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Geschichte der Gewürznelke
                                   von Liane Rohn
Ein Gewürzkrimi sozusagen. Hier ist von Geheimhaltung, Kampf und Inbesitznahme, von Schmuggel und Reichtum, von Pflanzenentführung und Ausbeutung zu lesen. Die Gewürznelke hat es in sich.

 

Historische Entdeckungen
Lange vor der Zeitrechnung gelangte die Gewürznelke nach China und Indien, weniger als Gewürz, vielmehr zur Heilnutzung.

Illustration
Quelle: Dorothea Jacob, www.pixelio.de

Dass sich im Inneren der Nelke ein Öl befindet, das diese heilende Wirkung, z. B. bei Zahnschmerz, besitzt, oder auch Mundgeruch vertreibt, war zunächst nicht bekannt. Seit der Antike (206 v. Chr. - 220 n. Chr., Han Dynastie), den Kreuzzügen, dem Mittelalter bis hin zur Zeit der Entdeckungen, gab es um diese Nelke Konkurrenzkämpfe. Zwischen Portugiesen, Holländern und Engländern um die Vorherrschaft im gesamten Gewürzhandel fanden diese Besitzkämpfe über Jahrhunderte statt.

Geheimnisumwittert
Marco Polo bereiste als erster Westeuropäer etwa zwischen 1271 und 1295 den ostasiatischen Raum und bekam u.a. den Nelkenbaum erstmals zu Gesicht. Lange Zeit war es ein Geheimnis, wo Nelkenbäume wachsen. Die arabischen Händler schwiegen auf die Fragen, woher die Gewürznelken stammen, erzählten fantastische Geschichten. Frances Drake, von Queen Elisabeth I. zum Ritter geschlagen, lud im Juli 1579, von den Molukken kommend, u.a. als Fracht Gewürznelken. Es ist nicht überliefert, ob sie je in Plymouth anlandeten!

Wertvolles Gut
Sicher scheint, dass die Molukken Ursprungsanbaugebiet der Gewürznelken sind. Jahrhunderte zurück geblättert, erreichten die Gewürznelken Europa. Malaiische Händler brachten sie nach Indien. Von arabischen Händlern aufgekauft, gelangten sie nach Arabien und ans Mittelmeer, denn schon nach der Zeitenwende erhielten die Römer “ihre Nelken”. Papst Silvester wurde im 4. Jahrhundert mit 150 Pfund Nelken vom Kaiser Konstantin beschenkt. Denn wertvoll war die Nelke schon immer, zeitweise teurer als Gold.

Handel
Prinz Heinrich der Seefahrer, mit bedeutendem seefahrerischen Wissen ausgestattet, hatte den Portugiesen im 15. Jahrhundert den Weg nach Indien gewiesen, wo sie sich die von den Arabern benannten Gewürzinseln einverleibten, die sie allerdings hundert Jahre später an die Holländer verloren. Das Zentrum des Gewürzhandels, das während des ganzen Mittelalters im europäischen Raum Venedig war, ging nun von Lissabon nach Amsterdam über. So, wie sie einst das Monopol der Muskatnussbäume hielten, sicherten sie nun das Anbaumonopol für Gewürznelkenbäume ab.

Ausbeutung
Viele Inseln wurden entvölkert, die Nelkenbäume entwurzelt, um sie nur auf einen überschaubaren Bereich zu konzentrieren. Die holländische Flotte kontrollierte alle Seewege zwischen den Inseln, um eventuelle Nelkenschmuggler zu verfolgen. Wurden sie gestellt, erwartete sie Gefangenschaft unter unwürdigen Lebensbedingungen.
Die Vögel jedoch ließen sich nicht einsperren, trugen Nelkensamen auf andere Inseln. Holländische Soldaten ließen immer wieder Nelkenbäume ausreißen. Weniger als 200 Jahre konnten die Holländer ihr Monopol auf diese rigide Weise halten. Es bildete die wirtschaftliche Basis der Niederlande.

Entführungen
Dann entführte der Franzose Poivre neben Muskatbaumsetzlingen auch Nelkenbäume, brachte sie nach Mauritius und in die französischen Besitzungen in Südamerika. Das geschah um 1770. Als das französische Königtum 1789 niederging, übergab Poivre seinem König die “französischen Nelken” (nachzulesen bei Kathrin Rüegg, Gewürze).Dass ein Araber 1793 Nelkenbaumsetzlinge auf die Insel Sansibar brachte war die Begründung des zu jener Zeit höchsten Anteils vom Nelkenexport. Weitere wichtige Exporteure zu den Weltmärkten sind die ehemaligen Gewürzinseln Indonesiens, Brasilien und Madagaskar.

Heilpflanze des Jahres
Als Gewürz war und ist die Nelke weltweit und früh geschätzt, als Heilmittel gleichermaßen. Hildegard von Bingen nannte sie „nelchin“. Theophrastus Bombastus von Hohenheim und Sebastian Kneipp priesen die Wirksamkeit der Nelke in vielfältiger Heilweise. 2010 wird die Nelke die Heilpflanze des Jahres. Der Verein “NHV Theophrastus” wählte im Kloster St. Marienstein in der Lausitz am 09.06.2009 erstmals eine nicht in Europa heimische Pflanze. Begründet wurde die Wahl mit einer beachtlichen Bedeutung in der Schul- und Komplementärmedizin (Diabetes).

Internationale Vernetzung
Grundstein für die Vernetzung internationaler Märkte waren schon immer kämpferische Auseinandersetzungen. Entdeckungsreisen während vieler Jahrhunderte ebneten logischerweise dafür den Weg. In der Moderne wird diese Entwicklung Globalisierung genannt. Kämpferische Auseinandersetzungen wurden von einer neuen Qualität internationaler Interessen auf den Weltmärkten ersetzt.

Zum Vertiefen
Ein Buch:
Rüegg, Kathrin / Feißt, Werner O.: Was die Großmutter noch wusste, Gewürze von Anis bis Zimt, Band 10; Müller Rüschlikon, 1998 (in Büchereien oder antiquarisch)

Den Naturladen

Bildquelle
www.pixelio.de
 
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