Ausgabe Nr. 36                         Online-Journal zur allgemeinen Weiterbildung älterer Erwachsener
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Vergessen gilt nicht
Eine Einführung in die Nutzung von Archiven

                                                                    von Ellen Salverius-Krökel

Wer könnte solch einen Ausspruch von sich geben? Von wem könnte man dies erwarten? Wer ein bisschen Phantasie hat, wird auf so manches kommen, Archivare würden ihn sich sicherlich selber zuschreiben. Archive, übrigens jeder Art und für alle nur möglichen Medien, sind gemacht, damit nicht vergessen wird. Was dann als nächstes mit all den Urkunden, Bildern, Büchern, Zeichnungen und was sonst noch alles in Archiven gesammelt wird gemacht werden kann, ist zweitrangig. Aber wie kann man Archive nutzen, sind sie nur für die Fachleute, kann man lernen mit ihnen umzugehen, seinen eigenen Erinnerungswünschen zur Erfüllung verhelfen? Ja, das geht, schließlich müssen Studierende diese Kunst ja auch erlernen. Und im Zeitalter des E-Learnings wird dieses Wissen durchaus auch zugänglich für universitätsferne Menschen.

Lernprogramm
“Ad fontes“ ist ein Lernprogramm im Internet, das diesen Wünschen auch der interessierten Laien entgegenkommt und erlaubt, sich das notwendige Wissen über die Nutzung von Archiven anzueignen. Es ist ein sehr kompaktes Programm, es ermöglicht  durch individuelle Übungen den theoretischen Hintergrund verständlich zu machen. Dabei können auch NutzerInnen mit unterschiedlichem Vorwissen ganz nach eigenen Bedürfnissen sich im Programm bewegen, für alle EinsteigerInnen ermöglicht es einen optimalen Anfang.
Nach bereits mehreren Auszeichnungen erhielt das Programm im Jahr 2005 auch das Comenius-Siegel, die wohl wichtigste deutsche Auszeichnung für didaktische Multimediaprodukte.


Aufbau

Die Navigation von „Ad fontes“ ist klar und einfach. Das Lernprogramm ist in vier Teile gegliedert – Archiv, Training, Tutorium, Ressourcen. Das Archiv enthält praxisnahe Aufgaben zur Erreichung der Lernziele und der Kontrolle des Gelernten. Im Training werden die Kompetenzen wie Lesen und Datieren vermittelt und geübt, während im Tutorium eine knappe Darstellung des Grundwissens geboten wird. Damit haben die Lernenden die Möglichkeit, die Aufgaben im Archiv zu lösen. Wie in allen guten Programmen gibt es in den Ressourcen auch weiteres Material. Hat man sich erst einmal hineingefunden, und das geht sehr einfach und schnell, dann kann auch das Lerntempo individuell abgestimmt werden.


Was dahinter steckt
Das Lernprogramm greift aber auch grundsätzlichere Fragen auf, etwa was ein Archiv denn heute darstellt. Aber es gibt natürlich auch wunderbares Material, Originalquellen des Stiftsarchiv Einsiedeln, denn es ist ja schließlich ein Lernprogramm, hervorgegangen aus einem Projekt, der Universität Zürich. Dieses Material wird als pdf-Dateien zur Verfügung gestellt.
Zu fragen bliebe nach den Nachteilen dieser Lernmöglichkeit. Vielleicht der, dass dieses Programm nicht als CD-Rom oder Download zu haben ist. Mancher Interessierte wird auch die Anmeldung, wenn auch kostenlos, als nicht sonderlich reizvoll empfinden. Es lässt sich jedoch dagegenhalten, dass mit dieser Anmeldung einige technische Vorteile verbunden sind. So wird für alle – ernsthaften – Teilnehmenden nach jedem Besuch der Seiten der Arbeitsverlauf gespeichert, so dass nach diesen normalen Unterbrechungen die Arbeit an derselben Stelle fortgesetzt werden kann. Kritteln ließe sich auch an der Verlinkung der verschiedenen Bereiche: nach einer „Hilfsexkursion“ abseits des eigentlichen Lernweges, lässt sich nicht immer so einfach an den Ausgangspunkt zurück kehren. Ein Ausweg – die Übersichtsseite gibt Orientierung.


Fazit
Natürlich werden Fachleute darüber hinaus noch weitere Kritikpunkte finden. Gemessen allerdings an seiner Entstehensgeschichte, das Programm diente zunächst als punktuelle Unterstützung der theoretischen Arbeit in der Hochschullehre bzw. ihrer Erweiterung. Es wird ebenso in der Weiterbildung von Geschichtslehrerinnen und –lehrern  in Kombination mit Workshops angeboten. Es bietet einen Einstieg und erfüllt durchaus das selbst gesetzte Ziel, auf den selbstständigen Umgang mit Archiven vorzubereiten, insbesondere Lesen, Einordnen und Datieren von Handschriften, sowie Grundlagen der Quellenauswertung.
Neuerungen und Überarbeitungen werden auf der Startseite des Programms angekündigt, auch dies ein Vorteil gegenüber einer CD-Rom. Darüber hinaus fehlt auch nicht eine gut sortierte, ständig aktualisierte Bibliographie.


Links
Das Lernprogramm ist zu finden unter
www.adfontes.unizh.ch
Wer sich für Ähnliches interessiert, schaue hier
http://www.lehre.historicum-archiv.net/architutorial/index.htm

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