Vergessen gilt nicht
Eine Einführung
in die Nutzung von Archiven
von Ellen Salverius-Krökel
Wer könnte solch einen Ausspruch
von sich geben? Von wem könnte man dies erwarten? Wer ein bisschen
Phantasie hat, wird auf so manches kommen, Archivare würden ihn sich
sicherlich selber zuschreiben. Archive, übrigens jeder Art und für alle
nur möglichen Medien, sind gemacht, damit nicht vergessen wird. Was dann
als nächstes mit all den Urkunden, Bildern, Büchern, Zeichnungen und was
sonst noch alles in Archiven gesammelt wird gemacht werden kann, ist
zweitrangig. Aber wie kann man Archive nutzen, sind sie nur für die
Fachleute, kann man lernen mit ihnen umzugehen, seinen eigenen
Erinnerungswünschen zur Erfüllung verhelfen? Ja, das geht, schließlich
müssen Studierende diese Kunst ja auch erlernen. Und im Zeitalter des
E-Learnings wird dieses Wissen durchaus auch zugänglich für
universitätsferne Menschen.
Lernprogramm
“Ad fontes“ ist ein Lernprogramm im Internet, das diesen Wünschen
auch der interessierten Laien entgegenkommt und erlaubt, sich das
notwendige Wissen über die Nutzung von Archiven anzueignen. Es ist ein
sehr kompaktes Programm, es ermöglicht durch individuelle Übungen den
theoretischen Hintergrund verständlich zu machen. Dabei können auch
NutzerInnen mit unterschiedlichem Vorwissen ganz nach eigenen
Bedürfnissen sich im Programm bewegen, für alle EinsteigerInnen
ermöglicht es einen optimalen Anfang.
Nach bereits mehreren Auszeichnungen erhielt das Programm im Jahr 2005
auch das Comenius-Siegel, die wohl wichtigste deutsche Auszeichnung für
didaktische Multimediaprodukte.
Aufbau
Die Navigation von „Ad fontes“ ist klar und einfach. Das
Lernprogramm ist in vier Teile gegliedert – Archiv, Training, Tutorium,
Ressourcen. Das Archiv enthält praxisnahe Aufgaben zur Erreichung der
Lernziele und der Kontrolle des Gelernten. Im Training werden die
Kompetenzen wie Lesen und Datieren vermittelt und geübt, während im
Tutorium eine knappe Darstellung des Grundwissens geboten wird. Damit
haben die Lernenden die Möglichkeit, die Aufgaben im Archiv zu lösen.
Wie in allen guten Programmen gibt es in den Ressourcen auch weiteres
Material. Hat man sich erst einmal hineingefunden, und das geht sehr
einfach und schnell, dann kann auch das Lerntempo individuell abgestimmt
werden.
Was dahinter steckt
Das Lernprogramm greift aber auch grundsätzlichere Fragen auf, etwa was
ein Archiv denn heute darstellt. Aber es gibt natürlich auch wunderbares
Material, Originalquellen des Stiftsarchiv Einsiedeln, denn es ist ja
schließlich ein Lernprogramm, hervorgegangen aus einem Projekt, der
Universität Zürich. Dieses Material wird als pdf-Dateien zur Verfügung
gestellt.
Zu fragen bliebe nach den Nachteilen dieser Lernmöglichkeit. Vielleicht
der, dass dieses Programm nicht als CD-Rom oder Download zu haben ist.
Mancher Interessierte wird auch die Anmeldung, wenn auch kostenlos, als
nicht sonderlich reizvoll empfinden. Es lässt sich jedoch dagegenhalten,
dass mit dieser Anmeldung einige technische Vorteile verbunden sind. So
wird für alle – ernsthaften – Teilnehmenden nach jedem Besuch der Seiten
der Arbeitsverlauf gespeichert, so dass nach diesen normalen
Unterbrechungen die Arbeit an derselben Stelle fortgesetzt werden kann.
Kritteln ließe sich auch an der Verlinkung der verschiedenen Bereiche:
nach einer „Hilfsexkursion“ abseits des eigentlichen Lernweges, lässt
sich nicht immer so einfach an den Ausgangspunkt zurück kehren. Ein
Ausweg – die Übersichtsseite gibt Orientierung.
Fazit
Natürlich werden Fachleute darüber hinaus noch weitere Kritikpunkte
finden. Gemessen allerdings an seiner Entstehensgeschichte, das Programm
diente zunächst als punktuelle Unterstützung der theoretischen Arbeit in
der Hochschullehre bzw. ihrer Erweiterung. Es wird ebenso in der
Weiterbildung von Geschichtslehrerinnen und –lehrern in Kombination mit
Workshops angeboten. Es bietet einen Einstieg und erfüllt durchaus das
selbst gesetzte Ziel, auf den selbstständigen Umgang mit Archiven
vorzubereiten, insbesondere Lesen, Einordnen und Datieren von
Handschriften, sowie Grundlagen der Quellenauswertung.
Neuerungen und Überarbeitungen werden auf der Startseite des Programms
angekündigt, auch dies ein Vorteil gegenüber einer CD-Rom. Darüber
hinaus fehlt auch nicht eine gut sortierte, ständig aktualisierte
Bibliographie.
Links
Das Lernprogramm ist zu finden unter
www.adfontes.unizh.ch
Wer sich für Ähnliches interessiert, schaue hier
http://www.lehre.historicum-archiv.net/architutorial/index.htm
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