von Erna Subklew
Ethnische Gemeinschaften identifizieren sich
über Solidarität, gemeinsame Erinnerungen und den daraus entstehenden Mythen
und Sagen. Die Erinnerungen können sehr weit in die Vorzeit hineinreichen und
ihre Aussagen sich der jeweiligen Zeit anpassen
.
Nationale
Mythen
Früher glaubte man, dass Mythen und Sagen vorwiegend Phantasieprodukte sind.
Inzwischen hat man gelernt, dass sie ein großes historisches Wissen vermitteln.
In der Rückbesinnung erzählen diese Sagen und Mythen von der Vergangenheit der
Gemeinschaft, in der sie bekannt sind und bilden gleichzeitig die Perspektive
für ihre Zukunft. Jedes Volk, jede Nation hat einen eigenen Bestand an Mythen,
die von verschiedenen Personen an unterschiedlichen Orten in ähnlicher Weise
vermittelt werden. Auch wenn diese Vermittler sich nicht kennen, haben ihre
Mythen doch den gleichen Kern und tragen so zur Identifikation mit der Gemeinschaft
bei, in der sie erzählt werden. Ein Identifikationspunkt bei den Deutschen
könnte beispielsweise die Erzählung der Hermannschlacht, bei den Schweizern
kann es Wilhelm Tell sein.
Europäische Mythen
Wie schon gesagt, identifizieren sich die einzelnen Clans, Stämme und Völker
über ein jeweils gemeinsames Erzähl- und Gedankengut und die damit gemachten
Erfahrungen sowie ihr Wissen darum. Wie sieht dies aber für Europa als Ganzes,
als Erdteil aus, der ja weit über ein Volk hinausreicht? Gibt es hier auch
diese gemeinsamen historischen Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, die
verbinden und zu einer Identifikation führen können?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Erinnerung an die Völkerwanderung zu einer
europäischen Identifikation geführt hat oder die griechischen und römischen
Mythen, die man sich bei den verschiedenen Völkern erzählte. Die
archäologischen Ausgrabungen von Wohnstätten, von Skulpturen und anderen
Gegenständen rund ums Mittelmeer, die eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen und
die für uns zu einer europäischen Identifikation führen. Später dürfte es die
Annahme des Christentums gewesen sein.
Europa im Altertum
In der Geschichte stellen wir fest, dass es vorwiegend Griechen und Römer sind,
die zur europäischen Identifikation beitrugen. Ihre Lebensart galt von weit im
Norden bis in den tiefen Südosten. Ihre Bauwerke, Literatur und Kunst wurden
prägend für ein viel größeres Europa als das, was wir heute als Europa
bezeichnen.
Im Gegensatz zu den Länder- und Völkernamen, die erst viele Jahrhunderte später
entstanden, wurde das Wort Europa, wenn auch in einem anderen Zusammenhang,
schon in dem ersten noch vorhandenen Epos, der Ilias, im siebten Jahrhundert
vor Christi genannt.
Seit dem vierten Jahrhundert wurden alle Länder nördlich des Mittelmeers zu
Europa gezählt, da bezeichnete das Wort Europa bereits einen Erdteil. Die
Grenze zwischen Asien und Europa bildete damals der Don.
Eigenartig ist dabei, dass die Türkei, die ja ein hellenistisches
Siedlungsgebiet von anerkannter Güte war, schon damals nicht zu Europa zählte,
sondern mit Kleinasien bezeichnet wurde.
Links:
Gedanken zu Europa
Bilder zu Europa
Mehr über Europäische Identität
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