Łódź
- Abschlußbericht
Zusammenfassend können wir sagen, daß dieses Projekt die Erwartungen erfüllt hat,
welche wir bei unserer Ankunft in Lodz hatten. Unsere polnischen Gastgeber
hatten ein vielseitiges Programm zusammengestellt, was oftmals auch sehr
anstrengend war.
Wir waren gut untergebracht und wurden umfassend betreut, was alles den
Berichten zu entnehmen ist.
Wir betrachten unsere Arbeit als nicht beendet, da viele Menschen uns gefragt haben,
ob sie sich auch zukünftig an uns wenden können. Dieses entspricht unseren
Vorstellungen von Nachhaltigkeit.
Abschließend möchten wir uns noch einmal ausdrücklich bei all denen bedanken,
die uns bei unserer Arbeit und in unserer Freizeit begleitet und unterstützt haben.
- Lodz, den 28. /29. Oktober
Heute Morgen war letzter Treff am Gymnasium 43. Zofia fuhr wieder in der
Straßenbahn mit uns.
Christl konnte die Bastelarbeiten in ihrer Gruppe abschließen. Nicht nur bei den
Jugendlichen, auch bei den Erwachsenen konnte sie zu ihrer Überraschung
feststellen, daß der technisch anspruchsvolle Fröbel-Stern - ein Flechtstern -
in Polen sehr populär ist. Entsprechend groß war die Begeisterung mitzuarbeiten.
Ich konnte mein Thema “Schwarzwald” abschließen. Dabei war mir der Film
“Schwarzwald 1902″ eine große Hilfe. Damit konnte ich nicht nur bei den Schülern
auf verschiedenen Ebenen arbeiten.
Anschließend führte uns Ewa durch das Poznanski Museum. Dort ist ein großer
Teil der Ausstellungsgegenstände Lodz’s berühmtestem Sohn - Artur Rubinstein -
gewidmet. Ewa als begeisterte Chopinanhängerin war da natürlich in ihrem Element.
Israel Poznanski war Ende des 19. Jahrhunderts / Beginn des 20. Jahrhunderts
einer der erfolgreichsten und reichsten Textilfabrikanten von Lodz. Gemäß dem
damaligen Zeitgeist mußte er natürlich seinen Reichtum in Form eines protzigen
Palastes zur Schau stellen.
Für den Abend hatte Mirek uns mitsamt unserer siebenköpfigen Betreuermannschaft
in ein typisch polnisches Lokal eingeladen. Brygitta, am selben Tag aus dem
Krankenhaus entlassen, war zu unser aller Freude auch dabei. Bis auf den Abschied
war es ein fröhlicher und gemütlicher Abend. Christl und ich haben, auch für die
Zukunft, hier wirkliche Freunde gefunden. Wir haben viel miteinander geredet,
Standpunkte ausgetauscht und ein sehr viel besseres gegenseitiges Verstehen
erreicht.
Heute, Freitag, ist unser letzer Arbeitseinsatz in Sieradz. D.h. 5.30 Uhr aufstehen
und mit Bus und Bahn in Begleitung von Zofia nach Sieradz fahren, wo Zofia an
der dortigen Uni unterrichtet. Zunächst wurden wir von dem Direktor empfangen,
der selbst einige Jahre in Stuttgart gearbeitet hatte und von uns viel wissen wollte.
Die Studenten waren daran interessiert, zunächst einen Überblick über die
Geographie Deutschlands zu bekommen. Dann habe ich mit Hilfe einer MindMap
“Das kalte Herz” von Wilhelm Hauff mit ihnen interpretiert. Ich konnte ihnen
zeigen, wie man sich mit dieser Methode ganz schnell einen Überblick über die
Struktur eines zu interpretierenden Textes verschaffen kann und wie man interpretationsrelevante
Textelemente erkennt. Nach der Vorlesung kamen einige Studenten zu mir und
bedankten sich für die interessante Veranstaltung und meinten, sie hätten heute
viel neues gelernt. Auch Zofia hat angebissen! Ebenso ihr Kollege, der der Übung
beiwohnte.
Am Nachmittag wollten Christl und ich die Stadt besichtigen, während Zofia noch
Vorlesung hatte. Doch die Studenten hatten bereits nachgefragt, ob wir nicht am
Nachmittag noch mit ihnen diskutieren könnten. Das hatte Vorrang.
Und wieder haben wir mail-Adressen ausgetauscht und vorsprochen bei
Bedarf soweit möglich zu helfen.
- Lodz, den 27. Oktober
Noch einmal waren wir in der Tagespflege in der Narutowizca 37.
Mit dabei waren Barbara, Zofia, Magda und Jagoda. Bei den Bastelarbeiten, die
wir heute mit den Leuten machten, war es gut, dass wir soviele waren.
Die Leute, die selbst nicht mehr mitarbeiten konnten, freuten sich, wenn sie
von uns die fertigen Arbeiten geschenkt bekamen.
Wir zeigten zum Abschluß noch den Film über die Donau von der Quelle
bis Wien.
Die älteren Leute und wir auch waren mit diesem Vormittag sehr zufrieden.
Am Abend waren wir bei Jadwiga und ihrem Mann eingeladen und wurden
fürstlich bewirtet.
- Lodz, den 26. Oktober
Mit Mirek fuhren wir in das Dorf-Gymnasium in Piatkowisko, wo man schon
sehnlichst auf uns wartete. Der Empfang war genauso herzlich wie am
vergangenen Freitag bei den Landfrauen. Die beiden Lehrerinnen waren
ebenfalls wieder anwesend. Den Schülern, die auf uns einen interessierten
Eindruck machten, versuchten wir die Geographie Deutschlands näher zu
bringen.
Wir wollen nach unserer Rückkehr versuchen, über die deutsch-polnische
Gesellschaft in Pforzheim einen Kontakt mit einer deutschen Schule herzustellen.
Etwas Glück gehört da immer dazu. Zum Abschluß erhielten wir einen wunder-
schönen Blumenstrauß.
Abends waren wir zusammen mit Zofia bei Barbara eingeladen. Barbara hat
uns mit einem sehr guten Essen und einigen Überraschungen einen harmonischen
Abend bereitet.
- Lodz, den 25. Oktober 2010
Um 7 Uhr fuhren wir wieder in Begleitung von Zofia zum Gymnasium 43. Im
Anschluß an den Unterricht ging es mit der Straßenbahn zur Uni, wo Anna’s
Studenten schon auf uns warteten.
Ich hielt zunächst eine Vorlesung über das politische System in Deutschland,
stellte Parallelen zum polnischen System her und zu dem anderer EU-Länder.
Wichtig war mir dabei herauszuarbeiten, daß das Prinizip der Gewaltenteilung,
welches auf den französischen Philosophen Montesquieu zurückgeht, allen EU-
Partnerländern gemeinsam ist. Ich hatte zum wiederholten Male Gelegenheit
mit der von mir so geschätzten MindMap zu arbeiten. Die Methode kam
offensichtlich auch bei den Studenten an.
Im Anschluß daran ließen Anna und ich die Studenten Bewerbungsschreiben
vortragen.
13.30 Uhr: Ende eines langen Tages. Jetzt konnten wir uns noch etwas in Lodz
umschauen.
- Lodz, den 23. Oktober
Euzebius holte uns ab zu einem Ausflug in die Region Lodz. Zuerst fuhren wir
nach Spala, dem Zentrum eines Erholungsgebietes mitten im Wald. Dort gingen
früher die russischen Zaren, die polnischen Könige und später die polnischen
Präsidenten auf Wisentjagd. 1923 errichtete ein polnischer Präsident eine
Holzkirche im zakopane Stil.
Als nächstes besichtigten wir in Inolodz einen römischen Turm und Kirche aus
dem 12. Jahrhundert.
Weiter fuhren wir nach Poswietne, einem sehr kleinen Ort mit einer
Philippinerbasilika aus dem 18. Jahrhundert. Dieser Ort ist mit dem Gnadenbild
der Heiligen Familie aus Nazareth verbunden. Das Bild hängt über dem Altar
und wird nur an den Gottesdiensten geöffnet.
Zum Glück war gerade eine Ordensfrau damit beschäftigt die Kirche für eine
Hochzeit zu schmücken. Sie öffnete für uns dieses Bild. Im Gegensatz zur Kopie,
die in der Sakristei hängt, wurde die Heilige Familie mit prächtigen Gewändern
geschmückt.
Zum Schluß machten wir einen kleinen Spaziergang in der wunderschönen
herbstlichen Natur zu den blauen Quellen am Fluß Pilica in der Nähe von
Tomaszow.
- Freitag, den 22. Oktober 2010
Heute Morgen waren wir zunächst in der “progess”-Sprachschule. Wir hatten die
beiden ersten Kurse zusammengelegt, um eine Doppelstunde zu bekommen.
Inzwischen haben wir herausgefunden, daß unser 4-teiliger Film “Schwarzwald
1902″ der Renner unter unseren Filmen ist. Die Leute - Schüler wie Erwachsene -
fühlen sich einfach von den Erlebnissen der Familie Boro angesprochen. Das war
auch heute wieder so. Die Kursteilnehmer kamen zu uns, wünschten uns
weiterhin alles Gute und wollten im Kurs mehr über deutsche Regionen erfahren.
Wir haben Internetadressen ausgetauscht und versprochen bei Bedarf mit
Informationen weiterzuhelfen.
Da wir so viel über den Schwarzwald erzählt hatten, lag es nahe, daß wir “Das
kalte Herz”, ein Märchen von Wilhelm Hauff, welches im Schwarzwald handelt,
ebenfalls dabei hatten. Zofia hatte uns sogar die “Neuenbüger Version” aus dem
Internet heruntergeladen. Bei uns zu Hause in Neuenbürg wird im Schloßmuseum
seit Jahren “Das kalte Herz” als begehbares Theater mit Holzfiguren, Video- und
Lichteffekten gezeigt. Den hierfür eigens geschriebenen Text hat Zofia im
Internet gefunden. Dieses Märchen will die progess-Gruppe als nächstes behandeln.
Bei uns ist es inzwischen Tradition, daß unsere Gäste sich im Schloß “Das kalte
Herz” anschauen.
Nachmittags stand kurzfristig ein Besuch bei einer Landfrauengruppe in der
Nähe von Piatkowisko, bekannt durch Maximilian Kolbe, auf dem Programm.
Diese Frauen - und Männer! – , alles Rentner, sprechen zwar kein Wort deutsch,
wollten uns aber unbedingt kennenlernen, um Informationen über Deutschland
zu erhalten und sie möchten wissen, was außerhalb Polens so alles geschieht.
Zunächst erwartete uns ein hervorragendes Mittagessen mit polnischen
Spezialitäten. Da die Gruppe einen Akkoreonspieler hat, der ebenfalls sein
Handwerk versteht, wurde zwischendurch viel gesungen und getanzt. Das gehört
hier einfach dazu! Der Abschied am Abend war herzlich.
- Lodz, den 18. bis 21. Oktober 2010
Und wieder einmal war unser Internet tot!
Montag, 18. Oktober
Kurz vor 7 Uhr holte Zofia uns ab. Um 8.00 Uhr hatten wir zwei Stunden Unterricht am
Gymnasium 43. Heinz behandelte den Schwarzwald, Christl bearbeitete mit den
Schülern die Heiligen in der Vorweihnachtszeit, danach bastelten wir schon
Weihnachtsschmuck.
Punkt 9.40 Uhr stand Mirek mit dem Auto im Schulhof. Es ging zur germanistischen
Fakultät der Universität Lodz. Auf dieser Fahrt hat eigentlich nur noch das
Blaulicht gefehlt! Dann zwei Mal 90 Minuten Vorlesung. Thema: Das deutsche
Bildungswesen. Gegen 15 Uhr waren wir zu Hause.
Dienstag, 19. Oktober
Heute waren wir in einer Tagespflege für ältere Menschen in der
Narutowicza 37. Wir stellten zunächst unseren Film “Schwarzwald” vor,
dann Christl ihre Bastelarbeiten. Das Interesse ist groß. Zum Abschluß singt uns
zu Ehren der Hauschor einige polnische Volkslieder. Daß die Polen ein sehr
musikalisches Volk sind, habe ich bei früheren Gelegenheiten schon bemerkt.
Mittwoch, 20. Oktober
Dasselbe wie am Vortag, nur in einer anderen Tagespflege in der Jaracza 37.
Diesesmal führten die älteren Leute einige ihrer Volkstänze für uns auf.
Zwischendurch muß ich (Heinz) immer wieder für Prof. Weigt Arbeiten seiner Studenten
korrigieren.
Donnerstag, 21. Oktober
Um 8.00 Uhr hatten wir wieder Unterricht am Gymnasium 43. Die Themen wurden
weitergeführt.
Um 14.30 Uhr kam Ewa mit Gebäck zum Kaffee, um mit uns den Plan für den Rest der Woche
durchzusprechen.
Um 16 Uhr wurden wir von Bozenna und ihrem Mann abgeholt.
Wir hatten zusammen mit deren Tochter einen sehr schönen und unterhaltsamen
Abend, dazu gab es ein sehr gutes Essen.
- Sonntag, den 17.Oktober 2010
Um die Mittagszeit holte Mirek uns ab und wir fuhren zusammen zu Jadwiga.
Zusammen statteten wir der ehemaligen Verladestelle einen Besuch ab, von der
aus im Zweiten Weltkrieg die Juden in die Vernichtungslager transportiert wurden.
Anschließend ging es zum Jüdischen Friedhof, wohl einem der größten europa-
weit.
Jadwiga erfreute uns anschließend mit einem vorzüglichen Käsekuchen.
Gegend Abend holte Mirek uns noch einmal ab. In der Ärztekammer galt es
eine Ausstellung mit Bildern einer ortsansäßigen Malerin zu besichtigen.
Im Anschluß daran waren wir zu einem Konzert geladen. Ein Trio – Klavier, Violine,
Baß – spielte zeitgenössische Kompositionen.
- Samstag, den 16.10.2010
Nur eine Straßenbahnstation von unserer Wohnung entfernt gibt es mehrere
Markthallen. Dorthin fuhren wir zunächst nach dem Frühstück. Es gibt dort
praktisch alles, was man zum täglichen Gebrauch nötig hat. Hier kauften wir ein,
um gleich wieder zurückzufahren, denn mit Ewa waren zu einer Besichtigungs-
tour verabredet.
Sie führte uns zunächst zur Weißen Fabrik, 1828 von dem deutschen Unternehmer
Ludwig Geyer gegründet. Dieses Unternehmen steht beispielhaft für die Geschichte
der Textilindustrie von Lodz. Auf der einen Seite soziale Verantwortung für die
Tausende von Mitarbeitern durch den Bau von Werkswohnungen, Krankenhäusern,
die Errichtung von Erholungsräumen, usw. Auf der anderen Seite prunkvolle
Villen, Ausdruck der riesigen Gewinne, welche diese Unternehmer machten
und gleichzeitig Spiegelbild der zeitweisen Weltmarktführung, welche diese
Industriebranche innehatte. Die Firma Geyer hat dann zwei Weltkriege
überstanden und den Kommunismus. 2002 mußte sie Konkurs anmelden.
Wenn man die Kollosse von Webmaschinen gesehen hat, die es damals der
Technik entsprechend gab und weiß, daß einige dieser Unternehmer bis zu
zweitausend Stück davon in ihren Werkshallen stehen hatten, so hat man
eine Vorstellung von der Größe der Hallen.
- Lodz Oktober 2010 Christl und Heinz Pfeiffer
1. Woche
Endlich funktioniert unser Internet-Anschluß, dank Ewa und Mirek!
Samstag, 09. Oktober
Die Reise verlief ohne Zwischenfälle. Die 120 km vom Flugplatz Warschau bis
Bahnhof Lodz, wo wir von Mirek abgeholt wurden, dauerte so lange wie die Reise von
Neuenbürg nach Warschau. Wir waren mit Flug Stuttgart -Warschau insgesamt
11 Stunden unterwegs.
Mirek brachte uns in eine gut eingerichtete, geräumige Appartementwohnung
mit Wohn- Eßzimmer, Schlafzimmer, Bad. Auf meine Frage wo wir denn am
Wochenende noch etwas zu essen bekommen, machte er den Kühlschrank auf.
Den hatte er bereits mit allem Nötigen gefüllt.
Sonntag, 10. Oktober
Heute nahm sich Ewa unser an. Sie zeigte uns alle für uns wichtigen Stationen in
Lodz, bemühte sich bei der Suche der für uns wichtigen Straßenbahn- und
Busverbindungen. Anschließend gingen wir noch in einem Supermarkt einkaufen.
Abends waren wir mit Mirek in der Ärztekammer zu einem Vortrag von russischen-
und Zigeunerliedern.
Montag, 11. Oktober
Gegen 9.30 Uhr holte Mirek uns ab. Wir fuhren zum Seniorentreff, wo wir mit
den maßgeblichen Leuten das Programm der kommenden drei Wochen
besprachen.
Abends waren wir mit Ewa in der Musikakademie bei einem Klavier- und
Liederabend mit Werken des Polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko
(1819-1872). Wir hatten von dem Mann zuvor noch nie gehört. Seine Musik ist
wunderschön.
Dienstag, 12. Oktober
Zusammen mit Mirek fuhren wir zum Gymnasium 43, um mit den dortigen
Deutschlehrern unser Programm zu besprechen.
Christl wird entsprechend der Jahreszeit mit den Schülern vom Herbst
ausgehend bis zur Zeit vor Weihnachten die Heiligen in diesem Zeitraum
besprechen und entsprechende Werkarbeiten dazu erstellen.
Ich werde versuchen den Schülern unsere nähere Heimat, den Schwarzwald,
unter verschiedenen Aspekten näherzubringen. Hierzu habe ich mehrere
DVDs mitgebracht. Vorgesehen ist dann, in Zusammenarbiet mit den
hiesigen Kollegen die Schüler in selbständiger Arbeit Regionen mit ähnlichen
Voraussetzungen in Polen finden zu lassen.
Am Nachmittag hätten wir im Forum unterrichten sollen, die Veranstaltung
fiel aber wegen fehlender Teilnahme aus. Hier lag ein Kommunikations-
fehler vor.
Christl und ich nutzten die Zeit, um uns zu Fuß und per Straßenbahn mit
dem Straßennetz von Lodz vor Ort vertraut zu machen. In einer Stadt mit
beinahe einer Million Einwohnern gar nicht so einfach!
Mittwoch, 13. Oktober
Und wieder fielen alle Veranstaltungen aus. Ein tragisches Busunglück
mit 18 toten Wanderarbeitern überschattete Lodz. Die Stadt hat daraufhin
alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt.
Mirek holte uns zu einer Rundfahrt in die Randgebiete von Lodz ab. Ich bin
jetzt zum dritten Mal in dieser Stadt, aber es ist für mich immer wieder
faszinierend zu sehen wie sie Zug um Zug saniert wird. Heute zeigte Mirek uns
ein riesiges Fabrikareal, welches Stück für Stück in Wohnraum umgewandelt
wird – und nicht abgerissen wurde! Da Lodz einmal eine reiche Stadt war, mit
viel Maschinenbau- und Textilindustrie, gab es nach dem Zusammenbruch
des Kommunismus entsprechend viele Bauruinen. Diese werden heute
soweit möglich saniert – für die Menschen!
Anschließend versuchten wir an der Universität des Dritten Lebensalters
einer Vorlesung über die Geschichte der Operette zu folgen!
Dann trafen wir uns mit Ewa, die mit uns zur Manufaktura fuhr, dem
größten ehemaligen Fabrikkomplex von Lodz. Heute ist das ein
wirklich riesiger Komplex mit Einkaufszentren, Kultur- und Freizeitangebot,
Restaurants, Cafes – allem was eine moderne Großstadt anzubieten hat! Und
das auch noch mit gutem Geschmack!
Donnerstag, 14. Oktober
Heute holte uns Eucebiusz gegen 9.30 Uhr ab, um uns die Villa Herbst zu zeigen,
die Privatresidenz jenes Industriellen, dessen Industrieanlagen uns Mirek am
Tag zuvor gezeigt hatte. Die Innenausstattung des Hauses ist vergleichbar mit der Größe
und dem Prunk, die man europaweit in den Schlössern von Adelshäusern zu
sehen bekommt, eben auch entsprechend dem Geschmack der Zeit.
Nachmittags waren wir in einer Tagespflege für alte Menschen.
Wir zeigten unseren Schwarzwaldfilm, dessen Text Mirek übersetzte und Christl stellte ihre Werkarbeiten vor, welche sie mit den alten Leuten das nächste Mal machen möchte.
Freitag, 15. Oktober
Um 10 Uhr waren wir in der Sprachschule “progress” verabredet. Dort warteten
nacheinander drei Deutschkurse auf uns. Wir stellten den Schwarzwald und uns
mit unserer Familie vor, machten jeweils eine Vorstellungsrunde mit denTeil-
nehmern und besprachen das Programm für die kommenden beiden Unterrichtseinheiten.
Viele der anwesenden Teilnehmer haben Kinder und auch schon Enkelkinder,
die in Deutschland arbeiten oder dort studieren. Von daher war ein großes
Interesse an der Sprache vorhanden, aber auch an dem, was wir über unser
Land und unser Leben erzählen konnten.
Schon gestern fiel uns auf, daß einige wenige Teilnehmer nur daran interessiert
waren zu erfahren, was deutsche Lehrer und vor allem Rentner verdienen.
Nur bin ich der Meinung, daß konkrete Zahlen zu nennen in diesem Zusammen-
hang ein riskantes Unterfangen ist, ohne daß die Leute unsere Lebensbedingungen
kennen. Das habe ich heute auch deutlich gemacht. Meine Beobachtung war auch,
daß es sich bei den Fragestellern um Menschen handelte, die auf mich einen
verbitterten Eindruck machten, die über keine Deutschkenntnisse verfügten.
- Samstag, den 09. Oktober 2010
Der Zug nach Berlin ging um 7 Uhr 51. Dorothee hat uns mit ihrem Auto zum Bahnhof gebracht. Ute ist auch erschienen. Wir waren alle vier sehr gerührt. Es ist schwer von Freunden und guten Menschen Abschied zu nehmen. In Berlin hatte unser Zug 66 Minuten Verzögerung, gut dass wir bis zur Abfahrt des Warschauer Zuges genug Zeit hatten. In Kutno wurden wir abgeholt. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei allen bedanken, die unseren Aufenthalt in Ulm so erfahrungsreich und einfach schön gestaltet haben.
Zofia und Barbara
- Abschlussbericht
Drei Wochen sind fast zu Ende. Unser Aufenthalt in Ulm war sehr interessant und lehrreich. Da wir noch ziemliche Anfängerinnen sind , was die ehrenamtliche Arbeit angeht, sind wir enorm froh, das wir an so vielen Formen teilgenommen haben. Zuerst haben wir sehen können, wie die Akademiewoche organisiert wurde, wie sie funktioniert und wer sich da dran beteiligt. Wir waren in Vorträgen, in einer Arbeitsgemeinschaft und am Mittwochsangebot hat Barbara auch mitgemacht. Das war für uns eine neue Erfahrung, da unsere Universität des dritten Lebensalters in Lodz ein wenig anders ist. Oft haben wir die Freiwilligen im Einsatz erlebt, ab und zu haben wir mitgeholfen. Solche Einrichtungen wie Weltladen, Tafelladen, Erzählcafes, Haus der Begegnung, Treffen der Mitglieder von Arbeitskreisen, Generationrntreffen haben wir kennen gelernt. Von Belang ist auch die Tatsache, dass wir viele- wenn man unseren Aufenhaltsdauer berücksichtigt-Gegenden, Städte, Landschften ansehen durften. München zu besichtigen- das war unser Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Außerdem bewunderten wir malerische Orte im Schwarzwald und in Ulmer Umgebung. Das kulturelle Programm ist auch nicht zu kurz gekommen. Unsere Besuche im Theater und im Sinfoniekonzert waren beeinruckend. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bei allen unseren Betreuern bedanken, die ihre Mühe nicht geschont haben, uns zu helfen, uns einzuladen , uns alles zu ermöglichen und zu erleichtern. Auf jedem Schritt und Tritt haben wir betont, dass wir mit Menschen viel Glück haben. Wir möchten sehr und wir hoffen auch darauf, unsere Erfahrungen in Lodz realisieren zu können. Also noch einmal vielen, vielen Dank. Da wir die Kontakte schon geknüpft haben, werden wir zuweilen einen Beitrag über bekannte polnische Frauen, z.B. Maria Curie schreiben.
Barbara und Zofia
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- Donnerstag, den 07. Oktober 2010
Vor 9 Uhr sind wir nach Wiblingen gefahren, zum Sozialzentrum am Tannenplatz. Da Gitti wegen einem neuen Projekt nach Bulgarien geflogen ist, hat uns von der Bushaltestelle eine super nette und freundliche Dame abgeholt und zum Bürgercafe geführt. Später haben wir erfahren, dass diese fantastische Frau Dorothea Richter heißt. Jeden Donnerstag Vormittag treffen sich im Sozialzentrum Senioren, nicht nur aus der Wiblingener Gegend, sondern auch aus anderen , manchmal sehr entfernten Stadtteilen. Eine Dame kommt sogar vom Eselsberg. Die Senioren essen zusammen Frühstück, trinken Kaffee, unterhalten sich, zeigen einander Fotos vom Urlaub. Es kommt auch ein Freiwilliger (mit seinem Laptop), der die Leute computermäßig berät. Für das Frühstück ist Frau Birgit Bammel zuständig, sie serviert appetitliche Sandwiches. Das ist ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Nach dem Treffen im Bürgercafe haben wir die restliche Zeit mit Dorothea (Doris) verbracht. Es ist sehr gut, wenn ältere Menschen sich mindestens einmal pro Woche treffen und ins Gespräch kommen können. Am Abend waren wir und italienische Freiwillige bei Hannelore eingeladen. Sehr schön haben wir die Zeit verbracht, leider mussten wir uns schon von der Gastgeberin und unseren Kollegen verabschieden. Anna, Marco und Rolanda bleiben noch eine Woche, weil sie später als wir gekommen sind. Schön, dass wir sie kennen gelernt haben.
Zofia und Barbara
- Mittwoch, den 06.Oktober 2010
Barbara mit Ute waren um 7 Uhr 45 am Humboldt-Gymnasium verabredet, um die Schüler der Abiturklasse mit ihren Kindheitsgeschichten vertraut zu machen. Schüler waren sehr interessiert, hörten aufmerksam und konzentriert zu. Frau Lutz, die Lehrerin hat uns begrüßt, eine kleine Einleitung gemacht und dann fing die anderthalbstündige Erzählung an. Am Nachmittag ging es zur Beratungsstelle des Vereins “Frauen helfen Frauen”. Eine Mitarbeiterin hat uns die Tätigkeit der erwähnten Beratungsstelle nahe gebracht und berichtet, dass sie sich mit häuslicher Gewalt, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz und sexueller Gewalt befasst. Eine weitere zum Verein gehörende Einrichtung ist das Frauenhaus, dessen Adresse in Ulm anonym ist. Im Jahre 2009 waren insgesamt 44 Frauen und 52 Kinder im Frauenhaus. Besonders erstaunlich für uns war die Information darüber, dass Frauen nach längerem Aufenthalt im Frauenhaus eine Wohnung bekommen und Geld für die Ausstattung, wobei nicht unbedingt ganz neue Möbel und Gegenstände gekauft werden müssen. Die Hauptsache ist, man hat die Ruhe und ein Dach über dem Kopf. Auch die Kindr können stressfrei aufwachsen. In Deutschland gilt seit einer nicht langen Zeit das Gesetz, dass nicht die Opfer der Gewalt die Wohnung oder das Haus vrlassen müssen, sondern die Täter. Wir hatten die Möglichkeit mit unseren italienischen Kolleginnen und mit der deutschen Sozialpädagogin zu diskutieren, wie solche und ähnliche Probleme in unseren Ländern aussehen und wie die Lösungen sind.
Barbara und Zofia
- Dienstag, den 05. Oktober 2010
Dorothee hat uns zu ihrem Deutschkurs eingeladen. Sie unterrichtet eine heterogene Gruppe von Erwachsenen aus unterschiedlichen Ländern in Deutsch. Die Muttersprachen der Kursteilnehmer sind z. B. Russisch, Slovakisch, Arabisch, Serbisch, etc. Es ist überhaupt nicht leicht, bei einer solchen bunten Mischung anzukommen. Manche von den Deutschlernenden leben in Deutschland schon seit 10 Jahren, manche sind z. B. erst vor einem Jahr gekommen. Barbara hat versucht, zwei Slovaken die Uhrzeiten beizubringen. Zofia nahm sich der Russischsprechenden an. Am Nachmittag waren wir im Weltladen verabredet. Man kann sich echt darüber wundern, was es dort alles gibt: Kaffee, Tee, Honig, Zucker, Nüsse, Gewürze, Schokolade, diverse Gebrauchsgegenstände, Spielsachen, Schmuck, Kunstgewerbe und vieles mehr. In einem Weltladen geht es darum, dass die zum Verkauf angebotenen Waren aus Fairem Handel stammen, d.h. sie werden unter fairen Bedingungen hergestellt und zu Preisen gehandelt, die ihren ErzeugerInnen eine menschenwürdige Existenz ermöglichen. Nach dem Besuch in Ulmer Weltladen ist Richard erschienen. Er ist extra aus Sigmaringen gekommen, um sich mit uns zu treffen. Ihn haben wir kennen gelernt,, als er im April, zusammen mit Dorothee, bei uns in Lodz , einer der Freiwilligen war. Wir haben einen netten Nachmittag verbracht, indem wir das Fischerviertel besichtigten.
Barbara und Zofia
- Montag, den 04. Oktober 2010
Um 10 Uhr begaben wir uns mit Dorothee in den Ulmer Tafelladen. Einem Flyer, den wir bekommen haben, haben wir entnommen, dass Tafelläden eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel schaffen. Sie sammeln nämlich qualitativ gute Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden. Diese Lebensmittel werden von freiwilligen Helfern abgeholt, sortiert, im Laden angeboten und zu ungefähr einem Drittel des regulären Ladenpreises an Kunden verkauft. Zum Einkauf braucht man eine Kundenkarte. Berechtigt sind Prsonen, die eine kleine Rente, Bafög, Hartz IV oder Sozialhilfe beziehen. Die Ulmer Tafel bietet von Montag bis Freitag um 18 Uhr ein von Freiwilligen zubereitetes Vier-Gänge-Menü als warmes Abendessen zum Preis von 1 Euro an. Wir haben mit Dorothee die gelieferten Lebensmittel sortiert, gewogen und gepackt. Später haben wir in einer Zeitung gelesen, dass Tafelläden immer weniger Waren von Kaufhäusern und Supermärkten zur Verfügung gestellt werden, da sie sie auch zu gesenkten Preisen an ihre eigenen Kunden verkaufen. Am Nachmittag hat Carmen im Generationentreff die Veranstaltung unter dem Titel “Erzähl mir von Deinem Engagement” organisiert. Die Italiener, wir und deutsche Freiwillige, die in Italien und Polen Austausch machten, erzählten den Anwesenden über ihre Aufenthalte in jeweiligen Ländern und Erfahrungen, die sie gesammelt haben. Carmen hat moderiert, wir machten eine mündliche Präsentation, die Italiener dagegen eine in Powerpoint. An dieser Stelle lohnt es sich zu erwähnen, womit sich die Italiener in ihrer freiwilligen Tätigkeit befassen. Anna begleitet krebskranke Frauen zur Untersuchung oder Chemotherapie, Rolanda arbeitet mit Unicef zusammen und fertigt gemeinsam mit anderen Frauen schöne Puppen an, sie häkeln und stricken. Ihre Handarbeiten werden verkauft und von dem verdienten Geld profitiert Unicef. Marco als ehemaliger Geologe und Paläontologe widmet sich der Tätigkit in Naturmuseen. Danach trafen wir uns mit Gitti und anderen Teilnehmerinnen der Arbeitskreise Europa-Kontakte und Frauengeschichte. Es wurden die letzten Projekte erwähnt, unter anderem ODE, SENIOR, DANUBE.
Barbara und Zofia
- Sonntag, den 03. Oktober 2010
Auf den hutigen Sonntag haben wir uns eigentlich von Anfang an gefreut, weil ein Ausflug nach München angesagt war. Davon haben wir buchstäblich geträumt. Um 8 Uhr 19 ging es los. Den Münchner Hauptbahnhof haben wir ungefähr um 10 Uhr 30 erreicht.Viele Menschen strömten nach München, weil es noch das Oktoberfest dauerte. Mit der U-Bahn fuhren wir zum Stachus, wo unser Stadtbummel begann. Sehr viel haben wir uns angeschaut: zuerst die Frauenkirche, dann das Rathaus am Marienplatz. Bis 12 Uhr warteten wir auf das Glockenspiel. Das Wetter war einfach herrlich! Mit dem Aufzug fuhren wir auf den Turm des Rathauses, von dem man einen wunderbaren Blick auf die Stadt und die Hohen Tauern hatte. Wieder nach unten angekommen, gingen wir zur neuen Synagoge, zum Hofbräuhaus am Platzl und zur Residenz. In der Residenz bewunderten wir das Cuvillies-Theater, ein Meisterwerk höfischer Theaterbaukunst des Rokoko, errichtet in den Jahren 1751-1755. Aus der Residenz marschierten wir zur Theatinerkirche am Odeonsplatz. Diese Kirche war besonders schön-eine Barockkirche, aber drinnen weiß, ohne Goldverzierungen. Dann noch das Hauptgebäude der Ludwig Maximilians Univesität und der Englische Garten mit einem Tempel, von dem man einen wundervollen Blick auf die Kirchen des Stadtzentrums hatte. Demnächst fuhren wir mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof und warteten auf unseren Zug nach Ulm. Da viele vom Oktoberfest zurückkehrten, haben wir Damen in Dirndl und Herren in Lederhosen gesehen, was uns sehr gut gefallen hat. Den Ausflug hat für uns und die Italiener Dorothee organisiert, sie hat sich um alles gekümmert und war unsere Fremdenführerin, wofür wir uns bei ihr herzlich bedanken wollen.
Barbara und Zofia
- Samstag, den 02. Oktober 2010
Es hat am Vormittag leicht geregnet, trotzdem gingen wir ins Brotmuseum, welches in Deutschland einmalig ist. Man kann in diesem Museum sehen, wie man Brot knetet, bäckt, welche Rolle es im Leben der Menschen spielt und welche es gespielt hat. Am Nachmittag waren wir bei Rosemarie eingeladen und fuhren nach Söflingen. Zuerst hat sie uns das Stadtviertel gezeigt, dann haben wir bei ihr zu Hause Kaffee getrunken und selbstgemachte Kuchen gegessen, in sehr netter Gesellschaft von Paula, Juta, Heide und Wilfried. Am Abend hat Rosi noch warmes Abendessen serviert, mit Nachtisch, Getränken. Sie hat sich schon am Freitag sehr viel Mühe mit den Vorbereitungen gegeben. Es war aber alles köstlich! Im Laufe des letzten Jahres hat Rosi ihr Haus umbauen und renovieren lassen, so konnten wir das Resultat bewundern. Heide hat uns nachher nach Hause gebracht. Wir hatten einen schönen Tag!
Zofia und Barbara
- Freitag, den 01.Oktober 2010
Ab 10 Uhr machten wir-auch die Italiener die Auswertung unserer AG. Gleich von der Mensa sind wir zu Dorothee gefahren. Sie hat uns in Böfingen an der Endhaltestelle der Eins abgeholt. Zuerst haben wir zu Hause bei Dorothee gemütlich Kaffee getrunken, dann hat sie uns Thalfingen gezeigt, vor allem zwei Kirchen-eine alte Barockkirche und eine ganz neue, die kaum 30 Jahre alt ist. Anschließend hat uns die Gastgeberin nach Oberelchingen gefahren, wo wir uns eine prächtige Klosterkirche angeschaut haben. Die Bäuerinnen fertigten den Erntedankfestaltar an und schmückten die Kirche mit Obst, Gemüse und Blumen. Oberelchingen ist relativ hoch gelegen und es gibt von dort aus einen schönen Blick auf Ulm und die Umgebung. Bei klarem Wetter kann man die Alpen sehen. Dorothee wohnt in Bayern, da die Großgemeinde Elchingen eben auf dem Gebiet des Bundeslandes Bayern liegt. Am Abend waren wir im Kornhaus in einem Konzert, das vom Rotary-Klub Ulm/Neu Ulm für das Ulmer Hospiz organisiert wurde. Das Konzert bestand aus drei Teilen-zuerst spielte das Orchester aus München die Werke von indischem Komponisten Hidayat Inayat-Khan, dann von Dmitri Schostakowitsch und nach der Pause von Johannes Brahms. Im zweiten Teil trat der Solist Emil Bekir auf und spielte Violoncello. Dirigiert hat Andreas Pascal Heinzmann. Die Konzertkarten verdanken wir Carmens Ehemann
Zofia und Barbara
- Donnerstag, den 30. September 2010
Am Vormittag waren wir beim ZAWiW und schrieben im Blog. Um 14 Uhr war zum letzten Mal unsere Arbeitsgemeinschaft. Außer uns beteiligten sich daran drei unsere italienischen Kollegen, ein Mann aus England und einige Deutsche. Christiane und Gabi haben aus dem Deutschen ins Englische und umgekehrt übersetzt. Wir machten Partner- und Gruppenarbeit.
Zofia und Barbara
- Mittwoch, den 29. September 2010
Am Vormittag schrieben wir im Blog. Wir hatten relativ viel zum Nachholen. Um 14 Uhr begann im Haus der Begegnung die Veranstaltung in der Reihe “Erzählcafe: Kriegskinder beichten”. Barbara Paciorkiewicz und Ute Poss sind zu Wort gekommen und erzählten über ihre Erlebnisse aus der Kriegs-und Nachkriegszeit. Zum Generationentreff sind viele interessierte Senioren gekommen. Carmen moderierte die Veranstaltung. Barbara und Ute berichteten, wie sie sich mit diesen belastenden Kindheitserfahrungen im späteren Leben auseinandergesetzt haben. Im Gespräch ist deutlich geworden, warum es den Berichtenden wichtig ist, dass Polen und Deutsche in Europa friedlich zusammen leben und die Zukunft gemeinsam gestalten. Die Anwesenden waren gerührt, manche von ihnen haben sich Tränen abgewischt und erzählten dann beim Kaffee, welche Erinnerungen bei ihnen diese Berichte hervorgerufen haben.
Barbara und Zofia
- Dienstag, den 28. September 2010
Der Vormittagsvortrag, gehalten von Professor Ute Ziegenhain, zum Thema “Kinderschutz – Möglichkeiten und Grenzen”, war der Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern gewidmet. Nach dem Bücherverkauf und Mittagessen gingen wir wieder zur AG. Die Moderatorinnen führten mit uns verschiedene Spiele, auch ein Kartenspiel durch. Sie hatten es zum Ziel zu zeigen, was man zur guten Kommunikation braucht. Um 20 Uhr wurden wir ins Ulmer Theater eingeladen. Gespielt wurde das Stück “Hexenjagd” von Arthur Miller. Er schrieb sein Stück Anfang der 50-er Jahre, als damals durch den Ausschuss für Un-Amerikanische Umtriebe Personen des öffentlichen Lebens, z.B. der spätere USA- Präsident Ronald Reagan oder der Regisseur Elia Kazan vernommen wurden. Man hat ihnen kommunistische Aktivitäten vorgeworfen. Viele namhafte Künstler hatten damals Angst und das Gefühl, dass man auf sie jagt, wie es in Salem der Fall war. Kurz vor Mitternacht sind wir nach Hause zurückgekehrt. Sehr gutes Spiel, es hat uns gefallen.
Barbara und Zofia
- Montag, den 27.September 2010
Heute hat die Akademiewoche angefangen. Wir haben ein wenig bei Mappen-und Namensschilderverteilung geholfen. Um 9 uhr 30 hat die Eröffnung stattgefunden. Grußworte an die Teilnehmer haben der Präsident der Universiät Ulm, der Oberbürgermeister der Stadt Ulm, der Sprecher des Vorstandes des Zawiw und die Geschäftsführerin des Zawiw gesprochen. Unter anderem hat sie auch uns begrüßt. Um 10 Uhr begann der erste Vortrag unter dem Titel “Lernen-Hirnforschung und Bildungsforschung”, der von zwei prominenten deutschen Professoren gehalten wurde. In der Mittagspause halfen wir beim Bücherverkauf. Dann ging es zur AG. Die unsere war die AG 12 und hieß “Interkulturelles Training”. Außer uns waren auch drei italienische Freiwillige dabei und andere Teilnehmer. Die AG wurde zweisprachig abgehalten, deutsch und englisch. Christiane und Gabi haben je nach dem Bedarf übersetzt. Zuerst machte jeder einen Selbsttest, der demnächst ausgewertet wurde. Um 17.3o wohnten wir einer kulturellen Begleitveranstaltung im Cafe Fortuna bei. Gospels, afrikanische Lieder, klassische Chorsätze wurden vom Projektchor der Waldorfschule gesungen. Die anwesenden Teilnehmer der Akademiewoche sind miteinander ins Gespräch gekommen, auch wir haben wieder einige interessante und freundliche Menschen kennen gelernt. Es war richtig großartig und hat allen sehr gut gefallen.
Barbara und Zofia
- Unser erstes Wochenende
Wir haben schon in Polen gewusst, bevor wir nach Ulm gekommen sind , dass wir am Wochenende nach Neuenbürg zu Familie Pfeiffer fahren.Am Freitag Nachmittag haben wir einen Zug nach Pforzheim genommen und sind gefahren . Heinz Pfeiffer hat uns vom Bahnhof abgeholt und zu sich nach Hause gebracht. Beim Abendessen haben wir die Familie Pfeiffer samt Töchtern und einem Enkel kennen gelernt. Bis spät am Abend haben wir uns unterhalten und geplant, was wir am Samstag und Sonntag unternehmen werden. Nach dem Samstagsfrühstück sind wir zuerst über Straubenhardt, wo Wilhelm Ganzhorn, Autor von schönsten und bekanntesten deutschen Volksliedern lebte und über Hirsau nach Calw gefahren. In Hirsau gibt es ein Überbleibsel eines mittelalterlichen Zistazienserklosters. Aus sehr gut erhaltenen Ruinen konnte man schlußfolgern, wie groß und prächtig das ehemalige Kloster hätte sein müssen. Calw ist eine architektonisch interessante Stadt mit Fachwerkbauten , die renoviert worden sind. Außerdem wurde Calw von Hermann Hesse, einem der deutschen Nobelpreiträger bekannt gemacht, denn er ist dort geboren worden. Zu Mittag haben wir gemütlich bei Familie Pfeiffer gegessen, lauter Leckereien und schwäbische Spezialitäten. Zum Nachtisch – die Schwarzwälder Kirschtorte, einfach köstlich! Am Nachmittag machten wir eine Rundfahrt über den Schwarzwald. Zuerst ging es nach Achern, wo im Zweiten Weltkrieg, im Gebaüde der ehemaligen Psychiatrischen Anstalt der Lebensborn untergebracht war. Barbara kennt in Polen eine Frau, die in Achern-Illenau im Krieg als zur Germanisierung vorgesehenes Kind war und wollte für sie Fotos machen.Weiter fuhren wir an den Mummelsee. Leider war es neblig und Christel kaufte für uns Ansichtskarten, damit wir mindestens eine Ahnung haben, wie die Landschaft dort aussieht. Auf der Rückfahrt nach Neuenbürg haben wir in Baiersbronn-Tonbach das Hotel gesehen, in dem der beste Koch Deutschlands tätig ist. Zum Sonntagsfrühstück gab es unter anderem selbst gebackenen Hefezopf mit Nüssen. Am Vormittag besichtigten wir noch das Neuenbürger Schloss, wo wir das Märchen von Hauff unter dem Titel “das Kalte Herz” uns angesehen haben. Dann wieder Supermittagessen, vorbereitet von Christel. Am Nachmittag brachten uns Christel und Heinz zum Bahnhof in Pforzheim. Die Atmosphäre zu Hause bei Pfeiffers haben wir richtig genossen und sind wirklich dankbar, dass sie uns so viel Zeit gewidmet haben. Ohne sie hätten wir das alles nicht erleben können. Wir freuen uns, dass wir Christel und Heinz kennen gelernt haben und dass sie zu uns nach Polen als Freiwillige kommen. Wir werden mit ihnen mitarbeiten können. Hoffentlich zeigen wir auch, wie schön es bei uns ist. Vielleicht bekommen sie die Gelegenheit noch eine andere Stadt außer Lodz zu besichtigen.
Barbara und Zofia
- Donnerstag, den 23. September 2010
Der heutige Tag war ein besonderer Tag. Warum? Das möchten wir eben erklären. Wir sind nach Biberach gefahren, um sich mit Werner Toporski, dem Autor von “Kalte Zeite” und der Hauptfigur des Buches Lena zu treffen. Der Tag war herrlich, wegen des Wetters und der Begegnung mit diesen super netten und außergewöhnlichen Menschen, denen man öfters begegnen möchte. Lena und ihre Geschichte kannten wir vom Buch. Jetzt war die Barbara mit ihrer Kriegsvergangenheit dran. Beide Damen werden an einer AG am Mittwochsangebot der Akademiewoche teilnehmen und ihre Schicksale vorstellen. Deshalb war es ein großes Erlebnis für Barbara und Lena /Ute sich persönlich kennen zu lernen. Barbara und Ute meinen, dass sie wegen ähnlicher Erlebnisse und Schicksale etwas Gemeinsames miteinander haben, dass sie verwandte Seelen sind.
Barbara und Zofia
- Mittwoch, den 22. September 2010
Heute haben wir bei Erwin weitergeholfen. Unsere Hilfe bestand darin, die Mappen für Teilnehmer der Herbstakademiewoche zu komplettieren und die Namensschilder in die Plastikhüllen zu tun. Um 19.00 Uhr hat uns Carmen in die “Weinstube zum Anker” zum Abendessen eingeladen. Wir haben uns kennen gelernt, auch den Ehemann von Carmen und den Abend beim guten Essen und einem Glas Wein gemütlich verbracht. Nach dem Abschied sind wir voller netten Eindrücke nach Hause zu Fuß gegangen.
Barbara und Zofia
- Dienstag,den 21. September 2010
Am Vormittag haben wir Erwin Hutterer in seinem Büro bei Vorbereitungen auf die Akademiewoche geholfen. Nach dem Mittagessen mit Gitti wurden wir von ihr in Blog eingeführt. Auf unserem Programm stand dann die Stadtführung mit Hannelore, die leider nicht zu Stande gekommen ist. Erst heute haben wir uns umgeschaut, wie schön das Stadtviertel ist , in dem wir wohnen. Unsere Ferienwohnung liegt in der Nähe des Donaustadions, die Gegend ist ruhig, grün und verkehrsgünstig gelegen.
Barbara und Zofia
- Montag, den 20. September 2010
Am frühen Morgen hat unsere Zugreise nach Deutschland angefangen. Sie hat bis nach Ulm mehr als zwölf Stunden gedauert, da der Zug , in den wir in Berlin umgestiegen sind, 27 Minuten Verspätung hatte. Unsere Betreuerin Christiane hat auf uns geduldig gewartet und uns dann in unsere Ferienwohnung gebracht. Die Wohnung ist Klasse und wir sind sehr zufrieden. Wir haben uns für die Bahnfahrt entschieden, weil wir nicht so viel umsteigen wollten.
Barbara und Zofia
- Die Begegnung Łódź – Ulm (4.Woche)
Die vierte Woche (22. bis 24. März)
Hauptthema: Akademiewoche Frühjahr 2010 „Darf man alles machen was möglich ist?
Nach der offiziellen Eröffnung durch Vizepräsident Professor Ulrich Stadtmüller und den Grußworten des Ulmer Oberbürgermeisters Ivo Gönner fing der Eröffnungsvortrag Sicherheit von Nanoteilchen an.
Die folgenden vier Tage standen ganz im Zeichen der Medizin: Organtransplantion – Realisierung um jeden Preis? , Palliativmedizin – weit mehr als Schmerztherapie! und Ärztliche Beiträge zu ökonomischen Entscheidungen.
Jeder Teilnehmer der Akademiewoche konnte während der “Frühjahrsakademie 2010″ an einer der aufgeführten Arbeitsgruppen (AGs) teilnehmen. Die Zahl der Teilnehmenden in den einzelnen AGs ist in der Regel auf 20 Personen beschränkt. Die Veranstalter haben vorbereitet 46 unterschiedlichen Themen für die Arbeitsgruppen (natürlich nicht alle angewandt wurden).
Freiwilligenarbeit am ZAWiW:
- Unterstützung und Besuch der Akademiewoche
- Mappen verteilen, Infothek etc.
- Vorlesung besuchen
- Über die Mittagspause: Unterstützung der Infothek , Kaffeeservice
- Unterstützung Kuchenverkauf des AK Europakontakte mit sehr netten u. freundlichen Lilo und Doris
- Einer der interessantesten Punkte des Aufenthaltes war ein Treffen mit Werner Toporski (der Autor des Buches “Kalte Zeiten” – eine authentische Geschichte) und Ute Poss (Lena – Hauptfigur „Kalte Zeiten“). Es war eine beglückende Begegnung für alle Beteiligten.
Abschiedsabend: Gemeinsames Abendessen in der spanischen Weinstube Taverna Azzura mit Carmen Stadelhofer, ihre Familie und Christiane Hadamitzky. Dank Carmen hatten wir ein sehr reichhaltiges Programm . Wir konnten uns an verschiedenen Initiativen beteiligen. Hingegen war Christine für die Umsetzung unentbehrlich . Vielen Dank!
von Ewa Podogrocka
- Die Begegnung Łódź – Ulm (3.Woche)
Die dritte Woche (15. bis 21. März)
Hauptthema: Integration von Generationen -Generationentreff
- Freiwilligenarbeit im Generationentreff Ulm/Wiblingen ( Elisabeth Vogl, Brigitte Nguyen-Duong.) Verschiedene Angebote: Seniorentanz (Lydia Stiller), Singgruppe (Erika Hahnewald), Spielgruppe (Martin Hanke), Computerkurse usw.
- Erzählcafé in der EHR in Wiblingen – wir trafen uns mit der internationalen Gruppe: Rosi Borowsky, Adele Kiss (Ungarn), Paul Poizat (Frankreich), Zofia Bogusz (Polen), Irene Mohr (Lettland), Brigit Wagele- Mehl. Das war ein wirklich interessantes Gespräch.
- Stammtisch in Wiblingen = Heimkehrer aus verschiedenen Ländern (zB . Russland, Kanada)
- Treffen mit der Jugend (Abschlussklasse ) und dem Direktor Herr Epp der Elly-Heuss Realschule in Ulm. Sehr nette Jungen und Mädchen (stammende aus der ganzen Welt : Deutschland, Ukraine, Polen, Thailand, Türkei, etc.) Präsentation „Warum ist Łódź der beste Kandidat für europäische Kulturhauptstadt 2016?“. Sehr interessante und ehrliche Diskussion (verschiedene Themen). Ulm bereitet sich als Kulturhauptstadt 2020 vor.
- Besuch in der OASE 65/Wiblingen (Hausaufgabenbetreuung) mit Brigitte Nguyen-Duong. Ich half kleine hübsche Farija aus Serbien Hausaufgaben zu machen. Die größte Belohnung war für mich eine Zeichnung von Farija und ihre Frage, ob ich noch komme.
- Ein Besuch im Theater in Ulm war eine liebenswerte Betonung in dieser Woche. Singspiel in drei Akten „Im weißen Rössl“ Musik von Ralf Benatzky, Robert Stolz – die ironisierte Heimat Operette
Wochenende – Besuch bei Familie Pfeiffer in Neuenbürg.
Schwarzwald begrüßte uns mit schönem Wetter und Christa mit fantastischen Kuchen (sie kocht mit Liebe – alles war ausgezeichnet). Ich fühlte mich so wohl wie bei eigener Familie.
Glücklicherweise, der Winter konnte man erst über 1000m Grenze sehen (in Mummelsee). Nur In Baden-Baden begrüßte uns Regen
Tour im Schwarzwald war es ein Märchen-Abenteuer – von Neuenbürg , Calv , Mummelsee bis Baden-Baden - unglaubliches Gefühl.
- Die Begegnung Łódź – Ulm (2.Woche)
Die zweite Woche (08. bis 14. März)
Hauptthema: Grundtvig Workshop „New Media as a European Bridge in the Education of Seniors“, Ulm 7-12 March 2010
Freiwilligenarbeit am ZAWiW:
- Unterstützung beim Grundtvig Workshops Organisation (Vertreter aus den Ländern Osteuropas)
- Teilnahme an dem Grundtvig Workshop
- Unterstützung beim Kaffeeausschank und Mittagsimbiss während der Grundtvig Workshops
- Vorbereitungen für Akademiewoche (Vorbereitung der Unterlagen für 600 Teilnehmer)
- Besuch der Volkshochschule (VH) Ulm und dem STIC im Generationentreff
- Besuch des Weltladens in Ulm. Eine sehr interessante Initiative zur Förderung von Ländern der Dritten Welt.
- Die Teilnahme an Gymnastik der Senioren in Elchingen
- Ein Besuch im Gymnasium – Auftritt der Jugend und Senioren in dem Theaterstück „Das Herz“
- Abendessen bei Hannelore Bürgers mit Grundviggruppe
- Walking in Brotmuseum gemeinsam mit den Teilnehmern Workshops Grundtvig
Gemeinsames Abendessen mit der Grundtvig Workshops Gruppe im Restaurant „Peppers“, (in einer freundlichen Atmosphäre – die Diskussionen - sympathische Leute aus Bulgarien , Slowakei, Tschechei, Slowenien, Ungarn, Rumänien – besonders Martin Solc aus Prag).
Es war wirklich eine sehr arbeitsreiche Woche, auch schwierig wegen des Winter.
Wochenende – Besuch bei Familie Hunsicker in Inzighofen. (Ein unvergessliches Erlebnis, herzliche und familiäre Atmosphäre)
Helga und Richard bereiteten ein tolles Programm für das gesamte Wochenende. Alles war super. Ich fühlte mich vollkommen.
Wir besuchten: Burg Hohenzollern, Schloss Sigmaringen.
Wunderschöne Reise an den Bodensee: Meersburg, Birnau und Konstanz .
Country Frühstück am Sonntag : wir besuchten kleinen Hofladen und lassen uns in urgemütlichen Bauerstube „Winkelhof“ verwöhnen (kulinarische Leckerbissen aus Holzbackofen). Ich war begeistert
Richard erzählte uns viel über seine Tätigkeiten für die Gemeinde in Inzighofen.
Es war ein schönes und unvergessliches Wochenende.
- Die Begegnung Łódź – Ulm (1.Woche)
Die erste Woche (04. bis 07. März)
Hauptthema: Bundesarbeitsgemeinschaft Wissenschaftliche Weiterbildung für Ältere (BAG WiWA) – Jahrestagung 2010 an der Universität Ulm
Die wissenschaftlichen Weiterbildung für Ältere 2020
Freiwilligenarbeit am ZAWiW:
- Teilnahme an der BAG WiWA Tagung
- Besuch der Vorträge und Workshops
- Unterstützung beim Kaffeeausschank und Mittagsimbiss
(Vom ersten Tag sind wir ins kalte Wasser geworfen wurden. Es war eine große Herausforderung).
- Vortrag mit anschließender Diskussion – Bildung Älterer: Ergebnisse aus der EdAge‐Studie, Univ.‐Prof. Dr. Rudolf Tippelt, Ludwig‐Maximilians‐Universität München
- Workshops: Projektion 2020 – Leitziele und Leitsätze
- Gemeinsames Abendessen mit der BAG WiWA in der spanischen Weinstube,(in einer freundlichen Atmosphäre – die Diskussionen über Bildung der Senioren in verschiedenen Städten Deutschland). Wir hatten eine Gelegenheit interessante Leute aus ganzem Deutschland kennenzulernen, u.a. Uta Galow aus Cottbus und Daniel Meyen aus Freiburg
- Stadtführung; Tagungsfortsetzung BAG WiWA im Innenstadtbereich
- Abschluss‐Plenum: Berichte aus den Workshops und Podiumsdiskussion
- Vorbereitungen für das Abschiedsfest der LernScouts mit Monika Schmid
- Unterstützung des Abschlussfests der LernScouts an der Elly-Heuss Realschule in Ulm
Wochenende – Winter Überraschungsangriff – Chaos der Kommunikation – doch sind wir nach München gefahren
- Samstag: Ausflug ins Deutsche Museum/München mit M4M (ausländische Studierende an der Uni Ulm)
- Sonntag: Kommunenwahlen in Thalfingen
- Konzert im Foyer des Theaters in Ulm
- Der Abschied naht
Am Mittwoch ist das Wetter zwar nicht ideal, aber Zenon und Jadwiga laden alle Lodzer Betreuer und Betreuerinnen zu einem gemeinsamen Essen auf ihr Grundstück ein, das ca. 30 km von Lodz entfernt ist. Es wird zünftig gekocht, die Gastgeber natürlich polnisch und Dorothee wagt sich an einen schwäbischen Kartoffelsalat. Dass dabei der schwäbische Geschmack nicht so richtig getroffen wird, hängt natürlich an den polnischen Kartoffeln. Solche Begründungen von schwäbischen Hausfrauen sind ja allseits bekannt.
Ein rustikales Essen erfreut alle. Der Selbstgebrannte darf nicht fehlen.
Den Donnerstag nutzen wir zu einem Besuch des Lodzer Stadtmuseums. Diese wichtige Adresse fehlte noch in unserer Kultursammlung. Roma und Barbara begleiten uns dabei. Am Nachmittag machen wir noch einen Spaziergang durch Lodz, vorbei an wichtigen Kulturdenkmälern und Herrenhäusern aus dem 19. Jahrhundert.
Barbara, Roma und Dorothee im Museum.
Am Freitag lädt die “Chef-Seniorin” Brygida zu einer Abschlussbesprechung in das Haus der Kultur ein. Wir schildern unsere Eindrücke der vergangenen drei Wochen und beraten gemeinsam über Möglichkeiten, das Programm für den Herbst zu optimieren, wenn Heinz und Christel Pfeiffer drei Wochen hier zu Gast sein wird.
Dorothee zeigt Rubinstein, wie es geht.
Am Abend laden wir alle Senioren, die sich so liebevoll um uns gekümmert haben, zu einem kleinen Abschiedsessen ein. Jetzt sind wir geschafft und freuen uns auf die morgige Heimreise von Warschau über München nach Stuttgart.
Richard
- Endlich in der Universität des 3. Lebensalters
Schon am 12. 4., dem ersten Montag unseres Aufenthaltes, sollten wir in der Uni des 3. Lebensalters auftreten. Dort finden wöchentlich Vorträge für Senioren dieser Universität statt, die aber auch für alle zugänglich sind. Unser Beitrag sollte sich mit der ehrenamtlichen Tätigkeit von Senioren befassen. Am 12. 4. waren aber alle öffentlichen Gebäude wegen der Katastrophe von Smolensk geschlossen. Die Manager/innen fanden eine Lösung: Statt des für den 26. 4. vorgesehenen Themas über Riten und Feste im Judentum wurde “unser” Thema angesetzt, das nach Absprache Richard übernommen hatte. So konnte er das Publikum mit einer beeindruckenden Power-Point-Präsentation über bürgerschaftliches Engagement in Baden-Württemberg, seine Tätigkeit als Bürgermentor, die Computeria in seinem Wohnort und Job-Patenschaften informieren. Zofia hatte sich gut auf die Übersetzung vorbereitet und brauchte trotz bester Deutschkenntnisse, die wir immer wieder bewundern, einige Erklärungen, zumal etliche Begriffe und überhaupt ehrenamtliche Arbeit hier weitgehend unbekannt sind.
Brygida, die Vorstandsvorsitzende der Universität des 3. Lebensalters, begrüßt mich
Richard mit Zofia und Roma vor ca. 200 Senioren und Seniorinnen
Nachgespräch mit Richard und Team
Heute waren wir nach Sieradz , ca. 60 km entfernt, eingeladen, wo Zofia Deutsch-Studierende unterrichtet. Jadwiga fuhr uns hin – und wir brauchten für diese Entfernung über 2 Stunden, sodass wir leider zu spät kamen. Wir erlebten Staus und schlechte Straßen, aber auch Baustellen, Zeichen dafür, dass der Ausbau der Straßen nicht mit der Vermehrung der Autos Schritt gehalten hat und verbessert wird. Die Studierenden, zwei Jungen, der Rest Mädchen, die Deutschlehrer/innen werden wollen, ließen sich auf ihren Wunsch hin von uns über das Schulsystem in Deutschland informieren. Danach sprachen wir noch über Religion und Religionsunterricht in Deutschland. Nachdem wir bisher immer wieder gehört hatten, dass die Polen zu 99 % Katholiken seien, wagte ich zu fragen, wie viel Prozent der Jugendlichen heutzutage noch regelmäßig in die Kirche gehen. Die meisten sagten, dass nicht mehr viele gehen würden – mit oder ohne Zustimmung der Eltern. Nur ein Mädchen sagte, dass sie jede Woche mit ihren Eltern den Gottesdienst besuche.
Bei den Studierenden in Sieradz
Blumen von den Studierenden als Dank
Zum Schluss sprachen wir mit dem Direktor, u. a. auch über die politische Lage. Er signalisierte uns – wie fast alle unsere Betreuer/innen - dass er nicht Kaczinski-Anhänger war und dessen nationalistische, Europa-abgewandte Politik nicht vertrete. Nun haben sich 22 Bewerber für das Präsidentenamt gemeldet, auch der andere Kaczinski, und es ist nicht ausgeschlossen, dass er Chancen hat – zumal sich das Volk nicht an ein neues Gesicht gewöhnen müsste.
Dorothee
- Krakau – die schönste Stadt Polens
Krakau ist nicht nur die schönste, sondern auch die geschichtsträchtigste Stadt Polens. Das wurde uns bei einem Wochenendausflug nach Krakau am 24. und 25. April bewusst. Krakau ist jung – mehr als 130000 Studenten bevölkern die Stadt. Krakau ist ehrwürdig – es ist die Stadt der polnischen Könige, die auf dem Wawel gekrönt wurden und in der Regel auch hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Krakau ist katholisch – die Stadt mit den meisten und schönsten Kirchen des Landes und dazu noch die Heimat und langjährige Wirkungsstätte des einzigen polnischen Papstes, Johannes Paul II. Und Krakau ist ein Touristenmagnet ersten Ranges – der ADAC-Reiseführer bezeichnet es als eine der zehn schönsten Städte der Welt. Einen solchen Superlativ konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
In der Krakauer Altstadt pulsiert das Leben
Krakaus Kirchen entfalten in ihrem Inneren eine solche Pracht, der auch ich mich – als eher nüchterner und protestantisch erzogener Mensch – nicht entziehen kann. In welchem Stil sie auch gebaut und später umgestaltet wurden, Krakauer Kirchen wirken nicht überladen – weil in ihnen noch katholische Frömmigkeit gelebt wird und weil sie nicht – wie sehr oft in Deutschland – zu reinen Kulturdenkmälern und Touristenattraktionen degeneriert sind. Wir besichtigten am Sonntagvormittag zwischen 10.00 und 13.00 Uhr fünf Kirchen in der Krakauer Innenstadt. In allen fünf wurden zum Zeitpunkt unseres Besuchs eine heilige Messe gefeiert, und alle Kirchen waren sehr gut besucht oder waren überfüllt.
Die Kathedrale der polnischen Könige auf dem Wawel
Dorothee vor einem malerischen Kirchengebäude
In Krakau lebten vor 1939 mehr als 200000 Juden. Von denen haben nur ca. 15000 Krieg und Holocaust überlebt. So stoßen wir zwangsläufig auf Zeugnisse jüdischen Lebens und werden an die systematische Vernichtung durch die Nationalsozialisten erinnert. Wir besuchen die alte Krakauer Synagoge, die in den fünfziger Jahren wieder aufgebaut wurde und heute als Museum dem Besucher Einblicke in jüdische Kultur und jüdischen Glauben vermittelt.
Das Museum in der Alten Synagoge
Danach wandeln wir noch ein wenig auf den Spuren von Steven Spielbergs Film “Schindlers Liste”, der in Krakau spielt und in großen Teilen auch dort entstand. Wir finden im jüdischen Stadtviertel Kazimierz in der Josefa-Straße 12 das Haus mit einem markanten Innenhof, in dem wichtige Szenen des Films gedreht wurden. Als wir auch das berühmte Fabrikgelände Schindlers in der Lipowa-Straße 4 aufsuchen wollen, stehen wir leider vor verschlossenem Tor. Dieses Gelände wird gerade für eine neue Dauerausstellung bis Juni dieses Jahres renoviert.
Auch die aktuelle Zeitgeschichte holt uns in Krakau ein. Vor zwei Wochen, als wir in Polen eintrafen, verbrachten wir das erste Wochenende in Warschau. Am Samstagvormittag, kurz vor Beginn unserer geplanten Stadtführung, erfuhren wir von der polnischen Katastrophe, dem Absturz der Maschine des polnischen Präsidenten Kaczynski und dem Tod aller Insassen. Als wir eine halbe Stunde später am Präsidentenpalast vorbeikamen, legten erste Menschen Blumen vor dem Eingang nieder. Als wir am gleichen Tag gegen Abend zum dritten Mal diesen Ort besuchten, hatten sich bereits Zehntausende Polen vor dem Palast eingefunden, um ihrer Erschütterung und Trauer Ausdruck zu verleihen.
Sarkophag von Lech und Maria Kaczynski
Nun, genau zwei Wochen nach dem tragischen Ereignis, schließt sich für uns der Kreis: Wir besuchen die Krypta mit dem Sarkophag von Lech Kaczinski und seiner Frau Maria auf dem Wawel. Das ist erlebte Zeitgeschichte.
Richard
- Senioren, Studenten und Schüler und das Fernsehen
Am Mittwoch waren wir wieder mit den Senioren zusammen, die Deutsch-Unterricht haben wollten. Aber statt ihrer Idee zu folgen, den Dativ und Akkusativ zu üben, einigten wir uns lieber darauf, eine Kurzgeschichte zu lesen und uns mit bekannten deutschen Persönlichkeiten zu beschäftigen. Mitten hinein kam ein lokales Fernsehteam, führte ein Interview mit uns und machte Aufnahmen vom “Unterricht”.
Am Nachmittag besuchten wir mit Jadwiga, Barbara und Wanja den jüdischen Friedhof, wo uns wieder das Fernsehteam aufsuchte. Beeindruckend ist vor allem das Poznanski-Grabmal, an unselige Zeiten erinnernd der Ghetto-Teil dieses riesigen Friedhofes.
Am Poznanski-Grabmal
Dorothee mit Fernsehteam
Am Donnerstag ging der Projektunterricht im Gymnasium 43 weiter, die Plakate wurden vorbereitet, einige Schüler/innen begannen schon mit der Gestaltung.
Anschließend hatten wir mit Zofia noch drei Stunden Unterricht mit Studenten, die sich über berühmte Persönlichkeiten aus der ganzen Welt informiert hatten und darüber referierten. Schwierig war es für sie, sich vom Lesen der Texte, die sie aus dem Internet heruntergeladen hatten, zu lösen und frei zu sprechen.
Am Abend waren wir mit unseren Betreuerinnen und Mirek in der prachtvollen Poznanski-Villa zu einem Liederabend eingeladen: Schubert, die schöne Müllerin. Wie wir, aber nicht unsere Polen, erwartet hatten, sang der Sänger auf Deutsch!
Heute, Freitag, fand im Gymnasium 43 die Präsentation der Projektarbeiten statt: Besonders gut hatten die beiden Gruppen von Richard zu den Themen NATO – Polen – Afghanistan gearbeitet. Die Mädchen präsentierten in vier Arbeitsgruppen vier der fünf Weltreligionen. Es war sicherlich ein Erfolg für die meisten der jungen Leute, die erst im 1. und 2. Jahr Deutsch lernen. Für ihre Arbeit werden sie mit Extra-Punkten belohnt.
Präsentation zum Thema “Afghanistan”
Danach führten wir ein Gespräch mit Brygida, der Vorsitzenden der Universität des 3. Lebensalters. Sie informierte uns über die Angebote für die ca. 900 darin organisierten Mitglieder.
Heute Abend dürfen wir schon wieder ein Konzert besuchen: Rossini, Mozart und Beethoven in der Philharmonie. Morgen früh geht es nach Krakau, das ja in letzter Zeit traurige Bekanntheit erhalten hat.
Dorothee
- Polens Jugend – mit Zuversicht in die Zukunft
Der Montag steht voll im Zeichen der Begegnung mit polnischen jungen Menschen. Am Vormittag besuchen wir die uns bereits bekannte Klasse im Gymanisum Nr. 43 und setzen die Unterrichtseinheit über Weltreligionen (Dorothee) und NATO/Afghanistan (Richard) fort. Am Nachmittag sind wir in einem Mittelpunkt-Gymnasium in Piatkowisko, einer Stadt 20 Kilometer von Lodz entfernt.
Die Jungs interessieren sich für NATO und Afghanistan…
… während die Mädchen mit Dorothee und dem Klassenlehrer, Herrn Bahl, das Thema “Weltreligionen” bearbeiten
Mir fallen dabei verschiedene Dinge auf, die einerseits mit unseren Schülern in Deutschland vergleichbar sind, andererseits sich auch unterscheiden. Vergleichbar ist die Beobachtung, dass junge 14- bis 16-jährige Mädchen aufgeschlossener und wissbegieriger sind als die vergleichbaren Jungs. Ähnlich auch die Unbekümmertheit und Unvoreingenommenheit, mit der uns die jungen Menschen begegnen. Andererseits machen polnische Jugendliche auf mich einen freundlicheren und höflicheren Eindruck als deutsche. In den Klassen, die wir besuchen, herrscht eine erkennbar positive Atmosphäre. Man ist dialogbereit und möchte wissen, wie Schule in Deutschland organisiert ist. Viele Schulen pflegen auch bereits seit vielen Jahren Freundschaften zu Partnerschulen in Deutschland und wachsen ganz selbstverständlich in einem Europa der Begegnungen auf. Wir Senioren werden nicht mehr als “schuldbeladene Deutsche”, sondern als Menschen angenommen, die über ihre deutsche Lebens- und Berufserfahrung berichten können.
Sichtbare Bereitschaft, mit einer Seniorin zu diskutieren
Eine vertiefende Wirkung dieser Erfahrung erleben wir am Dienstagabend, als wir die Familie unseres polnischen Programmkoordinators Mirek besuchen. Dort begegnen wir seiner Enkelin Agnieszka, einer jungen Rechtreferendarin, die mitten im Leben steht. Sie möchte einmal Anwältin für polnisches und deutsches Recht mit eigener Anwaltskanzlei werden. Trotz aller Konzentrierung auf die berufliche Karriere bleibt die Familie ihr Lebensmittelpunkt. Sie wuchs mit Deutsch als erste Fremdsprache in der Familie auf. So war es für sie selbstverständlich, sich auch mit der deutschen Sprache und Kultur schon während ihrer Schulzeit zu beschäftigen. Sie wohnt noch zu Hause, ist aber bereits auch in Europa angekommen.
Agnieszka mit ihren Großeltern
Das Studium und viele Urlaubsreisen ins Ausland haben ihren Blick über den Zaun geschärft. Sie denkt viel darüber nach, welche Chancen Polen als EU-Partner hat, sie beobachtet aber auch, wie Europa Polen wahrnimmt. Dieser jungen Frau gehört die Zukunft
Richard
- Kulturwochenende in Lodz
Prof. Zenon Weigt hatte uns gebeten, sechs Artikel à ca. 10 Seiten zu korrigieren, die seine Studenten und Doktoranden für ein Buch verfasst haben, das er herausgeben will. Dabei geht es um ganz spezielle Themen aus der Linguistik. Richard hatte einen Artikel übernommen, dann hatte ich aber angeboten, ihm diese Arbeit abzunehmen, weil sie mehr meinem Metier entspricht als seinem. Nach einigen Stunden am Freitag habe ich auch den Samstagmorgen mit dieser Arbeit verbracht.
Für den Nachmittag hatte Roma uns eine Fahrt mit ihrem Auto angeboten. Wir fuhren mit ihr und Zofia auf unseren Wunsch nach Tum, ca. 40 km entfernt, weil wir gelesen hatten, dass dort die größte romanische Kirche des Landes sei. Von außen machte sie einen mächtigen Eindruck, war allerdings nicht im Original des 12. Jahrhunderts erhalten, sondern zu einem guten Teil rekonstruiert. Leider war sie geschlossen, wir konnten nur einen Blick hineinwerfen. In der Nähe entdeckten wir noch ein altes Schloss, in dessen urige Kneipe wir einkehrten.
Zofia, Richard und Dorothee vor der Kirche in Tum
Am Abend waren wir mit Jadwiga und Zofia bei Barbara eingeladen. Nachdem wir das von außen nicht gerade ansehnliche Haus betreten hatten, waren wir völlig überrascht, wie elegant und gepflegt dagegen Barbaras Wohnung war. Wie bei allen Einladungen wurden wir wieder sehr verwöhnt.
Am Sonntag wollten wir einige Museen besuchen, jede/r für sich. Beide mussten wir feststellen, dass sie wegen der Staatstrauer und der Beisetzungsfeierlichkeiten in Krakau geschlossen waren. Richard machte daraufhin eine Fototour durch die Stadt, ich besuchte zwei Kirchen und einen Friedhof mit den berühmten Grabmälern der früheren Fabrikantenfamilien.
Arthur Rubinstein in der Piotrkowska-Straße
Am Nachmittag waren wir wieder eingeladen, diesmal von Bozena und ihrem Mann. Sie holten uns ab und zeigten uns die traurigen Seiten unserer gemeinsamen Geschichte: eine erst im vorigen Jahr in einem Park eingerichtete Litzmannstadt-Gedenkstätte, angelegt in Form eines Davidssterns mit Gedenktafeln für die von Lodz aus deportierten Juden, dazu in den Boden eingelassen – wie in einem Walk of Fame – die Namen der Lodzer, die den Juden geholfen hatten und dafür bestraft wurden.
Bozena, Dorothee und Bozenas Ehemann vor der Gedenkstätte
Dann besuchten wir den ehemaligen Bahnhof Radegast, von wo aus die Juden in die verschiedenen KZs gebracht wurden, und die Reste eines ehemaligen politischen Gefängnisses aus der Nazizeit.
Als wir danach bei Bozena zu Hause waren, konnten wir gemeinsam im Fernsehen die Beisetzungsfeierlichkeiten für den Präsidenten und seine Frau verfolgen, was für uns den Vorteil hatte, dass unsere Gastgeber uns Erklärungen geben konnten für vieles, was wir nicht verstanden. Mit dem Abendessen beschlossen wir einen ernsten, nachdenklich stimmenden Tag.
Dorothee
- Lodz wird uns vertraut
Auch am Donnerstag reisen wir als Botschafter für deutsche Sprache durch Lodz. Um 09.00 Uhr sind wir an einem Oberstufen-Lyzeum. Dorothee hat mit 37 Jahren Berufserfahrung als Deutsch- und Religionslehrerin dabei natürlich ein Heimspiel. Aus einem ihrer mitgebrachten Lehrbücher kopiert sie Arbeitsblätter zum Thema “Deutsche Personen und Ereignisse”. So sind wir mit den Elftklässlern sehr schnell im Gespräch und unterhalten uns über deutsche Kultur und Politik am Beispiel wichtiger Persönlichkeiten. Den polnischen Lehrern kommt es darauf an, dass ihre Schüler mit uns angeregt in Deutsch kommunizieren. Die Themen sind dabei nur Mittel zum Zweck.
Die gleiche Erfahrung machen wir drei Stunden später mit Germanistik-Studenten der Universität Lodz, mit denen wir zwei Stunden lang über Deutschland diskutieren. Davor hatten wir ein sehr anregendes Gespräch mit dem verantwortlichen Germanistik-Professor der Fakultät, Dr. Zenon Weigt. In Polen ist zwar Englisch die erste Fremdsprache, aber Deutsch besitzt immer noch einen hohen Stellenwert. Sowohl Schüler als auch Studenten bestätigen uns, dass aufgrund der räumlichen Nähe ein Arbeitsplatz in Deutschland für viele eine höchst attraktive Vorstellung ist. Wir sind auch immer wieder überrascht, dass die polnische Lehrerinnen und Lehrer ein sehr gutes Deutsch sprechen.
Am Abend wird uns wieder bewusst, dass sich Polen im Zustand kollektiver Trauer befindet. Wir besuchen ein Kirchenkonzert in der Kostka-Kathedrale, der Hauptkirche des Erzbistums Lodz. Das seit Monaten geplante Konzert wird hinsichtlich des Programmablaufs zum Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes umgestaltet und wirkt auf uns Besucher sehr würdevoll und dem Anlass angemessen.
Polinnen und Polen legen in der Woche der Staatstrauer vor vielen öffentlichen Gebäuden und Kirchen Blumensträuße und Kerzen nieder. So auch vor der Statue von Papst Johannes Paul II bei der Kostka-Kathedrale in Lodz.
Am nächsten Tag (Freitag) gestalten wir mit Schülerinnen und Schülern des Gymasiums Nr. 43 die erste von vier geplanten Unterrichtseinheiten. Dorothee bearbeitet das Thema “Große Religionsgemeinschaften in der Welt”, und ich gestalte mit den Schülern (es sind nur Jungs) den Themenkomplex “NATO, Polen, Afghanistan”. Die Schüler sind sehr aufgeschlossen und wissbegierig, in ihrem sprachlichen Kommunikationsvermögen zwar noch etwas begrenzt, aber am Gedankenaustausch sehr interessiert. In dieser Schule werden wir in der nächsten Woche noch dreimal sein.
Am frühen Nachmittag informiert uns unser polnischer Programmkoordinator Mirek über das umfangreiche Programm der restlichen zwei Wochen. Da wird wenig Zeit zum Verschnaufen bleiben.
Richard
- Einarbeiten in Lodz
Am Dienstag wurden wir in zwei Schulen vorgestellt: Mirek und Zofia begleiteten uns zuerst in ein Gymnasium (etwa entsprechend Realschule). Dort wurden wir von der stellvertretenden Direktorin und vom Direktor sehr freundlich begrüßt. Man hatte auch schon an Projekte für uns gedacht: Richard soll über Deutschland — Europa – NATO sprechen und arbeiten, ich über Religion und Religionen. Die Arbeit soll projektmäßig an 3 Tagen mit ca.2-3 Stunden und einer Präsentation der Ergebnisse am 4. Tag stattfinden. Am Nachmittag wurden wir in einem Lyzeum, d. h. Klasse 11 – 13, vorgestellt. Richard wurde sogleich eingespannt, in einer 11. Klasse über die NATO, seinen Einsatz in Afghanistan und im Kosovo zu sprechen. Mein Einsatz findet dort morgen statt, ich soll über Deutschland allgemein etwas sagen und Fragen der Schüler beantworten .
Später wollten wir uns in einem Kulturzentrum zur Konversation mit Senioren treffen. Da dies aber geschlossen war – wie einige öffentliche Gebäude zur Zeit – verlegten wir die Konversation in ein Café.
Für heute stand auf unserem Programm: Teilnahme am Computerkurs der Gruppe 8+2 von Jadwiga. Zu unserer Überraschung sollten wir aber Konversation oder Deutsch-Unterricht machen. Ich hatte Material über Deutschland, eigentlich zum Kopieren für die Schüler, dabei, das wir dann gleich verwenden konnten und damit ins Gespräch kamen.
Danach luden uns unsere Freunde und Freundinnen ein, in der Universität des 3. Lebensalters einen Vortrag über chinesische Gärten mit ihnen anzuhören. Leider verstehen wir ja die Sprache nicht, aber die schönen Bilder sprachen für sich. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns erklären lassen, dass diese Universität ca. 800 (zahlende!) Mitglieder hat und zweimal pro Woche Vorträge anbietet. Von diesen 800 haben wir sehr viele bei dem heutigen Vortrag gesehen.
Zahlreiche Zuhörer/-innen in der Universitäts-Aula
Zu erwähnen ist noch, dass wir hier sehr fürsorglich von mehreren Personen betreut werden: Von Mirek, Roma, Zofia, zwei Barbaras, Eusebius, Brigida, Jadwiga…..Für Samstag wollten wir eigentlich ein Auto mieten und mit Zofia über Land fahren. Als Roma das hörte, schlug sie vor, dass wir mit ihr und ihrem Auto fahren könnten, allerdings nichts ganztags. Am Abend sind wir bei einer Barbara eingeladen, am Sonntag bei Bozena. Auch Eusebius möchte etwas mit uns unternehmen. Die Fahrt nach Krakau wird aus gegebenem Anlass um eine Woche verschoben. Mirek hat vorgeschlagen, dass wir allein fahren, was wir auch machen wollen. Er will die Fahrkarten und ein Hotel besorgen und uns unbedingt um 6.19 h am Morgen losschicken, weil das der einzige Zug sei, der durchfährt – und Umsteigen sei doch wohl für uns zu schwierig!
Jetzt habe ich schon ein bisschen vorgegriffen – bis dahin haben wir einiges zu arbeiten. Wir haben also mit drei verschiedenen Gruppen zu tun: Schüler/innen, Studierenden (morgen zum ersten Mal, sie haben einige Themen für eine Diskussion zusammengestellt) und Senioren und Seniorinnen.
Die Trauer ist noch groß, das Fernsehen berichtet den ganzen Tag weiterhin über die Katastrophe und die Folgen. Selbst in einer Straßenbahn liefen die Namen der Opfer über einen Monitor. Leider haben wir hier nur polnisches Fernsehen, sodass wir sonst aus der Welt kaum etwas mitbekommen.
Bis zum nächsten Mal!
Dorothee
- Ein tragisches Ereignis
Am Morgen des 10. April stürzte das Flugzeug, das den polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und viele polnische Würdenträger nach Katyn bringen sollte, beim Landeanflug bei Smolensk ab. Da für uns an diesem Samstag eine Stadtführung in Warschau geplant war, wurden wir zufällig Zeugen einer kollektiven Trauer, die sich Stunde um Stunde verstärkte und am Abend ganz Polen erfasst hatte. Ein solches Ereignis erlebt man wahrscheinlich nur einmal im Leben. Deswegen dokumentiere ich es mit wenig Text und einigen bespielhaften Bildern.
Unsere Stadtführung durch Warschau begann um 10.00 Uhr am Hotel. Gegen 10.30 Uhr erreichten wir die Krakowskie Straße, an der auch der Präsidenten-Palast liegt. Es waren erst wenige Bürger, aber schon etliche Fotografen und einige Fernsehteams vor Ort. Uns war jedoch sofort klar, dass dieser Ort sehr schnell zum Zentrum kollektiver Trauer werden wird. Wir setzten unsere Stadtführung fort. Als wir gegen Mittag noch einmal am Palais vorbeikamen, war der Vorplatz bereits von mehreren hundert Menschen gefüllt. Spätestens jetzt hatte auch uns das Ereignis emotional so berührt, dass wir beschlossen, den Abend gemeinsam in der Nähe des Präsidenten-Palastes zu verbringen. Dort hatten sich gegen 18.00 Uhr Zehntausende trauernder Bürger eingefunden. Alle angrenzenden Kirchen waren überfüllt. Ein Gedenkgottesdienst wurde auf einem großen Platz in der Nähe der Altstadt auf einer Video-Leinwand übertragen. Es war sehr bewegende Momente, diese vielen Mensch zu erleben, die schweigend und fassungslos am Präsidenten-Palast vorbeizogen und wahrscheinlich in diesem gemeinsamen Akt der Solidarität Trost suchten und fanden.
Erste Blumen und Kerzen wurden gegen 10.30 Uhr niedergelegt
Dorothee und Richard mit unseren Begleiterinnen aus Lodz, Barbara und Roma (von links), vor dem Präsidenten-Palast
Gegen 12.00 Uhr füllt sich der Platz
Auch wir gedenken der Opfer
Gegen 18.00 Uhr verharren Zehntausende trauender Polinnen und Polen vor dem Präsidenten-Palast
Da die Kirchen überfüllt sind, wird der Gottesdienst auf einer Video-Leinwand im Freien übertragen
Richard
- Unser Start in Polen
Unsere Flüge nach Frankfurt und Warschau verliefen einwandfrei. In Warschau warteten Roma und Barbara auf uns und fuhren mit uns per Taxi ins Hotel, ein großes Haus aus sozialistischer Zeit, das gerade auf einen modernen Stand gebracht wird – unsere Zimmer waren dort schon angekommen. Für den Abend hatten die beiden ein Konzert mit einem österreichischen Streichquartett ausfindig gemacht, das uns gut gefiel.
Am Samstag war für uns ein Führer um 10 Uhr bestellt. Als unsere Betreuerinnen kurz vorher im Fernsehen nach dem Wetter schauen wollten, erfuhren sie und damit auch wir von der Katastrophe. Unseren Schock kann man sich vorstellen. Über dieses Ereignis wird Richard schreiben.
Wir gingen trotzdem wie geplant los in die Stadt. Unser Führer wurde immer wieder angerufen und mit neuen Informationen versehen. Warschau war im Krieg zu 90 % zerstört und wurde z. T. in Originalform wieder aufgebaut. Die Globalisierung oder Modernisierung hat hier allerdings auch zugeschlagen: Starker Verkehr mit nicht gerade becheidenen Autos, riesige Hochhäuser von Hotels und westlichen Firmen…
Gegen Mittag war ein Besuch im gerade eröffneten Chopin-Museum angesagt, das uns mit seinem allerneuesten technischen Stand, vor allem in Bezug auf Interaktionen, sehr begeisterte. Zum Schluss besuchten wir den Kulturpalast aus den 50er Jahren, ca. 230 m hoch, ein Wahrzeichen der Stadt, von wo wir eine tolle Rundumsicht hatten.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Zug nach Lodz, wo wir von Mirek empfangen und ins Hotel gebracht wurden. Am Abend waren wir bei Jadwiga zu einem opulenten Mahl eingeladen.
Es war bald klar, dass sich das geplante Programm ändern würde. Die Universität, in der wir auftreten sollten, war heute geschlossen. So hatten wir heute Morgen nur eine Vorbesprechung mit allen Personen, die sich um uns kümmern werden. Ob das Uni-Programm nachgeholt werden kann, steht noch nicht fest. Jedenfalls gehen wir morgen in eine von den beiden Schulen, die auf dem Programm standen.
Das Essen haben wir mit Zofia in einer Art Mensa für Uni-Angestellte eingenommen. Dort könnten wir jeden Tag zu Mittag und zu Abend essen. Aber da es weit von hier entfernt ist, wollen wir uns dort höchstens einmal pro Tag hinbegeben und uns sonst selbst versorgen.
Fazit: Wir sind sehr zufrieden mit unserem Aufenthalt und sind froh, dass wir trotz der Katastrophe hier sein und mit netten Menschen zusammen sein können.
Führung im Regen
Chopin-Museum
Warschauer Kulturpalast
Warschau von oben
Dorothee
- Richard: Spannung vor dem Start
Es sind noch zwei Tage bis zum Abflug in Stuttgart. Die Spannung steigt, die administrativen Vorbereitungen sind getroffen, der Koffer wird erst morgen gepackt. Ich habe mich soeben mit Dorothee ein letztes Mal per Telefon abgestimmt. Es kann losgehen.
- Polen
Bald geht es los, am Freitag.