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Ein besonderer Schuhmacher
                                     von Anita Hesselmeier
Phantasievoll, wunderbar, ausgefallen, elegant, aber auch bequem und gesund, so sind die Schuhe von Karl-Heinz Zollondz.

Sein Geschäft
Sein kleiner Laden in einem alten Fachwerkhaus in der Gelbinger Gasse in Schwäbisch Hall ist freundlich eingerichtet mit alten Möbeln, einem alten, goldgerahmten Spiegel und Glasregalen, auf denen die ausgefallensten Stücke seiner Schuhe zu sehen sind. Ein Durchgang führt in seine Werkstatt, bestehend aus mehreren kleinen Räumen. Tritt man hindurch, fühlt man sich in einen arabischen Souk versetzt. Regale an allen Wänden bis zur Decke, gefüllt mit allen Arten von Leder, Holzleisten, Blätter mit Entwürfen, verschiedene Geräte, die er zur Schuhherstellung braucht und dazwischen winzig kleine Arbeitsplätze, auf denen gerade mal ein Laptop Platz hat, ohne den auch ein Schuhmacher nicht auskommt. Dazwischen ist nur ein schmaler Gang durch den der Meister gerade hindurchpasst.

Zur Person
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1953 geboren in Hannover, nach einer Elektriker-Karriere stellte er alles in Frage und versuchte 1980 auf dem zweiten Bildungsweg am Berlin-Kolleg einen Aufbruch zu neuen Ufern. Nach dem Sozialpädagogik-Studium tauschte er den Campus an der TU Berlin gegen ein tollkühnes Kunst-Hand-Werks-Projekt.
In dieser Zeit entstehen neben Schuhen viele kleine Objekte, die im Laden ausgestellt sind. Durch eigene und Kunden-Erfahrungen befasst er sich zur Zeit mit den Möglichkeiten der Fortbewegung. Bis hin zu einer neuen „Gang-Art“, die ein Arzt in Deutschland entwickelt hat.


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Seit 2000 ist er Mitglied im Bund der Kunsthandwerker und war im November 2007 Kunsthandwerker des Jahres.

Abstecher ans Theater

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Zwei Jahre arbeitete er am Theater als Schuhmacher und kehrte dann wieder in die Stadt am Kocher Schwäbisch Hall zurück.


Aktuelle Arbeit
Nun macht er alle Schuhe – „Geht nicht – gibt’s nicht !“
Gerade hat ein Kunde einen abgelaufenen Mokassin gebracht, genau solch einen Schuh hätte dieser Kunde gern wieder. Er beansprucht durch seine Arthrose die Schuhe ganz besonders, hat Übergewicht und nun möchte er einen Schuh, der schick, angenehm und gesund sein soll. Das ist nicht einfach, aber es kommt immer wieder vor, dass Kunden solche Wünsche haben.

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Der Leisten wird von einem Leistenmodelleur in Pirmasens aus Buchenholz gefertigt. Auch dieser Beruf ist vom Aussterben bedroht, es gibt nur ganz wenige Leistenmodelleure und dann muss sich unser Schuhmacher seinen Leisten zeitaufwendig selbst machen. Anschließend gibt es ein Schnittmuster aus Transparentpapier, nach dem das Leder ausgeschnitten wird. Für ein paar Schuhe braucht er eine Woche und gearbeitet wird wie in alter Zeit mit Pechdraht und Schweinsborsten. Die Handnaht ist die beste Naht!

Besondere Schuhe

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Einmal kam eine Tangotänzerin mit sehr schmalen Füßen, für die es keine fertigen Schuhe gab. Zudem gab es in ihrer Größe keine fertigen Leisten. So machte er für sie einen Probeschuh, anschließend die Tanzschuhe und sie war glücklich und  kann damit wunderbar tanzen.
Manchmal kommen Kundinnen mit dem Schuhkatalog von Linda O´Keeffe, eine Sammlung mit cica 1000 Abbildungen und der Geschichte des Schuhes und wünschen sich genau solch einen Schuh wie im Katalog.
Für eine Operettenaufführung („Pariser Leben“ von Jacques Offenbach) musste er einen Mini-Schuh anfertigen, der aber auch proportional stimmen sollte. Diesen Mini-Schuh trug die Schauspielerin auf ihrem Hut.

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Selbst für einen Zauberer sollte er Schuhe anfertigen, mit ganz besonderen Sohlen, die für einen Zaubertrick taugen.
Fürs Freilichttheater Schwäbisch Hall – für König Lear – fertigte er Schuhe mit schräg geschliffenen Sohlen, damit dieser hinken musste und so wie behindert laufen konnte.

Seine Kunden
Inzwischen hat er viele Kunden, die um die 50 Jahre alt sind, gut laufen möchten, sich keiner Mode unterwerfen und sich gesunde und bequeme Schuhe leisten, die 10 Jahre und länger halten.
Oder eine Schneiderin entwirft  ein Kleid oder einen Mantel und lässt sich die passenden Knopfstiefel dazu machen. Diese kosten dann schon mal 2000 Euro.
Der Oberbürgermeister von Aschaffenburg Klaus Herzog läuft fast nur mit Schuhen von Zollondz, er hat einfach gemerkt, dass man damit besser laufen kann.

Gesundheitliche Aspekte
Inzwischen befasst sich Zollondz auch ganz besonders mit den Füßen, nicht nur mit den Schuhen, bietet Fußreflexzonenmassage an und Wohlfühlmassagen, sowie Workshops an unterschiedlichen Orten.
Er sagt, zum Beispiel durch Schwangerschaft, Wechseljahre usw. verändern sich die Füße, ein Leisten muss immer wieder neu angepasst werden. Viele Krankheiten werden durch Fehlstellungen ausgelöst, hier kann man mit Massagen Einfluss nehmen.
Ganz wichtig ist auch, wie sich ein Mensch fortbewegt. Man sollte versuchen, bewusster zu gehen, auch Wirbelsäulenschäden können mit dem Fuß zusammenhängen. Man solle wie bei einem Haus, mit dem Fundament anfangen, mit den richtigen Schuhen oder barfuß, dann wird es weiter oben oft auch besser. Selbst Beinlängendifferenzen werden durch Verspannungen verursacht. Eigentlich spricht man nur über Schuhe, wenn sie drücken oder Füße, wenn sie wehtun.

Besonderes Kunsthandwerk
Auch einen Pokal aus Leder für den Trollinger-Marathon hat er geschaffen, ebenso Skulpturen aus Leder.

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So wird ein altes Handwerk wieder neu !!

Link
Kunsthandwerk

Gut gestaltete Website Zollondz


 
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