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Deutschland – ein Bäderland
                         von Erna Subklew

Wie alles in Deutschland darf sich nur der Ort Kurort oder Heilbad nennen, der die staatliche Anerkennung hat. So gibt es neben den staatlich anerkannten Bädern auch noch andere Orte, die zwar eine Heilquelle haben, aber nicht anerkannt sind.

Die Geschichte der Kurorte

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Bad Ischl Trinkhalle; Foto Immanuel Giel

Ihren Anfang nahmen die Kurorte und Heilbäder in England im 18. Jahrhundert. Bath, Brighton und noch einige andere waren die ersten Kurbäder dort. Sie waren zunächst nur den gehobenen Schichten zugänglich.
Im 19. Jahrhundert übertrug sich die Entstehung dieser Orte dann auch auf das Festland und bald ließ es sich kein Herrscher nehmen, in seinem Land oder Ländchen nicht auch einen Kurort zu besitzen. In Bayern war eines der königlichen Bäder das heutige Staatsbad Bad Brückenau. In Österreich bekamen manche Bäder sogar den Namen des jeweiligen Kaisers verliehen, der es erbauen ließ. So gibt es neben Bad Ischl und Bad Gastein, zwei der ältesten Bäder, auch ein Franzensbad und ein Karlsbad, nach den Kaisern Karl und Franz Josef. In Russland entstand das Kurbad Sotschi, wenn auch die russischen Zaren eine Vorliebe für Bad Homburg und Wiesbaden hatten. Selbst die Japaner mit ihrer ausgeprägten Badekultur bauten Bäder nach westeuropäischem Vorbild.

Was ist ein Kurbad?
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Ein Kurort oder Heilbad ist ein Ort, der eine Heilquelle hat. Eine Heilquelle ist eine Quelle, deren Wasser sich durch seine chemischen oder physikalischen Eigenschaften von den gewöhnlichen Quellen unterscheidet und sich als Heilmittel im Laufe der Zeit bewährt hat. (zitiert nach Raspel, Peßler 2004) Dazu kommt die öffentliche Anerkennung durch ein Prädikat.
Man unterscheidet zehn verschiedene Quellentypen: Einfache kalte Quellen, Wildwässer, radioaktive Quellen, Säuerlinge, erdige Säuerlinge, alkalische Quellen, Kochsalzquellen, Bitterquellen und Schwefelquellen. (ebenda)
Jede dieser Quellen wird als Heilmittel für bestimmte Krankheiten angesehen und fällt daher unter das Arzneimittelgesetz. Das bedeutet, dass jede Heilquelle ihre Inhaltsstoffe öffentlich machen muss, welche Krankheiten sie heilen oder lindern kann und bei welchen Krankheiten sie schädlich sein kann.

Die Balneotherapie
Das Heilen unter Anwendung von natürlichen am Ort vorhandenen Heilmitteln in Form von Bädern, Trinkkuren, Inhalationen und Spülungen nennt man Balneotherapie.
Es ist eine natürliche Therapie, bei der die aus der Natur kommenden Mittel nicht mit künstlichen versetzt werden dürfen. Das Mineralwasser, die Therme, das Moor und der Schlamm wirken neben Bodengasen, Kohlensäure und Radon auf den menschlichen Organismus und führen zu einer Umstellung der vegetativen Regulation. Die Therapie wird zu Beginn einer Krankheit oder bei einer chronischen Krankheit angewendet, aber nie in einem akuten Stadium.
Eine ganz besondere Therapie ist die Kneippsche Hydrotherapie. Hier geschieht die Heilung nicht durch die Inhaltsstoffe des Wassers, sondern durch seine mechanische Anwendung wie Bäder, Güsse, Wickel, Waschungen, Wassertreten.

Deutschland – ein Bäderland
Sicherlich haben Menschen schon immer kalte und warme Quellen zum Baden und Waschen verwendet und sicherlich kannten „weise“ Frauen und Männer auch die Wirkung bestimmter Quellen bei Krankheiten. Auch heute noch gibt es Orte, die eine Heilquelle haben und doch kein Bad sind.
Im zwanzigsten Jahrhundert, nach dem ersten Weltkrieg, wurden die Heilbäder auch für die „normale“ Bevölkerung zugänglich. Ich erinnere mich, dass ehemalige Soldaten, die unter Kriegsverletzungen litten, einen Anspruch auf einen Kuraufenthalt hatten.
Die Kurorte bemühten sich sehr, um staatlicherseits eine Anerkennung zu bekommen. Erst dann konnte man die Quelle nutzbringend vermarkten. So kommt es, dass wir in Deutschland eine große Anzahl von Bädern haben. Viele sind erst im 20. Jahrhundert entstanden. Ich habe in der alphabetisch geordneten Liste nachgezählt und bin auf über 390 anerkannte Heilbäder gekommen. Über 160 von ihnen tragen in ihrem Namen sogar das Wort „Bad“. Diese Bäder brauchen natürlich ihre „Gäste“, um leben zu können.

Wellness oder Kuren
Haben Sie schon gemerkt, dass beim Älterwerden sich auch das Freizeitverhalten ändert? Während man zunächst Abenteuerreisen und später Studienreisen unternimmt, werden es, je älter man wird, mehr Wellnessreisen oder man geht gar in ein Bad und macht Kururlaub. Das kommt den Bädern zugute. Vor allem dann, wenn eine Kur nicht mehr so leicht vom Arzt verschrieben wird und ein Kururlaub erschwinglich ist.

Bäder, ein Wirtschaftsfaktor
32 % aller gezählten Urlaubsübernachtungen in Deutschland sind in Kurorten oder Heilbädern. Allein von den vom Arzt verordneten Kuren und Bädern zur Wiederherstellung oder Erhaltung der Gesundheit könnte sich kein Bad mehr halten. So müssen sich die Kurorte schon anstrengen, dass sie auch für Gäste, die sich „nur“ verwöhnen lassen wollen, attraktiv sind. Dazu gehört, dass neben der Rundumverwöhnung des Menschen, der schönen Landschaft und den Kurparks auch ansprechende kulturelle Angebote gemacht werden. So ist es heute ein Muss, dass außer den bekannten Tanzabenden und dem Sport auch Konzerte, Theater, Lesungen und Feste angeboten werden.
Immerhin ist das Kur- und Badewesen ein großer Arbeitsmarkt in Deutschland, der 350.000 Angestellte, direkt und indirekt, beschäftigt. In diesem Bereich werden jährlich 26 Milliarden Euro umgesetzt. Dafür lohnt es sich schon, etwas zu tun.

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Information über verschiedene Anwendungsmöglichkeiten 

Medizinische Zeitschrift


Informationen zu Heilbädern

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