Lida Gustava Heymann

Autorin: Erdmute Dietmann-Beckert

Lida Gustava Heymann
Quelle:

WikiMedia

Licence:

Bundesarchiv, Bild 146-1987-143-05 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons

Heimat:
Deutschland

Geboren:
15.03.1868 in Hamburg

Gestorben:
31.07.1943 in Zürich

Wirkungsbereiche:
Frauenrecht, Journalismus, Politik
Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!
Himmelbach Christiane. "Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!" Oldenburg 1996

Warum halte ich die Frau für bedeutend?

Lida Gustava Heymann gehört wie Anita Augspurg zu den linken Frauenrechtlerinnen. Sie ist in ihren Forderungen zur Gleichberechtigung und zum Frauenwahlrecht radikaler, als die Frauen der gemäßigten Vereine. In bezug auf das Verhalten der Frauen denkt Lida sehr idealistisch. In ihren Erinnerungen schreibt sie: „Ein Europa mit Frauenwahlrecht wäre keinem Weltkrieg zum Opfer gefallen". Mir gefällt, dass sie von der bayerischen Regierung forderte, Hitler auszuweisen. Es ist spannend zu spekulieren, was geschehen wäre, wenn sie damit Erfolg gehabt hätte.

Biographie

Lida Gustava wird mit ihren vier Schwestern im elterlichen Haus in Hamburg erzogen. Der Vater ist ein wohlhabender Kaufmann. Die vornehme Hamburger Töchterschule, in die sie geschickt wird, vermittelt nach Lida Gustavas Aussage ein „kümmerliches Wissen“. Erst in dem internationalen Pensionat in Dresden lernt sie sicherer und selbständiger zu werden. Sie erfährt eine „unendliche Bereicherung“ an Wissen und Bildung. 1896 begegnet sie Anita Augspurg, die ihre Lebenspartnerin wird.

Im Ersten Weltkrieg nimmt sie 1915 am Frauenfriedens-Kongress in Den Haag teil. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers geht sie ins Exil. Von Freunden unterstützt, bleibt sie mit Anita bis zu ihrem Tod im Juli 1943 in Zürich.

Soziale und politische Arbeit

Nach dem Tod des Vaters 1896 verfügt Lida Gustava Heymann über eine Erbschaft, die sie wirtschaftlich unabhängig macht. Sie widmet sich sozialen Aufgaben: Sie richtet eine Suppenküche für arbeitende Mütter ein, sie gründet einen Kinderhort, in dem Jungen und Mädchen gemeinsam betreut werden, und sie setzt sich gegen die in Hamburg florierende Prostitution ein. Zusammen mit Anita Augspurg und Minna Cauer gründet sie 1902 den Verein für Frauenstimmrecht. In Berlin und München studiert sie 1903 als Gasthörerin Politische Wissenschaften. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, dass es Frauen ermöglicht wird, ein freies und wirtschaftlich unabhängiges Leben zu führen. Lida Gustava, Minna Cauer, Hedwig Dohm und Anita Augspurg gründen den Verband fortschrittlicher Frauenvereine. Lida fordert kompromisslos das Wahlrecht für Frauen.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

In Minna Cauers Zeitschrift Die Frauenbewegung veröffentlicht Heymann eine Anklage gegen den Krieg. In ihrer später veröffentlichten Biographie schreibt sie: „Ein Europa mit Frauenwahlrecht wäre keinem Weltkrieg zum Opfer gefallen.“ Nach der Revolution von 1918/19 ist Lida Gustava Heymann Mitglied der provisorischen Regierung in Bayern. Während der Weimarer Republik von 1919 bis 1933 ist sie Mitherausgeberin der Zeitschrift Frau im Staat. Als 1923 eine Versammlung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit massiv gestört wird, fordert Heymann vom bayerischen Innenminister, den „Österreicher Hitler“ auszuweisen. Sie selbst war 1917 wegen staatsfeindlicher Äußerungen aus Bayern ausgewiesen worden.

Im Schweizer Exil

Lida und Anita kehren 1933 nach einer Auslandsreise nicht mehr nach Deutschland zurück. Mittellos lassen sie sich in Zürich nieder. Zunächst unterstützt von Schweizer Frauenrechtlerinnen, gründen sie 1935 die Zeitschrift Pax International, in der sie beklagen, dass das „zivilisierte Europa“ zu Hitlers Diktatur schweige. Im September 1934 hatte Bayern das gesamte Vermögen der Frauen beschlagnahmt und ihr Archiv zerstört. 1941, zwei Jahre vor ihrem Tod, veröffentlicht Lida zusammen mit Anita ihre Biographie unter dem Titel: Erlebtes – Erschautes: deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden; 1850 – 1940 in Zürich.

Bibliographie

  • Berühmte Frauen. Dreihundert Porträts. Pusch, Luise F. und Gretter, Susanne (Hrsg.) Frankfurt M. 1999.
  • Frederiksen, Elke (Hrsg.) Die Frauenfrage in Deutschland 1865-1915. Stuttgart Reclam 1981.
  • Heymann, Lida Gustava und Anita Augspurg. Erlebtes - Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hrsg. von Margrit Twellmann. Meisenheim am Glan. 1972.
  • Himmelsbach, Christiane." Verlaß ist nur auf unsere eigne Kraft!" Oldenburg, 1996.

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