von Hildegard Neufeld
„Possible
Europe" ist ein europäisches Projekt, das von März 2009 bis Januar 2010 mit
Unterstützung der Europäischen Kommission durchgeführt wurde, mit dem Ziel
aufzuzeigen, wie europäische BürgerInnen Europa erleben und beurteilen.
Zielgruppe
Das Projekt richtete sich sowohl an ältere als auch an jüngere Menschen in
Europa, die bereit und in der Lage waren, über interkulturelle Erfahrungen
sowie über eigene Einstellungen zu Europa und ihre Befindlichkeiten zu
berichten. Aber auch persönliche Anregungen waren erfragt.
„Welche Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste verbinden Sie mit einem
gemeinsamen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lebensraum Europa?
Welche zukünftigen Entwicklungen halten Sie für möglich und wünschenswert",
lauteten unter anderem die Fragen, die sich an Menschen unterschiedlicher
Generationen sowie verschiedener Herkunftsländer und Kulturen in Europa richteten.
Projektgruppen
Sieben Gruppen europäischer BürgerInnen aus sechs europäischen Ländern nahmen
an dem Projekt „Possible Europe" teil. Neben den beiden deutschen
Institutionen, dem Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung
(ZAWiW) der Universität Ulm und Soziallabel Berlin, beteiligten sich: Upter,
Volkshochschule Rom (Italien), Kadis, Ljubljana (Slowenien), Acli-ENAIP, London
(Großbritannien), die Universität Lleida (Spanien) und VIDA-Intergenerational
Valorisation and Active Development Association, Lourosal (Portugal).
Die Projektkoordination oblag Upter, Rom.
Der Wettbewerb
Im Rahmen des Projekts fand ein Wettbewerb statt. Die am Projekt teilnehmenden
Partnerländer wurden aufgefordert, persönlich verfasste Texte, Gedichte,
Videoaufzeichnungen, Fotostories, Audiodateien sowie Comics einzusenden, in
denen die BürgerInnen über ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Zukunftserwartungen
in Beziehung zu Europa und hinsichtlich der Interkulturalität berichteten.
Beschreibungen von Begebenheiten sowie Erfahrungen oder Beobachtungen im Rahmen
des eigenen Lebens, wie beispielsweise Reisen und Grenzerfahrungen wurden
erfragt.
Die Berichte sollten Aufschluss geben über Erfahrungen von Menschen
verschiedener Generationen, unterschiedlicher Herkunftsländer und Kulturen in
Europa und darüber hinaus auch Anregungen vermitteln.
Eine Jury war beauftragt, am Schluss des Wettbewerbs die besten eingereichten
Berichte aus den verschiedenen Rubriken jeder Partnergruppe auszuwählen.
Ergebnisse
Wie vorgesehen, reichten die einzelnen Gruppen nach Abschluss des Projekts ihre
Arbeitsergebnisse ein. Die deutsche Projektgruppe vom Zentrum für Allgemeine
Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm (ZAWiW) hatte insgesamt 68
Beiträge erarbeitet, darunter 65 Textberichte, zwei videobasierte Interviews
und eine Powerpointpräsentation.
Die meisten Berichte sind der Kategorie „Begegnungen helfen verstehen"
zuzuordnen.
Die überwiegend autobiografischen Berichte spiegeln auf unterschiedliche Weise
persönliche Erfahrungen der TeilnehmerInnen wider. Ein Teil der Texte basiert
auf Interviews mit Menschen mit Migrations- und interkultureller Erfahrung.
Schlusskonferenz
Den Höhepunkt des Projekts „Possible Europe" bildete die Schlusskonferenz,
verbunden mit einer festlichen
Veranstaltung am 25. Januar 2010 in Rom. Hier stellten die KoordinatorInnen der
einzelnen Gruppen die Ergebnisse der Arbeit ihrer Gruppen vor.
Eine stattliche Anzahl von Texten war eingereicht worden, die in ganz
unterschiedlicher Weise aufzeigten, wie Europa von den BürgerInnen im
alltäglichen Leben wahrgenommen wird und welchen Einfluss es bereits gewonnen
hat.
Wie vorgesehen, wurden die besten Texte aus den einzelnen Partnerländern
ausgelobt, wobei die beiden deutschen Grupppen, die ihre Texte als Gemeinschaftsprodukt
eingereicht hatten, einen Gruppenpreis erhielten.
Veröffentlichungen
„Sieben gute Ideen für den interkulturellen Dialog in Europa", so lautet der
Titel des 107seitigen Buches, das nach Abschluss des Projekts „Possible Europe"
vom Koordinator herausgegeben worden ist und die einzelnen Berichte der
beteiligten Projektgruppen zusammenfasst.
Das in deutscher und italienischer Sprache erschienene Buch enthält eine
Vielzahl persönlicher Texte der ProjektteilnehmerInnen und gibt Zeugnis von
ihren Erfahrungen, Einstellungen und Erwartungen als BürgerInnen eines
gemeinsamen Europas.
Ein persönliches Fazit
Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen sind Teil unserer Geschichte und bedürfen
der Aufarbeitung und Dokumentation für die Zukunft. Unsere Zukunft wird
maßgeblich durch das Zusammenwachsen der einzelnen Länder und ihrer Menschen in
Europa bestimmt.
Lange Zeit betrachtete ich einige Nachbarländer, wie Polen, Frankreich und - im
Zusammenhang mit meiner mehrjährigen Internierung - auch Dänemark als Feindesland.
Nun sind sie - und es werden immer mehr - Freundesland.
Vieles hat zu dieser Entwicklung beigetragen, beispielsweise der Abbau von
Feindbildern, die Korrektur von Fremdbildern und die Förderung von Begegnungen
und Kontakten, die uns heute mehr denn je offen stehen. Ich habe dies
persönlich erfahren und wiederholt erlebt. Es gilt, diese Chancen zu nutzen,
für eine gute und sichere Zukunft Europas und für die Bewahrung des Friedens.
Links
Weitere Informationen zum Projekt „Possible Europe"
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