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Arbeitskreis Herrnhuter Missionare

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Missionare Westhimalaya

 

Schwieriger Anfang

Die Herrnhuter Gemeine versuchte wiederholt, in Asien Missionsstationen zu errichten.  Schließlich plante die Missionsleitung, die mongolische Steppe über Russland zu erreichen und rief 1852 zur freiwilligen Meldung für dieses Vorhaben auf. Es bewarben sich als Missionare der Tischler Eduard Pagell und der Klempner Wilhelm Heyde. Sie lernten Mongolisch und wurden medizinisch ausgebildet, besonders in der Chirurgie und Geburtshilfe – Fertigkeiten, durch die sie später bei den Einheimischen anerkannt wurden.

 Die Einreise über Russland wurde ihnen verweigert und so reisten sie im August 1853 nach Indien, um im Frühjahr 1854 von Süden über den Himalaya nach Tibet zu gelangen. Doch wurde ihnen an der chinesisch-tibetischen Grenze die Einreise verwehrt.

Sie suchten nun möglichst nahe der chinesischen Grenze einen Ort, von dem aus sie jederzeit aufbrechen konnten und wählten schließlich Kyelang, den Hauptort der vom tibetischen Buddhismus geprägten und seinerzeit englisch-tibetischen Provinz Lahoul in einem Hochgebirgstal des Westhimalaya.

Die englische Regierung unterstützte das junge, bisher noch nie versuchte Unternehmen in jeder Weise, erteilte Residenzerlaubnis und das Recht, 50 Fichten für den Hausbau zu fällen.

Auf dem gekauften Grund und Boden bauten sie ein Missionshaus und bezogen es 1856;
später legten sie Bewässerungskanäle zu ihren eigenen Feldern und Gärten, um sich mit Getreide, Gemüse und Obst zu versorgen. Schon im ersten Jahr hatten sie damit Erfolge. Diese Art der Landwirtschaft erstaunte die Einheimischen und entsprach doch ganz und gar dem Herrnhuter Verständnis von Missionsarbeit.

Kyelang war somit die erste Missionsstation der Herrnhuter Missionare im Westhimalaya und gleichzeitig Ausgangpunkt für weitere Missionsgründungen.

 

Die erste Missionsstation

 Die Wahl des Platzes galt als sehr umsichtig. Kyelang: 32° 32’ N, 77° 06’ E, 10.242 Fuß hoch, nahe Kardang am Ufer des Bhagafluß, im dichtbesiedelten Teil der Provinz, war ein Knotenpunkt der meist begangenen Handelsrouten nach Indien, Zentral Tibet, China, und Turkestan, und mit guter Kontaktmöglichkeit zur Bevölkerung, was wiederum die Absicht Herrnhuter Missions-tätigkeit war.

Nachdem im Frühjahr 1857 Heinrich August Jäschke als dritter Missionar und Junggeselle  in Kyelang eingetroffen war, besorgten sie eine Druckerpresse, übersetzten Schriften und stellten Unterrichtsbücher für die neu gegründete Elementarschule her. Sie begannen nun, die christliche
Botschaft „Gott“ ins Tibetische zu übersetzen.

 Ihre häuslichen Verhältnisse gestalteten sich in dieser Zeit ebenfalls besser durch die Verheiratung mit drei, ihnen aus Deutschland nachgesandten Gefährtinnen, die Anfang November 1859 Kyelang erreichten.                           

Das Gebiet Lahoul ist heute mit Spiti der flächenmäßig größte Verwaltungsdistrikt des  seit 1966 bestehenden indischen Bundesstaats Himachal Pradesh. Das Land wird entlang den
Flusstälern von Chandra (Mondfluß) und Bhaga (Sonnenfluß) bevorzugt besiedelt. Bei Tandi vereinigen sich beide Flüsse zum Chenab, der zu einem der fünf großen Flüsse des heute zwischen Pakistan und Indien geteilten Punjab wird. Sie speisen sich, wie auch die Bewässerungskanäle, ausschließlich aus Gletscherwasser.

 In einem bis zu 6500 Meter hohen Gebirgsmassiv thront der auch von der Bevölkerung in Lahoul als Gottheit verehrte Berg Gephan Lha. Im Norden der Provinz führt der 4900 Meter hohe
Baralacha-Pass über die Hochebene von Rupshu und Changthang weiter nach Ladakh als eine wichtige Verbindung des alten Karawanenweges zwischen der Stadt Leh und dem indischen Flachland.

 Das Klima ist typisch für den gesamten Raum des ‚Niederen Himalaja‘. Das sind einmal die starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht und zum anderen die Extremtemperaturen im Winter und  Sommer – das heißt lange frostige und schneereiche Winter, denn der meiste Niederschlag fällt von Januar bis Mai als Schnee und trockenheiße Sommer, weil die hohen Gebirgsketten vor Kulu den ergiebigen Monsunregen abhalten. Das macht Lahoul, anders als das Kulutal mit seinen dichten Wäldern, zu einer trockenen Bergwüste mit geringer Vegetation und Oasen. Die Hochlagen des Landes sind im Winter bei Temperaturen um –30° Celsius, trockener Luft und eisigem Wind gefährlich und schwer zugänglich, alle Pässe sind zugeschneit. So sind die Baralacha- und Rothangpässe zwischen Ladakh und dem indischen Tiefland im Winter auch heutzutage nicht passierbar. Lahoul ist dann von November bis April regelmäßig von der Außenwelt abgeschlossen.

Die Täler oberhalb 3000 Meter Meereshöhe sind monatelang mit 3 – 4 Fuß hohem Schnee bedeckt. Die Reichen des Landes weichen dann dem extremen Klima vor Wintereinbruch in günstigere Gegenden aus.

 Fernverbindungen

Einst führten durch den Westhimalaja belebte Hauptkarawanenpfade. Heute sind es teilweise ausgebaute Wege und Straßen.

Die KASCHMIR Route führt von Srinagar über den 3529 Meter hohen Zoji-La und folgt den Flussläufen bis Leh. Kurz vor Khalatse (Herrnhuter Missionsstation 1898) trifft der Weg auf die aus Baltistan kommende SKARDU Route, eine als einzige ganzjährig offene und seit
Jahrhunderten bewachte Militärstraße; sie endet heute an der pakistanischen Grenze.

Die LHASA Route führt von Leh entlang des Indus zum Kailash-Berg nach Lhasa.

Die KHOTAN Route, einst Haupthandelsweg von Leh über den 5575 Meter hohen Karakorum Pass nach China, ist heute bis zur Grenze als Militärstraße ausgebaut.

Die MANDI Route verbindet Leh mit dem Süden, bekannt als „Schalwollweg“, auf dem einst die Wolle junger Ziegen nach Indien gebracht und zu Schals verarbeitet wurde. An diesem Handelsweg bauten die Herrnhuter Missionare 1856 ihre erste Station in Kyelang.

Stabilitas Loci

Es war eine „gottverlassene Siedlung in einem Land mit so viel Armut und so viel Kultur“.

Aber das Anwesen  wuchs, es wurden Schulen gegründet, eine meteorologische Beobachtungs- und Messstation eingerichtet. Die Station wurde bekannt und der Familie Heyde zur Heimat, besonders der Missionarsfrau Maria Heyde. Hier erträgt sie geduldig das launische Klima und sie notiert während einer langanhaltenden Dürre: „Da hilft nur etwas zu singen“.

Und als die Kinder aus dem Hause sind, widmete sie sich verstärkt der Strickschule, half bei Übersetzungen und beim Drucken von Missionsliteratur. Das war ihre Wirkungsstätte, hier war sie über Jahrzehnte „ruhender Pol“ der Missionsstation. Während eines geschlossenen Zeitraumes von 15 Jahren verlässt sie nie den Ort und seine Umgebung.

Das Missionarspaar übergab 1889 die Station wohlbestellt, zog zu neuen Aufgaben nach Darjeeling und kehrte 1903 nach Deutschland zurück.

 

[Quellen: A. Nippa et al., F. Seeliger, E. Schlagintweit, in: „Man muss sich raffen… Aus dem Leben von Maria Heyde, Missionarsfrau im Westhimalaya,159 Seiten, 2008: Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm (Hrsg.)]

 

 

 

 

 

 

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