
Endlich in der Universität des 3. Lebensalters
Schon am 12. 4., dem ersten Montag unseres Aufenthaltes, sollten wir in der Uni des 3. Lebensalters auftreten. Dort finden wöchentlich Vorträge für Senioren dieser Universität statt, die aber auch für alle zugänglich sind. Unser Beitrag sollte sich mit der ehrenamtlichen Tätigkeit von Senioren befassen. Am 12. 4. waren aber alle öffentlichen Gebäude wegen der Katastrophe von Smolensk geschlossen. Die Manager/innen fanden eine Lösung: Statt des für den 26. 4. vorgesehenen Themas über Riten und Feste im Judentum wurde “unser” Thema angesetzt, das nach Absprache Richard übernommen hatte. So konnte er das Publikum mit einer beeindruckenden Power-Point-Präsentation über bürgerschaftliches Engagement in Baden-Württemberg, seine Tätigkeit als Bürgermentor, die Computeria in seinem Wohnort und Job-Patenschaften informieren. Zofia hatte sich gut auf die Übersetzung vorbereitet und brauchte trotz bester Deutschkenntnisse, die wir immer wieder bewundern, einige Erklärungen, zumal etliche Begriffe und überhaupt ehrenamtliche Arbeit hier weitgehend unbekannt sind.
Brygida, die Vorstandsvorsitzende der Universität des 3. Lebensalters, begrüßt mich
Richard mit Zofia und Roma vor ca. 200 Senioren und Seniorinnen
Nachgespräch mit Richard und Team
Heute waren wir nach Sieradz , ca. 60 km entfernt, eingeladen, wo Zofia Deutsch-Studierende unterrichtet. Jadwiga fuhr uns hin – und wir brauchten für diese Entfernung über 2 Stunden, sodass wir leider zu spät kamen. Wir erlebten Staus und schlechte Straßen, aber auch Baustellen, Zeichen dafür, dass der Ausbau der Straßen nicht mit der Vermehrung der Autos Schritt gehalten hat und verbessert wird. Die Studierenden, zwei Jungen, der Rest Mädchen, die Deutschlehrer/innen werden wollen, ließen sich auf ihren Wunsch hin von uns über das Schulsystem in Deutschland informieren. Danach sprachen wir noch über Religion und Religionsunterricht in Deutschland. Nachdem wir bisher immer wieder gehört hatten, dass die Polen zu 99 % Katholiken seien, wagte ich zu fragen, wie viel Prozent der Jugendlichen heutzutage noch regelmäßig in die Kirche gehen. Die meisten sagten, dass nicht mehr viele gehen würden – mit oder ohne Zustimmung der Eltern. Nur ein Mädchen sagte, dass sie jede Woche mit ihren Eltern den Gottesdienst besuche.
Bei den Studierenden in Sieradz
Blumen von den Studierenden als Dank
Zum Schluss sprachen wir mit dem Direktor, u. a. auch über die politische Lage. Er signalisierte uns – wie fast alle unsere Betreuer/innen - dass er nicht Kaczinski-Anhänger war und dessen nationalistische, Europa-abgewandte Politik nicht vertrete. Nun haben sich 22 Bewerber für das Präsidentenamt gemeldet, auch der andere Kaczinski, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er Chancen hat – zumal sich das Volk nicht an ein neues Gesicht gewöhnen müsste.
Dorothee