Rumänische Literatur
                 von Christa Dreher u. Margret Budde
Die Volksdichtung mit Liebes- und Klagelyrik, epischen Balladen (zum Beispiel aus dem Hirtenleben), mit Geschichte, satirischer religiöser Dichtung, Magie, Märchen kann man als die Vorstufe der geschriebenen rumänischen Literatur betrachten.

Entwicklung der rumänischen Literatur
Vorerst lehnten sich die rumänischen Autoren mit ihren Ideen an die byzantinische, südslawische und polnische Kultur an. Später erkennt man in ihren Schriften den Einfluss des Westens, vor allem Frankreichs, hervorgerufen durch den Flüchtlingsstrom aus Frankreich zur Zeit der Aufklärung und der Revolution.

Literatur von 1500 bis 1800
Die ersten Schriften entstanden im sechzehnten Jahrhundert, wie ein Brief des Bojaren Neacsu aus dem Jahre 1521. Die meisten Schriften bestanden aus Übersetzungen kirchlicher Texte, unter anderem der Apostelgeschichte, einiger Psalter, der Bibel. Die erste vollständige  Bibelübersetzung aus Rumänien stammt aus dem Jahre 1688. Besonders beliebt waren dann auch Volksbücher, mit Inhalt aus dem Westen übernommen, wie die Alexandererzählung "Alexandria", "Sindbad der Seefahrer", "Tausendundeine Nacht", Traum- und Astrologiebücher.
In den beiden folgenden Jahrhunderten entstanden Schriftstücke von Predigten, Verspsalmen, sowie vor allem historische Schriften, die vom polnischen Humanismus beeinflusst waren. Besonders hervorzuheben ist die Einführung des lateinischen Alphabets  statt des kyrillischen. Klassische Literatur und Ideen der Aufklärung und der Revolution aus dem Westen nahmen sich rumänische Autoren immer mehr zum Vorbild.

Literatur von 1800 bis 1900
Besonders stark waren nun Schriften mit Übersetzungen, vor allem aus dem Französischen, vertreten. Aus dem Westen drangen Gedanken aus Klassizismus, der Aufklärung und der Romantik durch. Die Lyrik lehnte sich an die frühere Volksdichtung an, jedoch entstanden auch Texte mit Themen aus Gesellschaft und Nationalpatriotismus. Dramaturgik und geschichtliches Schrifttum nahmen immer mehr zu.

Literatur von 1900 bis heute
Neben Novellen, Romanen, philosophischer Prosa wurden nun immer mehr historische Schriften bevorzugt. Einfluss auf die Literatur hatten auch der Zweite Weltkrieg und die darauf folgende russische Besatzung.
Der sozialistische Realismus behinderte modernere literarische Versuche. In den 60er Jahren fanden dann wieder Dichtung und Rom
ane neues Interesse, über politische Themen  schrieben nun die Autoren weniger. Die Phantastik und die Ästhetik waren jetzt im Vordergrund. Einige Jahre später waren viele Autoren politisch tätig, was dann auch in ihren Schriften zu erkennen ist. Der Liberalismus ermöglichte den Autoren mehr Freiheit in ihrer schriftstellerischen Tätigkeit, somit konnten sie mehr über die kommunistische Gewaltherrschaft berichten. Autobiographien werden nun immer mehr Hauptthema in den Werken. Die rumänische Literatur lehnte sich weiterhin an die westliche Kultur an. Deshalb kann man sie auch als "rumänisch-europäische Literatur" bezeichnen.

Zeitgenössische Schriftsteller

Einige zum Teil mit Preisen ausgezeichnete zeitgenössische Schriftsteller sollen hier erwähnt werden:
Ana Maria Sandu, geboren 1974, erstellte Gedichtbände und Romane. Sie ist freie Journalistin und gilt als eine der besten jüngeren Schriftstellerinnen neuester Zeit.
Besonders hervorzuheben ist ihr 2006 erschienener Roman "Das Mädchen aus dem Schattenhaus", der in Rumänien als einer der besten Romane in den letzten Jahren gilt.
In diesem Buch schildert die Autorin die Geschichte dreier Frauengenerationen, worin das kommunistische Regime in Rumänien einfließt.
Ion Manolescu, geboren 1968, schrieb die Bestsellerromane "Alexandru" und "Im Schleuderkurs", sowie geschichtliche Bände über die kommunistische Epoche Rumäniens.
Lucian Dan Teodorovici, geboren 1975, verfasste neben Prosa Artikel, Essays, Theaterstücke und Drehbücher für Fernsehen und Spielfilme.

Herta Müller

Herta Müllers Eltern gehörten der Deutschen Minderheit in Rumänien an und so wurde sie 1953 als Banater Schwäbin in Nitzkydorf/Rumänien geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Romanistik in Temeswar arbeitete sie als Übersetzerin. Durch ihre Verbindung zu der kritischen Literarischen Gruppe, der Aktionsgruppe Banat, die von der rumänischen Geheimpolizei Securitate verfolgt und später aufgelöst wurde, stand auch sie auf der Liste der zu beobachtenden Personen.
Alle ihre Werke konnten in Rumänien nur stark zensiert veröffentlicht werden. Nach wiederholten Verhören durch die Securitate und Hausdurchsuchungen siedelte sie 1987 nach West-Berlin über.
In ihrem 2009 erschienenen Roman "Atemschaukel" beschreibt sie den Leidensweg eines Gefangenen im sowjetischen Lager. 2009 erhält sie den Nobelpreis für Literatur. "Sensationelle Ehrung für eine Außenseiterin: Die Deutsche Herta Müller erhält den Nobelpreis für Literatur" schreibt Spiegel-Online am achten Oktober 2009.

Karin Gündisch

Karin Gündisch, geboren 1948, stellt vor allem die Situatiuon rumänischer Jugendlicher nach der Aussiedlung dar. Sie studierte Deutsch und Rumänisch in Bukarest.
Dort war sie als Deutschlehrerin tätig, arbeitete aber auch für Rundfunk, Fernsehen und Presse. Seit 1984 lebt sie als freie Autorin in Deutschland. Sie veröfffentlichte Kindergeschichten und ist Coautorin einiger Deutsch-Lehrbücher. 1984 erhielt sie den Rumänischen Kinderbuchpreis.

Einige ihrer Werke und ihr Einsatz
Die Bücher der Autorin beinhalten Episoden aus dem Leben rumänisch-deutscher Aussiedlerkinder. In lustiger und auch spannender Erzählweise lässt sie in "Weit in den Wäldern" erahnen, was die Kinder und ihre Familien in ihrer Heimat erlebt haben. Ängste vor der Gegenwart und Hoffnungen der Kinder werden dem Leser im Buch "In der Fremde" nahe gebracht. Einige Leser befürworten es, dass diese Werke im Deutsch- und Geschichtsunterricht, sowie in der Jugendarbeit eingesetzt werden. "Ein wahrhaftiger Lesegenuss! Ich wünschte mir dieses Buch, in dem sich kritischer Realismus, hochwertige literarische Qualität und Unterhaltung aufs Schönste verbinden, in die Hand eines jeden jungen Menschen", so kommentierte eine Leserin die Leseprobe von "Weit hinter den Wäldern".

Neueste Buchvorstellungen 2011

Dana Grigorcea, geboren1979, stammt aus Bukarest und wird am 14. April 2011 im Literaturhaus in Zürich ihr Erstwerk "Baba Rada, das Leben ist vergänglich wie die Kopfhaare" vorstellen. Ruth Schweikert schreibt über den Inhalt des Buches folgendes: "Baba Rada entwirft wundersam aufregende Erzählflüsse, die durch Zeiten, Menschen, Landschaften und Schicksale mäandrieren; zum Schreien komische, emphatische Geschichten vom Leben, Überleben und Sterben in einem globalisierten Osteuropa, getragen von einer Sprache, die uns die Geschehnisse ebenso hintersinnig wie scharf, ebenso bildhaft wie explizit vor Augen führt".

Preisverleihung an rumänische Autoren

Auf der Leipziger Buchmesse im März 2011 wurden die rumänischen Autoren Radu Aldulescu und Gabriela Adamesteanu geehrt.
Radu Aldulescu, geboren 1954 in Bukarest, ist als freier Journalist tätig. Für den Roman "Jerusalems Propheten" erhielt er den Literaturpreis. In diesem Werk
  schreibt er über die derzeitige rumänische Gesellschaft, über ihr Leben nach der Zeit des Kommunismus.
Gebriela Adamesteanu, geboren 1942 im Targu Ocna, setzte sich vor allem für die Frauenrechte ein und erhielt jetzt für das Werk "Das Treffen" den Literaturpreis. In diesem Buch schildert sie das Leben eines Wissenschaftlers, der nach Italien emigrierte und mit einer Frau verheiratet war, die in Deutschland zur Zeit der Naziherrschaft aufgewachsen war.


Links


Rumänische Literatur


Rumänische Autoren

Karin Gündisch

Rumänische Autoren auf der Leipziger Buchmesse


 
< zurück