von Annemarie Werning u. Erla Spatz-Zöllner
Naturparks wollen wertvolle Kulturlandschaften in ihrer heutigen Form bewahren, aber auch touristisch vermarkten. Der europäische Kulturraum hat viele solcher großen Schutzgebiete. Dazu gehören auch die noch wenig bekannten Naturparks in Rumänien.
Europarc
Den ersten internationalen Naturpark in Europa gründeten 1932 Polen und die Slowakei. Viele weitere Großschutzgebiete und Biosphärenreservate in ganz Europa folgten. EUROPARC heißt heute ihre Dachorganisation, die 441 solcher Einrichtungen in 36 Ländern vertritt. Ihr Ziel ist die Bewahrung der Landschaften, Meere, Gebirge, Wälder, Flüsse und des kulturellen Erbes in Europa. Sitz der Organisation ist Regensburg.
Naturparks in Rumänien; CC
Auch Rumänien, das seit 2007 Mitglied der EU ist, pflegt seine Kulturlandschaften in den dreizehn Nationalparks und drei Biosphärenreservaten. Beispielhaft soll hier der Naturpark „Rodna-Gebirge" vorgestellt werden.
Das Rodnagebirge (Muntii Rodnei)
Das Rodnagebirge befindet sich fern von den rumänischen Großstädten im äußersten Norden Rumäniens an der Grenze zur Ukraine. Hier sieht man die höchsten Gipfel der Ostkarpaten. Der Pietrosul ist 2302 Meter, der Ineu 2279 und der Ineut 2222 Meter hoch. Am Fuß der schneebedeckten Berge in einer Höhe von 1848 Metern stürzt ein Wasserfall in den Bergsee Lala mare. Zwischen Wiesen, Geröll und Sträuchern strahlen im Juni und Juli an seinem Ufer lila- und rosafarbene Rhododendronblüten. Unter dem sich von West nach Ost hinziehenden 20 Kilometer langen Hauptkamm des Gebirges lassen sich weitere Gletscherseen finden. Eine Besonderheit des Parks stellen die 72 Höhlen dar, die sich im Kalkgestein des Gebirges im Süden gebildet haben.
Naturschönheit im Park
Ein Teppich violett blühender Rhododendren überzieht ein weites Tal. Die Szenerie ist eingerahmt von bewaldeten Hügeln, grünen Bergen, Flecken weißen Schnees. Keine Häuser oder Strommasten verstellen den Blick. Hier finden sich neben den Rhododendren, die ganze Hänge überziehen, üppig blühende Wiesen. Edelweiß, Enzian, Narzissen und verschiedene Glockenblumen lassen sich an Wegrändern und im Verborgenen finden, ebenso die Feuernelke (silena nivalis), das Wahrzeichen des Parks. Überall ist unangetastete Natur.
Die Tierwelt
Die Rote Liste des Naturparks führt über 270 geschützte Tier- und Pflanzenarten auf. Wölfe, Bären, Luchse, Hirsche, Rehe, Füchse, Steinböcke und Auerhähne streifen durch die Wälder und Auen. Aber auch zahlreiche, von einem kleinen Rudel zottiger Schäferhunde beschützte Schafherden lassen sich finden. Die Hirten freuen sich, wenn ein Wanderer sie entdeckt.
Geschichte des Parks
Im Jahre 1932 gründeten Wissenschaftler das Naturreservat Pietro Mare. Es bedeckte am Anfang lediglich eine Fläche von 182 Hektar. Heute verfügt der Nationalpark über eine Gesamtfläche von über 46.000 Hektar. Er ist damit dreimal so groß wie der Nationalpark Bayrischer Wald (13.000 Hektar).
Tourismus
Die Schönheit der Region wird für Touristen erschlossen. Hierzu hat die Parkverwaltung neue Programme entwickelt. Wanderwege führen zu Wasserfällen, Gletschern, Seen und Höhlen. Auch zu Pferd lässt sich die Gegend erkunden. Für Unterkünfte ist inzwischen schon gesorgt. In jeder Ortschaft bieten Bauern Übernachtungsmöglichkeiten an. In der Gemeinde Comuna Sant im Kreis Bistrita Nasaud finden sich einfache Pensionen. In Valley Blaznei bei Rodna wurde auf einer Höhe von 1100 Metern inmitten von Pinienwäldern ein modernes Hotel mit Pool eröffnet. Dort besteht auch die Möglichkeit, Wintersport zu betreiben. Es ist ein 1480 Meter langer Skilift vorhanden.
Anfahrt
Die Entfernung von München nach Rodna über Budapest und Debrecen beträgt 1236 Kilometer. Davon entfallen allerdings mehr als 300 Kilometer auf die sehr schlechten, oft nicht asphaltierten rumänischen Straßen. Die Entfernung von Bukarest bis Rodna beläuft sich auf rund 500 Kilometer, für die man mit dem PKW sicher einen Tag Fahrzeit wird einrechnen müssen.
Wer die beschwerliche Anfahrt nicht scheut, wird im Rodna Gebirge durch eine ursprüngliche Natur und eine wunderschöne Bergwelt fern von Touristenströmen belohnt.
Links
Schöne Bilder vom Nationalpark Rodna
Einführung für Rumänien-Neulinge
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