Städtepartnerschaften
                               von Hildegard Neufeld
Städtepartnerschaften sind Partnerschaften zwischen Städten oder Gemeinden mit dem Ziel, sich kulturell und wirtschaftlich auszutauschen und gegenseitig zu informieren. Die meisten Partnerschaften bestehen zwischen Städten in verschiedenen Ländern.

Gründungen
Die erste deutsche Städtepartnerschaft wurde, wie berichtet wird, 1925 zwischen Kiel und Sonderburg geschlossen, die nächste 1930 zwischen Wiesbaden und Klagenfurt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ab 1947 verstärkt Städtepartnerschaften zum Zwecke der Völkerverständigung gegründet.
Die Erfahrungen, aber auch die Folgen des Zweiten Weltkriegs hatten zu der Erkenntnis geführt, dass ein friedliches und positives Zusammenleben zwischen verschiedenen Staaten durch politische Freundschaften gefördert und erhalten werden kann. In der Folge nahmen immer mehr deutsche Städte freundschaftliche Beziehungen zu anderen europäischen Städten auf. Heute sind mehrere Tausend Städte und Gemeinden in Deutschland mit ausländischen Städten partnerschaftlich verbunden.

Entwicklung
In Deutschland bahnten sich bereits im Vorfeld der Wiedervereinigung partnerschaftliche Beziehungen zwischen westdeutschen und ostdeutschen Städten und Gemeinden an. Die erste deutsch - deutsche Städtepartnerschaft wurde 1986 zwischen Saarlouis und Eisenhüttenstadt geschlossen. Nach der Wiedervereinigung kam es vermehrt zu ost- und westdeutschen Städtepartnerschaften, zunächst vor allem mit dem Ziel, die ostdeutschen Kommunen bei den eingetretenen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen zu unterstützen.
Die politische Wende in Europa führte zu vielen Partnerschaften zwischen deutschen und polnischen Städten. Nicht wenige von ihnen bauten auf Städtepartnerschaften auf, die von westdeutschen Städten nach dem Zweiten Weltkrieg für Vertriebene östlich der Oder-Neiße-Grenze gegründet worden waren.
Im Folgenden werden einige Beispiele aktiver Städtepartnerschaften vorgestellt.

Eine Kurstadt in Hessen
Bad Homburg v.d.H., ein Kurbad mit internationaler Tradition, war bereits wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bemüht, gemeinsam mit anderen Städten ein „Europa von unten" zu bauen. Nachdem die Kurstadt 1953 in den „Rat der Gemeinden Europas" eingetreten war, gründete sie 1956 mit weiteren Städten den Partnerschaftsring. Am vierten Oktober 1956 wurde der formale Akt auf dem dritten Europäischen Gemeindetag in Bad Homburg vollzogen.
Bevor aber die Bürger der Kommunen zusammenkamen, mussten erst einmal die Stadtväter geeignete Wege für die Gestaltung der Partnerschaften finden. Alljährlich trafen sich deshalb die Rathauschefs zu Arbeitstreffen, wobei Bad Homburg die Schlüsselrolle übernahm. 1965 erhielt die Stadt Bad Homburg für ihr Engagement vom Europarat die Europafahne.

Partnerschaftstreffen
Die Bürgermeistertreffen der Partnerstädte entwickelten sich zu Partnerschaftstreffen, in die mehr und mehr die Bürger einbezogen wurden. Diese Verbindung solle, so formulierte damals der Bad Homburger Bürgermeister, über einst unüberbrückbar scheinende Grenzen hinweg ein Tor öffnen, um auf diesem Weg über die Begegnung mit Nachbarn und Freunden ein neues Europa zu entdecken.
Die Partnerstädte bemühten sich von Anfang an vor allem um einen gegenseitigen Jugendaustausch und setzten sich für Begegnungen der Schulen und Aufenthalte in den Familien ein. Internationale Jugendtreffen fanden statt.
Inzwischen besuchen auch Vereine, wie der Deutsche Frauenring, Tischtennisspieler und Fanfarenbläser ihre Partnerstädte, und es wird ein kultureller Austausch miteinander gepflegt.

Partnerstädte

Bei einem Treffen des Partnerschaftsrings 1962 in Bad Homburg äußerte der hessische Regierungspräsident die Hoffnung, dass der Tag kommen möge, an dem ein solches Band auch die Städte und Menschen in jenem Teil der Welt mit umschließen wird, von dem wir durch Mauern und Stacheldraht getrennt sind. Es sollte allerdings noch nahezu drei Jahrzehnte dauern, bis das thüringische Greiz und das tschechische Marienbad in die Städtepartnerschaft mit Bad Homburg Einzug halten konnten. Das kroatische Dubrovnik und das russissche Peterhof folgten.
Heute hat Bad Homburg zehn Partnerstädte: Bad Mondorf (Luxemburg), Cabourg (Frankreich), Chur (Schweiz) Dubrovnik (Kroatien, Exeter (Großbritannien), Greiz (Deutschland), Marienbad (Tschechien), Mayrhofen (Österreich), Peterhof (Russland) und Terracina (Italien).

Städtefreundschaftsvereine

Städtefreundschaften unterstützen die Städtepartnerschaften und fördern den Dialog über Ländergrenzen hinweg. Gelebte Partnerschaft bedeutet, so wird aus Frankfurt am Main berichtet, das vierzehn Städtepartnerschaften unterhält, auch persönliche Kontakte zu den Menschen in den Partnerstädten aufzubauen. Einige Beispiele:
1989 gründeten Frankfurter BürgerInnen den Freundeskreis Frankfurt - Krakau. Aus dieser Initiative entwickelte sich 1991 eine Städtepartnerschaft. Durch viele kulturelle Aktivitäten trägt seitdem der Verein zu einem regen Austausch zwischen den beiden Städten bei.
Inzwischen hat der Freundeskreis Frankfurt - Krakau sein Aufgabenfeld durch die Gründung der Deutsch - Polnischen Gesellschaft Frankfurt am Main e.V. erweitert und  widmet sich der Förderung und Vertiefung der nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen.

Fazit
Die Webseite „Städtepartnerschaften als Tor zur Welt" der Stadt Frankfurt am Main  enthält unter anderem folgendes Resümee:
Die vierzehn Städtepartnerschaften und Städtefreundschaften auf vier Kontinenten sind Ausdruck gegenseitigen Respekts und leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung des europäischen Bewusstseins und der internationalen Begegnung. Gleichzeitig stärken sie auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Städten und bieten reichlich Gelegenheit zum kulturellen oder gesellschaftlichen Austausch.
Jedes Jahr nehmen etwa 3 000 Personen aus Frankfurt und aus den Partnerstädten an Austauschprogrammen teil. Die meisten davon bei privat organisierten Begegnungen von Schulen, Vereinen und anderen Gruppen. Bürgerreisen in die Partnerstädte eröffnen ihnen neue Horizonte und fördern die internationale Begegnung.


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