Wenn Wasser nicht
alltäglich
ist
von Chris Grawert-Wagner
Knapp und dreckig
Quelle: Wikipedia
Es ist eine einfache Formel: Ohne Wasser kein Leben. Doch
Bevölkerungsexplosion und Klimawandel setzen den Vorräten des kostbaren
Nass immer mehr zu. Zu Trinkwasser, das in unseren Breiten
Lebensmittelqualität hat, haben etwa 70 Prozent aller Menschen keinen
Zugang. Betroffen davon sind beispielsweise die Bewohner im Nahen Osten,
Afrikas und in Teilen Asiens. Besonders bedrohlich ist die Situation im
Gaza-Streifen, einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt.
Hier lebten 2005 fast 1,2 Millionen Menschen auf 365 Quadratmetern.
Schätzungen zufolge wird sich die Zahl bis zum Jahr 2010 auf rund 2,6
Millionen verdoppelt haben. Das Grundwasser dort sinkt, nachfließendes
aus Israel ist mit Salzen, Nitraten und Bor verdreckt. In einem von der
EU geförderten Projekt „Boremed“ arbeiten Geochemiker aus sieben
Ländern, darunter auch Israel und Palästina, zusammen.
Brunnen als Lösung
Frisches Wasser Quelle:pixelio.de
Um dem Salzwasserstrom aus Israel anzuzapfen, sollen mehrere große
Brunnen an der östlichen Grenze des Gaza-Streifens gebohrt werden.
Dadurch, so die Experten, könnte das Eindringen des Salzwassers deutlich
verlangsamt werden. Außerdem könnte dieses Wasser durch
Entsalzungsanlagen gereinigt werden, hoffen Wissenschaftler.
Eine andere Lösung des Wasserproblems wurde 2003 eingeleitet. Mit
finanzieller Hilfe der österreichischen Entwicklungsagentur (ADA) soll
zusammen mit der palästinensischen Wasserbehörde (PWA) ein
mehrgliedriges Trinkwassersystem im Zentrum des Gaza-Streifen (Dheir al
Balah) entstehen. Etwa 80.000 Menschen in den Städten und in den
ständigen Flüchtlingslagern sollen dadurch Zugang zu sauberem
Trinkwasser erhalten.
Ingenieurskunst gefragt
Fünf Jahre haben die Fachleute gebraucht, um das ehrgeizige Projekt in
Zusammenarbeit mit der PWA vorzubereiten. Zum integrierten System
gehören Anlagen zur Gewinnung von uferfiltriertem Wasser, eine
Entsalzungsanlage, die nach dem Osmose-Prinzip betrieben wird,
Trinkwasserversorgung durch Tanker, ein ausgeklügeltes Verteilungssystem
und Wasser-Shops. Außerdem sollen die Einwohner eigene Container für
Wasser erhalten, damit die Flut der Plastikwasserflaschen eingedämmt
wird. Vor kurzem hatte Spiegel online aktuell gemeldet, dass wachsende
Plastikmüllberge zunehmend die Umwelt belasten. Eingebunden mit ihrem
technischen Know-how in das Vier-Millionen-Euro-Projekt ist die
österreichische Firma Hydrophil. Interessant ist, dass die Gruppe aus
dem Umfeld der Universität für Bodenkultur in Wien gegründet hat.
Mehr Meerwasser
Wasser gibt es auf der Erde genug. Doch nur drei Prozent der Menge sind
Süßwasservorräte, 97 Prozent sind Meerwasser. Zu einem großen Teil ist
das Süßwasser jedoch als Eis in den Polkappen und Hochgebirgsgletschern
gebunden. Das kostbare Grundwasser macht nur 0,6 Prozent der
Gesamtwasservorräte aus, das Oberflächenwasser der Flüsse und Seen
lediglich 0,06 Prozent. Angesichts der verschiedenen Klimamodelle muss
mit wachsenden Dürreperioden gerechnet werden. Was liegt da näher, als
das Meerwasser zu nutzen und mittels Entsalzungsanlagen in trinkbares
Wasser zu verwandeln? Schon lange betreibt man diese Technik auf
Schiffen, U-Booten und Inseln, wo die Kosten keine große Rolle spielt,
meldet Wikipedia. Allerdings soll das Meerwasser nicht zu sehr mit Öl
kontaminiert sein. Dann klappt der Prozess nicht.
Osmose oder Dampf
Eine der etablierten Techniken ist die Umkehrosmose. Bei der Osmose
werden zwei Flüssigkeiten mit unterschiedlichem Salzgehalt durch eine
halbdurchlässige Membran getrennt. Das Wasser ist immer bestrebt, die
unterschiedlichen Konzentrationen auszugleichen. Es strömt von der Seite
mit niedrigerem Salzgehalt durch die Membran in den Bereich mit höherer
Salzkonzentration. Dabei wirkt die Membran wie ein Filter. Salze,
Bakterien, Viren, Kalk und Gifte wie Schwermetalle lassen sich
zurückhalten.
Eine andere Technik ist die Entspannungsverdampfung. In mehreren Stufen
wird das auf 115 Grad Celsius erwärmte Meerwasser unter Vakuum
verdampft. Das Kondensat schlägt sich an gekühlten Rohrleitungen nieder
und wird als salzfreies Wasser abgezogen.
Rettende Technik
Die Firma Siemens hatte in den vergangenen Jahren mehrere Großaufträge
zur Errichtung von Gas- und Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerken verbuchen
können. Wie die Firma mitteilte, errichtete sie gemeinsam mit einem
koreanischen Konzern 80 Kilometer östlich von Abu Dhabi ein
GuD-Kraftwerk mit Meerwasserentsalzungsanlage. Weitere Großanlagen zur
Gewinnung von genießbarem Wasser von Siemens stehen in Jebel Ali im
Emirat Dubai: Jebel Ali G mit fünf Gasturbinen und das derzeit im Bau
befindliche Jebel Ali K mit drei Gas- und zwei Dampfturbinen. Mit einer
Leistung von zusammen 850 Megawatt Leistung kann man dort bis zu 500.000
Kubikmeter Trinkwasser aus dem Meer gewinnen. Die Technik ist für die
Menschen im Nahen Osten der Retter. Denn diese Region ist eine der
wasserärmsten.
Lebenselixier
Kühles Nass Quelle:pixelio.de
Jubel kommt auf, wenn Himmelskörper entdeckt werden, auf denen es
vermutlich Wasservorkommen gibt. Durch die Technik ist man einen Schritt
näher an den uralten Traum der Menschheit gekommen: Lebewesen, auf
anderen Gestirnen zu finden - außerhalb unserer Welt, der irdischen. Die
elementarste Voraussetzung dazu ist das Wasser. Ohne das Nass wäre kein
organisches Leben möglich. Denn alle chemischen Prozesse in den Zellen
können nur in wässrigen Lösungen ablaufen, wie wissen.de meldet.
Pflanzen bestünden demnach zu 90 Prozent, Tiere und Menschen bis zu 70
Prozent aus Wasser.
Zum Schluss ein Rat von Gerd-W. Klaas: Jeden Abend mindestens einen
halben Liter Trinkwasser trinken, um den Stoffwechsel zu unterstützen
und die Giftstoffe auszuschwemmen.
Links:
www.wissen.de
http://wikipedia.org/wiki/Meerwasserentsalzung
www.spiegel.de/schulspiegel/
http://spiegel.de/wissenschaft
http://lexikon.wasser.de/indexpl
www.ada.gv.at
www.hydrophil.at
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