Vielfalt der Esskulturen
                              von Hildegard Keller
Unter "Esskultur" verstehen wir das gesamte kulturelle Umfeld der Ernährung, also alles, was mit der Art und Weise unserer Ernährung zu tun hat: Was wir essen, wie wir essen, wo wir essen" Und auch „Unsere Esskultur wird globalisiert.


Wertschätzung der Esskulturen
Der Umgang eines Volkes mit den Produkten „seiner Erde" und allen anderen Gaben, die ihm seine Umwelt zum Erhalt des Lebens bereit stellen, sind Ausdruck seiner Essenskultur. Auch das Verhalten vor und während des Essens und die Gepflogenheiten nach den Mahlzeiten gehören dazu. In der Bezeichnung „Mutter Erde" drücken die Indianer ihre Hochachtung vor den Gaben der Natur aus.
Zudem hat jedes Volk seine eigenen Tischsitten, Esszeremonien und vor allem die von ihm bevorzugten Nahrungsmittel.
Alles was zur Esskultur der einzelnen Kontinente, Länder und Regionen gehört, fasziniert uns in ganz besonderer Weise. Das Fremdartige der Sitten und Gebräuche beschäftigt uns fast so wie die Sehenswürdigkeiten einer Kultur.

Beginn der Globalisierung in der Esskultur

Über Millionen Jahre lebten die Menschen als Jäger und Sammler. Sie ernährten sich vorwiegend von Pflanzen, die sie auf ihren Wanderungen fanden. Die erste große Veränderung brachte das Feuer vor etwa 400 000 Jahren. Fleisch und bisher unbekömmliche Pflanzen konnten auf den Feuerstellen zubereitet werden..
Mit dem Sesshaft-Werden kamen der Anbau von Getreide und die Vorratshaltung. Die verschiedenen klimatischen und topographischen Voraussetzungen führten zu verschiedenen Ernährungsmustern.
Im Mittelalter erschwerten Hungersnöte das Leben. Der Anbau der Kartoffel verbesserte die Lage. Die Industriealisierung im 19. Jahrhundert brachte grundlegende Veränderungen. Die Landwirtschaft stand nicht mehr im Mittelpunkt und das Bedürfnis nach neuen Lebensmitteln stieg. Die wachsende Mobilität beschleunigte zusätzlich die Globalisierung.

Multikulti- Esskulturen
Zur Esskultur gehören neben den Lebensmitteln auch die Tischsitten. So wurde zum Beispiel auch in Europa nicht immer mit Messer und Gabel gegessen. Bis heute ist diese Sitte nicht in allen Kulturen heimisch. Sie ist sogar rückläufig. Ein Grund dafür ist der wachsende Konsum von Fast- und Junk-Food, der das Benützen von Messer und Gabel überflüssig macht. In der Antike waren die Finger das „Essbesteck". Die Gabel hatte es am Schwersten sich einen Platz am Tisch zu erobern. Den größten Widerstand leistete die katholische Kirche. Schließlich war die Gabel ein bevorzugtes Attribut des Teufels.
In Asien sind die „Stäbchen" das Essbesteck.
In den Entwicklungsländern sind Nahrungsmittel oft nicht ausreichend vorhanden. Wo der Hunger herrscht, ist wenig Raum für die Entwicklung von Esskulturen. Wenn Essbares „greifbar" ist, greift man danach!


Links zum Thema

Rituale, Gepflogenheiten, Besonderheiten

Bäuerliche Esskultur und Globalisierung

Reiches Land, arme Esskultur

Andere Zeiten, andere Sitten

 
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