Technik des Deichbaus
von Jos van Engelen
Kinderspiele
Haben wir uns bereits als Kinder nicht am Meeresstrand oder Seeufer
bemüht, Deiche zu bauen, um entweder das Wasser fern vom selbst
gegrabenem Loch oder umgekehrt das Wasser im Graben zu halten? Das war
natürlich ein Kinderspiel, aber doch schon ernsthaft zu nehmen, weil die
Drohung, die damals zwar noch so klein war, sich doch in späteren Jahren
als eine unerwünschte Tatsache darstellte.
Überflutungen
Es gab natürlich auch in früheren Jahren Überschwemmungen. Bekannt sind
in den Niederlanden die ersten Fluten von 838 und 1014, die Sankt
Elisabethsflut von 1404 und 1421, die Allerheiligenflut von 1570, die
Weihnachtsflut 1717, die Zuiderzeeflut von 1916. Besonders stark
betroffen wurde der Südwestliche Teil der Niederlande im Jahr 1953, als
eine Springflut und ein Nordweststurm das Wasser in Rekordhöhen steigen
ließ.
In England, Belgien, Deutschland und den Niederlanden gab es riesige
Überschwemmungen und viele Menschen sind ertrunken. Die Sachschäden
waren nur grob einzuschätzen.
Schutzmaßnahmen
Gab es damals noch keine Deiche? Sicher gab es die, aber die waren alle
zu niedrig und zu schwach. In den Niederlanden wurde das besonders im
Deltagebiet schon in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts
festgestellt und Pläne gemacht, um die Meereseingänge zu schließen.
Technik –
Meer und See
Die Technik des Deichbaus wurde eigentlich mit einfachen Mitteln
durchgeführt.
Als Grundlage wurde damals meistens Reisholz (Holz von der Weide)
verwendet. Darauf werden große Steine geschüttet und mit Sand
ausgefüllt. Anschließend wird darüber Kleie angebracht – heute auch
öfters Geschiebelehm - wobei die Wasserseite des Deiches mit
Basaltblöcken gefestigt wird. So wird erreicht, dass die Wellen und die
Strömung keinen Einfluss auf dem Deichkörper haben. Auf der Landseite
des Deiches wurde Gras angesät.
Technik –
Flüsse
Auch die Flüsse brauchten Deiche. Hier gibt es einen (niedrigen) Sommer-
und einen (höheren) Winterdeich auf beiden Seiten des Flusses. Bei
Hochwasser wird das Gebiet zwischen den beiden Deichen überschwemmt,
aber vom Winterdeich aufgehalten. In Prinzip wurden auch hier die
gleichen Materialien wie für die Meeresdeiche verwendet. Die Kleie wurde
aber manchmal durch Torf ersetzt. Das gab dann ab und zu ein Problem.
Besonders bei starkem Regen nach einer sehr trockenen Zeiten (der Torf
war ausgetrocknet), verschob sich der Deich durch den Wasserdruck und
gab es manchmal große Risse im Deichkörper. Dadurch entstanden wieder
Überschwemmungen.
Im Entwurfstadium des Deiches wurde früher schon sehr sorgfältig
kalkuliert und es wurden Proben an Hand von Modellen durchgeführt. Heute
wird selbstverständlich sehr viel elektronisch berechnet und simuliert.
Funktion
eines Deiches
Ein Deich kann noch eine andere Rolle erfüllen und zwar die Trennung von
zwei Wassergebieten. Das damals größte Meer in den Niederlanden war die
„Zuiderzee“. Bereits 1891 wurde von Ir. C. Lely einen Entwurfplan
gemacht, um dieses Meer von der Nordsee zu trennen. Dafür wurde zwischen
den Provinzen Noord-Holland und Friesland einen Deich gebaut
(Fertigstellung 1933) mit dem Nahmen: „Afsluitdijk“. Das Meer wurde zum
See. Bis 1968 wurde dieser See trockengelegt. Es wurden so etwa 165.000
ha neues Land gewonnen.
Interesse
aus dem Ausland
Dass auch im Ausland ein großes Interesse an den Entwicklungen in der
Niederländischen Wasserbeherrschung besteht, zeigt ein Artikel vom 28.
März 2007 in der Südwest-Presse (Baden-Württemberg). Darin wird
berichtet:
Bis 1942 werden zwei Polder im Nordwesten und Nordosten trockengelegt,
die vor allem als landwirtschaftliche Flächen dienen. Ostflevoland im
südlichen IJsselmeer wird 1957 trocken; zum ersten Mal entsteht auf dem
neuen Land ein größerer Ort, Lelystad. 1968 ist auch Südflevoland
entwässert, acht Jahre später ziehen die ersten Menschen nach Almere.
„Das niederländische Almere wächst seit 30 Jahren aus dem Meeresboden
des IJsselmeeres. Auf einem Polder in der Nähe von Amsterdam ist in 30
Jahren eine neue Stadt mit 180 000 Einwohnern entstanden. Zwei Meter
unter dem Meeresspiegel gibt es in der mittlerweile achtgrößten Stadt
des Landes alles, vom neuen Stadttheater bis zum Profifußballverein.“
Links
www.deltawerken.com/Deutsch/556.html?setlanguage=de
- Bericht über die Deltawerke in Zeeland und Zuid-Holland, angefangen
nach der Flut von 1953.
www.landschaftsverband-stade.de/norbertfischer.html
- Zur Geschichte der Deiche in Kehdingen
www.insel-museum.de/deich_und_wasserbau.php
- Deich und Wasserbau
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