Wo Schiffe über Berge fahren
von Hildegard Neufeld
Neue Verkehrswege
Im Nordosten Polens, dem
früheren Ostpreußen, erleben Touristen eine besondere Attraktion. Hier
fahren Schiffe über Seenplatten und einen verbindenden Kanal und auch
„über die Berge“.
Das technische Wunderwerk wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts
als wichtiger und dringend benötigter Transportweg für Güter und Waren
erbaut. Mit der beginnenden Industrialisierung hatten sich die
bestehenden Verkehrswege in diesem Gebiet als unzulänglich erwiesen. Ein
Wassertransportweg, der die einzelnen Seen der masurischen Seenplatte
durch einen Kanal verband, bot sich als Lösung an.
Der Oberland-Kanal
Es war ein Königsberger, der Baurat Georg Steenke, der sich mit der
Planung und Konstruktion des ca. 80 km langen Kanalweges befasste und
sie auch umsetzte. Das größte Problem stellte die erforderliche
Überwindung eines Höhenunterschiedes von rund 100 Metern gegenüber dem
Meeresniveau dar, denn der Weg von den Seen zum Meer wurde durch
zahlreiche Hügelketten durchkreuzt.
Schiefe Ebenen“
Anstelle von aufwendigen und kostspieligen Schleusenkammern wurden
geneigte Ebenen gebaut, über die jeweils zwei in Gegenrichtung fahrende
Schiffe - auf Rollwagen gesetzt - auf Landschienen bergab bzw. bergauf
gezogen wurden. Hierzu bediente man sich ausschließlich der Wasserkraft.
Touristenziele
Zwischen den Städten Elblag (früher Elbing) und Ostroda (früher
Osterode) im heutigen Nordosten Polens verbindet noch immer der Mitte
des 19. Jahrhunderts erbaute, einst als „Oberländer Kanal“ bekannte
Schiffsweg, das Tiefland um die Danziger Bucht mit den Ausläufern der
Masurischen Seenplatte. Für den Güterverkehr stehen inzwischen
schnellere Verkehrswege zur Verfügung. Besucher und Touristen aber
können den über 80 km langen Weg von Elblag nach Ostroda, vorbei an
Wiesen, Feldern und Wäldern, über Seen und durch den schmalen Kanal in
10 – 11 Stunden Fahrzeit erleben und genießen.
Links:
www.provinz-ostpreussen.de/ostpreussen/os_oberlandkanal.html
www.orf.at/040422-73420/73421txt_story.html
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