16 Apr 2010

Lodz wird uns vertraut

Geschrieben von Richard Hunsicker

Auch am Donnerstag reisen wir als Botschafter für deutsche Sprache durch Lodz. Um 09.00 Uhr sind wir an einem Oberstufen-Lyzeum. Dorothee hat mit 37 Jahren Berufserfahrung als Deutsch- und Religionslehrerin dabei natürlich ein Heimspiel. Aus einem ihrer mitgebrachten Lehrbücher kopiert sie Arbeitsblätter zum Thema “Deutsche Personen und Ereignisse”. So sind wir mit den Elftklässlern sehr schnell im Gespräch und unterhalten uns über deutsche Kultur und Politik am Beispiel wichtiger Persönlichkeiten. Den polnischen Lehrern kommt es darauf an, dass ihre Schüler mit uns angeregt  in  Deutsch kommunizieren. Die Themen sind dabei nur Mittel zum Zweck.

Die gleiche Erfahrung machen wir drei Stunden später mit Germanistik-Studenten der Universität Lodz, mit denen wir zwei Stunden lang über Deutschland diskutieren. Davor hatten wir ein sehr anregendes Gespräch mit dem verantwortlichen Germanistik-Professor der Fakultät, Dr. Zenon Weigt. In Polen ist zwar Englisch die erste Fremdsprache, aber Deutsch besitzt immer noch einen hohen Stellenwert. Sowohl Schüler als auch Studenten bestätigen uns, dass aufgrund der räumlichen Nähe ein Arbeitsplatz in Deutschland für viele eine höchst attraktive Vorstellung ist. Wir sind auch immer wieder überrascht, dass die polnische Lehrerinnen und Lehrer ein sehr gutes Deutsch sprechen.

Am Abend wird uns wieder bewusst, dass sich Polen im Zustand kollektiver Trauer befindet. Wir besuchen ein Kirchenkonzert in der Kostka-Kathedrale, der Hauptkirche des Erzbistums Lodz. Das seit Monaten geplante Konzert wird hinsichtlich des Programmablaufs zum Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes umgestaltet und wirkt auf uns Besucher sehr würdevoll und dem Anlass angemessen.

Polinnen und Polen legen in der Woche der Staatstrauer vor vielen öffentlichen Gebäuden und Kirchen Blumensträuße und Kerzen nieder. So auch vor der Statue von Papst Johannes Paul II bei der Kostka-Kathedrale in Lodz.


Am nächsten Tag (Freitag) gestalten wir mit Schülerinnen und Schülern des Gymasiums Nr. 43 die erste von vier geplanten Unterrichtseinheiten. Dorothee bearbeitet das Thema “Große Religionsgemeinschaften in der Welt”, und ich gestalte mit den Schülern (es sind nur Jungs) den Themenkomplex “NATO, Polen, Afghanistan”. Die Schüler sind sehr aufgeschlossen und wissbegierig, in ihrem sprachlichen Kommunikationsvermögen zwar noch etwas begrenzt, aber am Gedankenaustausch sehr interessiert. In dieser Schule werden wir in der nächsten Woche noch dreimal sein.

Am frühen Nachmittag informiert uns unser polnischer Programmkoordinator Mirek über das umfangreiche Programm der restlichen zwei Wochen. Da wird wenig Zeit zum Verschnaufen bleiben.

Richard

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