Tony Sender

Autorin: Erdmute Dietmann-Beckert

Tony Sender
Quelle:

WikiMedia

Licence:

gemeinfrei

Heimat:
Deutschland

Geboren:
29.11.1888 in Bieberich am Rhein

Gestorben:
26.06.1964 in New York

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Journalismus, Pazifismus, Politik
Ihr Frauen und ihr Mädchen – habt den Mut zum Neuen, habt den Mut zum Glück!
Tony Sender. Du entscheidest. In:Tony Sender. Frankfurt M.1992

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Ich schätze Toni Sender für ihren Mut, gegen Krieg und Unrecht einzutreten. Sie setzte sich für eine Gesellschaft ein, die individuelle Freiheit zulässt. Die Stadt Frankfurt verleiht seit 1992 alle zwei Jahre den "Toni Sender Preis" für innovative Leistungen auf dem Gebiet der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Biographie

Tony ist die dritte Tochter der Familie Moritz und Marie Sender. Der Vater ist selbständiger Kaufmann. Sie besucht die höhere Töchterschule, die sie mit dreizehn Jahren abschließt. Durch Vermittlung der Mutter wird sie in Frankfurt in die private Handelsschule aufgenommen. Tony will nach eigenen Worten "sobald als möglich ökonomisch und damit auch geistig (... ) mein eigener Herr (...) werden". Sie findet als Bürogehilfin eine Stelle in einem Kontor. Auch wenn sie keine Hilfe erwartet, schließt sie sich der Gewerkschaft für Büroangestellte an. In Abendkursen studiert sie Literatur und Politik und diskutiert mit ihren Freundinnen. Sie würde gerne Nationalökonomie studieren, aber der Vater verweigert seine Zustimmung. Von 1910 an wird sie Mitglied in der Sozialdemokratischen Partei. In Paris arbeitet Tony für eine Frankfurter Firma und gründet eine Frauengruppe. Sie schreibt ihre ersten politischen Artikel und erwirbt ein rhetorisches Rüstzeug für zukünftige Debatten und für öffentliches Reden.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs kehrt sie nach Frankfurt zurück. Im März 1915 reist sie zu der Internationalen Frauenkonferenz nach Bern. Nach dem Krieg wird sie als SPD Abgeordnete in den Reichstag gewählt. Wegen gesundheitlicher Probleme  muss sie ein Jahr aussetzen. 1924 wird sie wieder gewählt und bleibt bis 1933 Abgeordnete.  Zu Beginn der Nazi-Diktatur flieht sie über die Tschechoslowakei in die USA. Sie arbeitet als UN Mitglied in den Kommissionen für Menschenrechte und für Die Rechtsstellung der Frau. Trotz Krankheit arbeitet sie bis 1956. Nach einem Schlaganfall stirbt sie 1964 in New York.

Politisches Engagement

Als Jugendliche beginnt Tony Sender ihre politische Arbeit in der Gewerkschaft. Sie nimmt an Demonstrationen für das allgemeine Wahlrecht teil und erfährt den Widerstand der Frankfurter Polizei. In Paris sucht sie als Mitglied der sozialistischen Partei den Kontakt zu den französischen Sozialisten und lernt Jean Jaurès kennen. Sie wird zweite Vorsitzende eines Pariser Parteibezirks und lernt demokratisch verfasste Organisationen kennen. Mit Hilfe ihrer Frauengruppe möchte sie erreichen, dass sich ökonomisch abhängige Frauen aus ihrer politischen und sozialen Diskriminierung befreien. Sie ist davon überzeugt, dass ohne die Mitarbeit der Frauen keine tiefgreifenden sozialen Veränderungen bewirkt werden können.

Als Clara Zetkin 1915 zur ersten Internationalen Frauenkonferenz gegen den Krieg einlädt, reist Tony Sender nach Bern. In Deutschland will sie mit Hilfe der Frauen eine Kriegsopposition gründen, aber Tony findet keinen Rückhalt. Die Opposition musste scheitern, denn die SPD Reichstagsfraktion hatte die Kriegskredite bewilligt. Nur Karl Liebknecht hatte sie abgelehnt.

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitet Tony Sender zunächst in der Redaktion der Frauenzeitschrift Volksrecht. 1920 wird sie in den Reichstag gewählt. Sie gilt als glänzende Rednerin, die sich nicht durch Zwischenrufe beirren lässt.

Auch im amerikanischen Exil setzt sich Tony Sender weiter gegen Faschismus und Krieg ein. 1943 wird sie amerikanische Staatsbürgerin. 1946 ist sie Teilnehmerin an der ersten Vollversammlung der Vereinten Nationen. Sie ist Mitarbeiterin in einer Non-Governmental Organisation und wird im Jahrbuch als consultant der Organisation genannt. 1947 lädt der Sekretär der Gewerkschaft Öffentliche Verwaltungen Tony nach Frankfurt ein. Im Gewerkschaftshaus spricht sie zum Thema: Amerika und die deutsche Arbeiterbewegung. Bis zuletzt engagiert sich Toni Sender in der Kommission zur Rechtsstellung der Frau.

Bibliographie

  • Sender, Toni. Autobiographie einer deutschen Rebellin. In: Gabler-Brinkler, Gisela. (Hrsg.) mit einer Einleitung. Frankfurt M. 1981.
  • Sender, Toni 1888 –1964. Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin. Frankfurt M. 1992.
  • Toni Sender Politikerin; zuletzt in USA;SPD. Internationales Biographisches Archiv 37/1964 vom 31. August 1964. Munzinger-Archiv GmbH 1964.

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