von Anita Hesselheimer
Ein Bürgermeister gibt Auskunft zu Fragen der Wasserversorgung. Ein Interview.
Interviewpartner:
Herr Hesselmeier war von 1980 bis 2004 Bürgermeister
von Untermünkheim, einer Gemeinde mit ca. 3000 Einwohnern
im Kochertal, Kreis Schwäbisch Hall
A.H.: Herr Hesselmeier, Wasser ist für uns ganz selbstverständlich vorhanden, niemand macht sich Gedanken, wo es herkommt. Die Bürger erwarten eine gute Qualität und eine konstante Versorgung. Aber wehe, es kommt kein Wasser aus der Leitung!
Wie kommt unser Wasser in die Wasserleitung, speziell in Untermünkheim?
H.H.: Die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser zu jeder Zeit ist eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen und ein wichtiger Standortfaktor. Die Gemeinde Untermünkheim hat, bedingt durch die Lage am Kocher, einen eigenen Schacht-Brunnen.
A.H.: Können Sie uns über diesen Schacht-Brunnen informieren ?
H.H.: Der Schachtbrunnen wurde 25 m tief bis ins Grundwasser gebohrt,
Wasserhäuschen mit Schachtbrunnen
Um die Druckverhältnisse zu gewährleisten, wird das Wasser auf die Höhe hoch gepumpt bis ins Reservoir des Wasserhäuschens.
In Gemeinden, die auf der Ebene liegen, wurde aus diesem Grund früher ein Wasserturm gebaut. Dort wird inzwischen der Druck durch elektrische Pumpen erreicht.
A.H.: Wie werden die Teilorte auf der Höhe mit Wasser versorgt ?
H.H.: Probleme gab es in den Teilorten auf der Höhe. Die Hohenloher Ebene ist - bedingt durch die Geologie - ein wasserarmes Gebiet. Deshalb entschloss man sich gemeindeübergreifend mit Braunsbach und Kupferzell, den Wasserverband Kochereck (ca. 12.000 Einwohner) zu gründen, um dieses Gebiet zu versorgen. Die Nord-Ost-Wasserversorgung (NOW) mit Sitz in Crailsheim liefert hierzu das Wasser hauptsächlich vom Bodensee und aus dem Donauried.
A.H.: Welche Aufgabe hat ein Wasserzweckverband?
H.H.: Mehrere Gemeinden schließen sich zusammen. Sie stellen sich die Aufgabe, Wasser zu liefern, zu verteilen, abzurechnen usw., gemeinsam zu lösen.
A.H.: Man musste also Wasserleitungen durch das ganze Land verlegen und das
Wasser bis zum Verbraucher pumpen?
H.H.: Das Wasser wird in großen Hochbehältern gesammelt und von dort an die Gemeinden verteilt. In der Gemeinde Untermünkheim hatte man zwei Wasserkreisläufe, einen auf der Höhe mit Fremdwasser und einen im Tal mit Eigenwasser.
A.H.: War die Versorgung mit Eigenwasser unproblematisch?
H.H.: Die Förderung war immer stabil, wir hatten nie Wassermangel. Die Bevölkerung bemängelte allerdings die hohe Wasserhärte von ca. 25°. Ab und zu gab es Probleme durch die Düngung in der Landwirtschaft, d.h. die Wasserproben zeigten Rückstände von Kolibakterien. Dann musste das Wasser abgekocht werden. Aus diesem Grund hat man im Wasserhäuschen auf der Höhe eine Entkeimungsanlage eingebaut.
Vor ca. 15 Jahren wurden die beiden Wasserkreisläufe verbunden. So konnte das Eigenwasser mit dem Fremdwasser vermischt und der hohe Kalkgehalt reduziert werden. Das Fassungsvermögen des Behälters wurde verdoppelt, so dass die Wasserversorgung – auch bei steigender Bevölkerungszahl – sichergestellt ist.
A.H.: Wie viel Wasser verbrauchen denn die Bürger pro Kopf?
H.H.: Nach einem Höhepunkt im Jahr 1990 von 145 l pro Tag und pro Person hat sich der Verbrauch seit dem Jahr 2000 auf ca. 123 l eingependelt.
A.H.: Wird unser Wasser regelmäßig geprüft ?
H.H.: Die Wasserqualität unterliegt einer ständigen Aufsicht. Es werden Proben gezogen und an ein Labor geschickt. Die Werte werden an das Gesundheitsamt weitergeleitet. Vom Land Baden-Württemberg sind genaue Werte vorgegeben, die nicht überschritten werden dürfen.
Eine Wasserversorgung muss gepflegt werden, deshalb haben Gemeinden miteigenem Wasser einen Wasserwärter, der täglich seinen Kontrollgang durchführt. Er zieht Wasserproben gemäß den Vorgaben der Trinkwasserverordnung. Die Gemeinden können diese Aufgaben aber auch an einen Wasserverband oder
an die Stadtwerke übertragen.
A.H.: Funktioniert die Wasserversorgung in jeder Gemeinde nach diesem System?
H.H.: Es gibt Gemeinden, die nur mit eigenem Wasser versorgt werden können und auch Gemeinden, die nur Fremdwasser beziehen. Unsere Gemeinde hat beides, ein Mischsystem.
A.H.: Ich kann mir vorstellen, das ist eine Kostenfrage und auch eine ökologische Frage.
H.H.: Jeder Kämmerer einer Gemeinde freut sich über Eigenwasser, denn dieses kostet nichts, während für Fremdwasser bezahlt werden muss. Das fremde
Wasser muss durch die Leitungen hergepumpt werden – es entstehen Transportkosten.
Ich bin der Meinung, auf eigenes Wasser sollte eine Gemeinde nicht verzichten. Allerdings hat man dann in dem Gebiet, in dem das Wasser gefördert wird, ein Wasserschutzgebiet und dieses kann evtl. die Landwirtschaft beeinträchtigen. Z.B. darf in diesen Bereichen nicht gedüngt werden, es dürfen auch keine Parkplätze angelegt werden. Der Bereich um unseren Schachtbrunnen ist ein solches Wasserschutzgebiet.
Wasserschutzgebiet im Kochertal
Für eine Gemeinde ist die Wasserversorgung eine ganz wichtige Aufgabe der
Daseinsvorsorge.
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