Adventskalender
Vergessene Bräuche
von Clemens Thelen
Weihnachtsmarkt auf dem
Arkonaplatz, um 1912
Dieses Bild befindet sich im
Besitz der Stiftung Stadtmuseum Berlin und war vom 19. November 1997 bis
11. Januar 1998 in der Ausstellung „Heinrich Zille - Zeichner der
Großstadt“ im Ephraim-Palais zu sehen.
Adventskalender
Der Adventskalender des Zentrums für Berlin-Studien (ZBS) entführt
Sie in das weihnachtliche Berlin des 19. Jahrhunderts und stellt Ihnen
in Vergessenheit geratene Bräuche und Rezepte vor. Durch die
Schilderungen Adolf Glaßbrenners, E.T.A. Hoffmanns und anderer
Schriftsteller dieser Epoche erhalten Sie einen lebendigen Eindruck von
Licht- und Schattenseiten historischer Weihnachtsfeste.
Man findet zum Beispiel
Erinnerungswürdiges von Adolf Glaßbrenners „Der Weihnachtsmarkt“
(Türchen 1)
über Georg Hermanns „Weihnachtseinkäufe“ (Türchen 8),
den Berliner "Walddeibel" (Türchen 9),
Berliner Mohnpielen u. Honignaute (Türchen 11),
Gottfried Kellers „Weihnachtsmarkt“ (Welch lustiger Wald um das hohe
Schloß….- Türchen 16),
eine Bastelanleitung für ein „Dreierschäfchen“ (Türchen 18) ,
das Rezept für „Eene jut jebratne Jans“ (Türchen 23) und
„Weihnachtslinks in alle Welt“ (Türchen 24).
Pfefferkuchen
Bereits im 17. Jahrhundert waren Pfefferkuchen in Berlin bekannt.
Allerdings wurde zwischen Braunem oder Thorner Pfefferkuchen und
Nürnberger Pfefferkuchen deutlich unterschieden. In beiden Pfefferkuchen
wurde Pottasche oder Hirschhornsalz verwendet. Damit die Backwaren
genießbar waren, musste der Teig teilweise wochenlang stehen gelassen
werden. Im normalen Hausgebrauch wird heute zum Backen Backpulver
verwendet.
Weihnachtsmarkt
In vielen deutschen Städten wurden um 1800 Weihnachtsmärkte
abgehalten, die, mochten sie nun Nikolaus-, Christkindel- oder
Striezelmarkt heißen, im Wesentlichen ein ähnliches Bild abgaben. Doch
hatte auch jeder Markt seine Besonderheiten. Auf dem Berliner
Weihnachtsmarkt waren es die Pyramidenverkäufer und Waldteufeljungen,
die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in keiner Beschreibung und auf
keiner bildlichen Darstellung fehlen und das ganze 19. Jahrhundert
hindurch sozusagen als "Markenzeichen" des Berliner Weihnachtsmarktes
galten.
Berliner Weihnachtspyramide (Türchen 3 u. 4)
Perjamide
Die märkische Pyramide, "Perjamide", „Pergemiden“ oder "Perchtemite",
wie die Berliner sagten, war im Unterschied zur kunstvolleren
sächsischen ein einfaches mit Grün umwundenes Draht- und Holzgestell,
das sich pyramidenförmig nach oben verjüngte und rundum mit Flitter
versehen werden konnte. Sie diente in der häuslichen Weihnachtsfeier als
Lichtträger, denn obwohl Weihnachtsbäume schon bekannt waren, hatten die
Pyramiden den Vorteil, dass man sie über mehrere Jahre benutzen und vor
allem die Lichter in unkomplizierter Weise auf ihnen befestigen konnte.
(aus: Berliner Weihnachtsmarkt: Bilder und Geschichten aus 5
Jahrhunderten / Christa Lorenz. –
Berlin: Berlin-Information, 1987. - S. 55)
Perjamiden
Der Eckensteher Nante ist eine der populärsten Kunstfiguren Berlins.
Mehrere Verfasser meldeten ihre Urheberschaft an. "Nante Strumpf" wurde
von Ludwig Lenz um 1830 erdacht, der ihn in zahlreichen Groschenheften
publik machte. Die Verse auf den Berliner Bilderbogen stammen von Adolf
Glaßbrenner, der den Eckensteher Nante 1832 im ersten Heft seiner Reihe
"Berlin, wie es ist und trinkt" zur populären Figur erhob.
"Am Weihnachtsfeste hab´ ick Ruh´,
von wegen meiner Ollen;
Sie wascht und plät´t und spült dazu,
Und ick helf´ manchmal rollen.
Und kommt der Christmarkt erscht heran,
Giebt allgemenen Frieden;
Sie macht Rosinenmänner dann,
Un ick bau´ Pergemiden."
(Türchen 3 und 4, a.a.O.)
1826
Anzeige aus Berlinische Nachrichten ;Von Staats- und
gelehrten Sachen“ –Sonnabend, den 23. Dezember 1826.
Mitte November 1826 spiegelt sich in den "Berlinischen Nachrichten"
im Inseratenteil (Untertitel: "Von Staats- und gelehrten Sachen") der
Kampf um Weihnachtskunden wider. Neben den Anzeigen für militärisches
und technisches Spielzeug für Jungen, "Elastische Pariser Filzhüte" und
Galanteriewaren wirbt auch der Pfefferküchler-Meister C.F. Strenge in
der Leipziger Straße 27 für seine Backwaren und bot "alle Sorten
Pfefferkuchen, bestehend in Zucker, Honig und Gewürzkuchen, desgleichen
feine Französische, Baseler, Braunschweiger sowie auch Wiegewaaren zu
den billigsten Preisen, Bonbon à Pfund 15 Sgr. (Silbergroschen),
Zuckernüsse 10 Sgr. […] Außer der Wiegewaare gebe ich auf die
Pfefferkuchen auf 1 Thlr. 7 ½ Sgr. Rabatt, und verspreche die reellste
Bedienung. "
(Türchen 15, a.a.O.)
ZBS
Das Zentrum für Berlin-Studien sammelt in möglichst großer
Vollständigkeit Literatur zum Thema “Berlin“. Der Bestand umfasst
gegenwärtig mehr als 380.000 Einheiten und wird laufend ergänzt. Die
Berliner Zeitungen sind in großer Vollständigkeit als Mikrofilm
verfügbar. Daneben gibt es einige Sonderbestände:
- historische und aktuelle Karten und Pläne
- Postkartensammlung mit mehr als 12.000 Ansichten
- Zeitungsausschnittsammlung zu den Themen Geschichte, Kultur, Theater,
Handel,
Industrie, Architektur und Persönlichkeiten
- Sammlung 1848: Flugblätter, Proklamationen, Zeitungen, Stiche und
Karikaturen zur Revolution im März 1848 in Berlin
Links
http://www.zlb.de/projekte/advent/advent_index.html
Die Bilder sind mit freundlicher Genehmigung der vorgestellten
Website entnommen.
Drucken