Ein Palast für die Kunst
Bode-Museum
wiedereröffnet
von Clemens Thelen
Kaiser Friedrich Museum 1916, Foto: privat
Wiedereröffnung
Die Hohenzollern und ihre
wilhelminische Kaiser-Herrschaft brachten den Deutschen wenig Glück und
alles Preußische in Verruf - außer in der Kunst. Nie wurde in
Deutschland so systematisch Kunst gesammelt und zum Gemeinwohl
eingesetzt wie um 1900. Ein Zeugnis davon gibt das sensationell schöne
Bode-Museum in Berlin.
Die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst wurden im
Jahr 2000 zu einem Museum vereint. Mit der Wiedereröffnung des
Bode-Museums ist die Sammlung für die Öffentlichkeit seit 19. Oktober
2006 erstmals in vollem Glanz auf der Berliner Museumsinsel zugänglich.
Das Interesse am restaurierten
Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel ist groß. Schon an den ersten
Tagen nach der Wiedereröffnung bildeten sich lange Besucherschlangen.
Die Leute warteten im Durchschnitt zwei Stunden auf den Einlass.
Museumsinsel
Das Bode-Museum war nach fast
sechsjähriger Sanierung offiziell eingeweiht worden. Nach der Alten
Nationalgalerie präsentiert sich das Gebäude nun als zweiter der fünf
Kunsttempel auf der Museumsinsel in grundsaniertem Zustand. In dem
imposanten wilhelminischen Barock-Bau werden die Skulpturensammlung und
das Museum für Byzantinische Kunst, das Münzkabinett und Werke der
Gemäldegalerie präsentiert. Die Museumsinsel umfasst auf 60 000
Quadratmetern Fläche das Alte Museum, das Neue Museum, die Alte
Nationalgalerie, das Bode-Museum und das Pergamonmuseum.
Kaiser Wilhelm II.
Den Auftrag, das Bodemuseum
zu entwerfen, das bis 1956 Kaiser-Friedrich-Museum hieß, erhielt
Oberbaurat Ernst von Ihne, seines Zeichens ein berühmter Vertreter des
Barock, von Kaiser Wilhelm II. 1904 eröffnete das Museum, welches seinen
damaligen Namen seinem Direktor, Wilhelm von Bode verdankte.
Unterstrichen wird die prächtige Wirkung des Gebäudes durch den
Eindruck, es würde sich aus dem Wasser emporheben. Dies wiederum
erreichte der Architekt, indem er das gesamte Museum direkt am Spreeufer
in mehreren Flügeln um einige Höfe herum anordnete.
Die Art Wilhelm von Bodes, die Kunstwerke in einem bestimmten
Gesamtkonzept zu zeigen, wurde weltweit in der Kunstszene übernommen.
Nachdem das Gebäude im Krieg schwere Schäden, besonders an der Kuppel
hinnehmen musste, erfolgte in den 1950er Jahren der Wiederaufbau. Ab den
1990ern begann man mit einer Instandsetzung von Grund auf.
Zeitreise
Wo immer man die
abenteuerliche Reise durch die unterschiedlich großen und
unterschiedlich mit Original-Bauelementen aller Kunstepochen
ausgestatteten Säle und Kabinette - es sind 66 - antritt, man verläuft
sich alsbald im Labyrinth der edel zugeschnittenen Saalfluchten. Alle
scheinen sie ins Nirgendwo zu führen.
6000 qm
Das Bode-Museum, wie es nun
für 162 Millionen Euro in Stand gesetzt worden ist, verfügt über 6000
Quadratmeter Schaufläche (zum Vergleich: Der Louvre hat für seine
Skulpturensammlung nicht halb so viel Platz). Manche Säle, wie die
Gobelin-Säle, haben ihre Funktion eingebüßt, weil es die Gobelins
einfach nicht mehr gibt (die Kriegsverluste sind mit mehr als 1600
Inventarnummern immens); dafür hängen dort jetzt ein paar
niederländische und italienische Gemälde.
Bilder
Bei der Hängung der Bilder
ist noch nicht das letzte Wort gesprochen: Der Gemäldegaleriedirektor
Bernd W. Lindemann überlegt bereits, vielleicht doch Gemälde aus seiner
Galerie zu den Skulpturen abwandern zu lassen. Zu W. Bodes Gründerzeiten
hingen alle Gemälde hier. Einen Erweiterungsbau für die wünschenswerte
Gemälderückkehr auf die Museumsinsel sieht die Planung zwar vor, doch
niemand rechnet mit seiner Verwirklichung vor der nächsten
Jahrhundertwende. Doch gleitet der Blick weg von den Bildern immer
wieder fasziniert auf das Gebäude und seine Räume. Sie bilden ein
Kunstwerk für sich.
Haustechnik
Bewundernswert, wie die
aufwändige Haustechnik von der Beleuchtung bis zur Klimaanlage
unsichtbar hinter den Wänden versteckt worden ist. Was man davon zu
sehen bekommt, sind lediglich metallene Plaketten bei den Leuchtern und
Luftschlitzen.
Baden-Württemberg
das traditionell nicht viel übrig hat für die Hauptstadt Berlin, ist im
Bode-Museum mit einem noblen Privatbeitrag vertreten: Schwäbisch Halls
großer Kunstwohltäter Reinhold Würth hat für drei Jahre 28 wunderbare
Werke, meist Elfenbein-Schnitzkunst aus dem 17. und 18. Jahrhundert, aus
seiner "Kunstkammer" dem Museum überlassen.
Wilhelm von Bode
Wilhelm von
Bode, Foto:
wikipedia
Der Kunsthistoriker Wilhelm
von Bode (1845-1929), geadelt 1914, gilt als der Mitbegründer des
modernen Museumswesens. Er gründete 1904 das Kaiser-Friedrich-Museum
(seit 1957 Bode-Museum), war dort Generaldirektor der staatlichen
Kunstsammlungen und schuf grundlegende Arbeiten zur Geschichte der
deutschen, niederländischen und italienischen Malerei und Plastik.
Aufgrund seines entscheidenden Einflusses auf die Entwicklung der
Berliner Kunstsammlungen wurde er auch "Bismarck der Berliner Museen"
genannt. Der Kunstpalast ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet,
donnerstags von 10 bis 22 Uhr.
Link
http://www.smb.spk-berlin.de/smb/sammlungen/details.php?objID=14&lang=de
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