Die Siebenbuerger Sachsen
                   von Sigrid Peike, Werner Nitsch, Jutta Gotthardt
Der Kulturraum Europas wurde im Hoch- und Spätmittelalter nach Osten hin erweitert, zum Beispiel nach Brandenburg und nach Böhmen, aber auch nach Ungarn, wo sich unter anderem die „Siebenbürger Sachsen" ansiedelten.

Die Ostkolonisation Europas
Mit der so genannten Ostkolonisation wurde die europäische Kultur, wie sie sich damals schon im Frankenreich entwickelt hatte, weit in den Osten hineingetragen. Die Siedlungsbewegungen waren aber kein spezifisch deutsches Projekt. In ganz Europa wurde, von West nach Ost fortschreitend, Land kultiviert. Aus dem Pariser Becken wanderten Kolonisten nach Süden, später auch nach Osten zum Rhein, tschechische Bauern beackerten Land in Ungarn und Siedler aus Polen gingen nach Russland und in die Ukraine. Die deutsche Ostkolonisation setzte sich aus vielen kleinräumigen Aktionen zusammen. Die Fürsten der östlichen Länder riefen die Siedler gerne, um ihre Ländereien zu kultivieren, ihre Infrastruktur zu verbessern und ihre Wirtschaftskraft anzuheben. Das brachte ihnen höhere Steuereinnahmen und damit mehr Macht. Nationale Motive spielten damals keine Rolle. Um 1350 erlahmte diese Wanderbewegung wieder, vermutlich wegen der großen Pest-Epidemien in Westeuropa.

Geschichte der Siebenbürger Sachsen

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Im zwölften Jahrhundert siedelten sich Deutsche aus dem Mittelrhein - und Moselgebiet in dem damaligen Königreich Ungarn an. Sie nahmen am zweiten Kreuzzug teil und wurden unterwegs abgeworben. Der Grund war, die Wirtschaft Ungarns zu beleben und feindliche Überfälle abzuwehren. Sie erhielten alle Rechte des Landes und waren unabhängig. Durch die wechselvolle Geschichte ihrer neuen Heimat wurden sie zeitweise anerkannt, zeitweise diskriminiert.

ImageWeltkulturerbe Bithälm; Foto Otto Schemmel CC

Die Siebenbürger Sachsen bildeten aber immer eine eigenständige Minderheit, die ihre Kultur und ihr Brauchtum pflegte. Ihre Bezeichnung als „Sachsen" war nicht ethnischer Natur, sondern wohl eher eine Standesbezeichnung, die auf einem sprachlichen Missverständnis beruhte. Man vermutet, dass die ersten „Saxones", die aus dem Kreuzzug abgeworben wurden, Sold-Ritter waren.

Verfolgung nach 1945
Das politische Schicksal von Siebenbürgen war wechselhaft. 1945 gehörte es zu Rumänien. Der Ausgang des zweiten Weltkrieges führte zur Verfolgung und Entrechtung der Rumäniendeutschen sowie zu deren Massenflucht nach Deutschland und Österreich.
Nach dem Zusammenbruch des Ceausescu Regimes 1989 verließen allein in sechs Monaten über 111 000 Rumäniendeutsche das Land in Richtung Deutschland, um sich eine neue Existenz aufzubauen.

Die neue Heimat
Mittlerweile haben 220 000 Siebenbürger in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Sie sind hier eine Minderheit - gemessen an den in Rumänien verbliebenen 15 000 Landsleuten aber eine beachtliche Gruppe.
Die Siebenbürger Sachsen treffen sich jedes Jahr im Frühjahr in Dinkelsbühl zum Heimattag. Mit Tanz und Musik halten sie am Heimattag ihr Brauchtum lebendig.
Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung in München ist eine von mehreren Einrichtungen in Deutschland, welche die Gemeinschaft und das kulturelle Erbe pflegen. Die Stiftung fördert die enge Zusammenarbeit mit Rumänien bei Projekten in der Jugendarbeit, in den deutschsprachigen Schulen und Kindergärten, sowie den Austausch mit Künstlern.


Links
Die Siebenbürgisch-Sächsische Kulturstiftung in München
 

Heimattag in Dinkelsbühl
 

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