Anita Augspurg

Autorin: Erdmute Dietmann-Beckert

Anita Augspurg
Quelle:

WikiMedia

Licence:

gemeinfrei,
von Sophie Goudstikker (1865-1924), Atelier Elvira [Public domain], via Wikimedia Commons

Heimat:
Deutschland

Geboren:
22.09.1857 in Verden an der Aller

Gestorben:
20.12.1943 in Zürich

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Journalismus, Lebensweise, Pazifismus, Politik
Frauen und Mütter Deutschlands, die ihr diesen Weltkrieg miterlebt habt, müsst ihr nicht bereit sein, zu tun, was in euren Kräften steht, die kommenden Geschlechter vor gleichen Katastrophen zu bewahren?
Schenk, Herrad. Stuttgart 1981.

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Anita Augspurg ist eine Vertreterin der linken radikalen Frauenbewegung und eine Vorkämpferin für die Emanzipation der Frau. Sie ist mit dem, was sie veröffentlichte und wie sie lebte, ihrer Zeit um viele Jahre voraus gewesen. Erst seit 1949 steht im deutschen Grundgesetz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Anita Augspurg hat genau beobachtet und vor den Gefahren gewarnt, die bestehen, wenn aufgerüstet wird. Und sie hat schon früh in Hitlers Diktatur eine Bedrohung für den Frieden in der Welt erkannt. Ich schätze sie als Wegbereiterin für die Emanzipation der Frauen.

Biographie

Anita Augspurg ist das jüngste Kind von fünf Geschwistern. Der Vater ist Anwalt. Er hatte an der Revolution von 1848 teilgenommen und musste deswegen eine Festungshaft verbüßen. Anita hat bereits als Kind einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. In Berlin lässt sie sich als Turnlehrerin ausbilden, nimmt Schauspielunterricht und geht auf Tourneen. Zusammen mit einer Freundin eröffnet sie in München ein Fotoatelier. Sie studiert Jura in der Schweiz und beendet es mit der Promotion. 1896 lernt sie ihre spätere Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann kennen. Im Ersten Weltkrieg setzt sie sich für den Frieden ein und erhält Redeverbot. Außerdem wird ihre Korrespondenz überwacht. Während einer Urlaubsreise erfahren die Frauen, dass in Deutschland Hitler an die Macht gekommen ist. Die beiden Frauen beschließen, ins Exil in die Schweiz zu gehen. Anitas Vermögen wird beschlagnahmt, so sind sie beide auf Unterstützung von Freunden angewiesen. Anita stirbt 1943 sechsundachtzig-jährig in ihrem Exil in Zürich.

Sozial-politische Arbeit

In Berlin lernt Anita Augspurg Minna Cauer kennen, die zum radikalen Flügel der Frauenbewegung gehört. Minna gibt die Zeitschrift Frauenbewegung heraus, in der auch Anita publizieren darf. In einem Artikel kritisiert sie das deutsche Eherecht. Sie ist der Meinung, dass Frauen in der Ehe rechtlos seien und diskriminiert werden. Mit dieser Anschauung stößt sie auf den Widerspruch der konservativen Frauengruppen. Anita Augspurg ist Mitbegründerin im Deutschen Verband für Frauenstimmrecht und plädiert ab 1905 für das Frauenstimmrecht.

Lida Gustava und Anita gründen den Bund für Mutterschutz. Sie wirken in der Friedensbewegung mit und verurteilen den Krieg. Anita Augspurg ist eine talentierte Rednerin. Beide Frauen nehmen 1915 an der Internationalen Frauen-Friedenskonferenz in Den Haag teil. Damit stehen sie im Widerspruch zu den gemäßigten Frauengruppen, aus deren Bund sie ausgeschlossen werden. Anita darf nicht mehr öffentlich auftreten und ihre Korrespondenz wird kontrolliert.

Nach dem Krieg geben Lida Gustava und Anita die feministische Zeitschrift Frau im Staat heraus. Sie setzen sich unter anderem dafür ein, dass Prostitution nicht mehr bestraft wird. Die Bayerische Räterepublik, an deren Aufbau sie sich beteiligen, wird blutig niedergeschlagen.

Die Machtergreifung Hitlers ist für sie der Grund, nicht mehr in Deutschland leben zu wollen. In ihrem Exil in Zürich veröffentlichen sie weiterhin feministische Artikel, um sich ein Einkommen zu verschaffen. Sie sind der Meinung, dass Frauen nur aus Unkenntnis auf ihre Rechte verzichten.

Bibliographie

  • Grundgesetz mit VerfassungsreformG 1994. München 1996.
  • Himmelsbach, Christiane. „Verlaß ist nur auf unsere eigene Kraft!“. Oldenburg 1996.
  • Schenk, Herrad. Anita Augspurg. In: Hans Jürgen Schultz (Hrsg.) Frauenporträts aus zwei Jahrhunderten. Stuttgart 1981.

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